Marathon
Telefon. »Er hat
eine Dreißig auf ein blaues Bild gemalt. Mit dem Blut von
Höllerbach. Sieht aus, als hätte es diesmal einen Kampf
gegeben.«
»Von der Leiche
keine Spur?«
»Natürlich.
Das Blut hat er hier gelassen, die Leiche
mitgenommen.«
»Was für
ein Horrortrip«, stöhnte Remmer. »Ich fahre jetzt
zu diesem Gassmann. Keine Ahnung, ob uns das irgendetwas bringt.
Wir sehen uns im Präsidium.«
»Warte
mal«, sagte Gröber scharf. »Das ist noch nicht
alles. Hast du Polizeifunk gehört?«
Sie verneinte.
Gröber fiel es hörbar schwer, von der erfolglosen
Verfolgungsjagd nach dem unbekannten hageren Mann zu berichten.
Remmer hörte schweigend zu, während sie ihren Wagen
über die Innere Kanalstraße steuerte. Ein paar
Männer luden in strömendem Regen rot-weiße Barken
von einem Lastwagen, mit denen übermorgen während des
Marathons der Verkehr geregelt werden sollte. Am Straßenrand
wurde eine übergroße Reklame einer Uhrenfirma mit dem
Hinweis, dass hier die letzte Zeitmessung vor dem Ziel stattfinden
sollte, installiert.
»Vergiss
es«, unterbrach sie Gröber schließlich, der immer
wieder sein Unverständnis über das Verschwinden des
Unfallfahrers bekundete. »Beruhige dich. Wie machen die das
eigentlich mit
der Zeitmessung bei der Masse an Läufern?«, fragte sie
ihren verdutzten Kollegen.
Sie stellte sich vor,
wie mehrere verzweifelte Menschen mit großen Blöcken und
Stoppuhren am Rand standen und zwanzigtausend Zwischenzeiten hinter
Startnummern notierten.
»Weiß ich
nicht«, stammelte Gröber kleinlaut durch den
Hörer.
»Was hat die
Halterabfrage des Kombis ergeben?«, fragte Remmer
ruhig.
»Ist auch so
eine dumme Geschichte. Der Mann hat den Wagen am letzten Wochenende
auf eine Kleinanzeige in der Zeitung hin gekauft und ihn bislang
nicht umgemeldet. Der Kombi gehört einem braven Familienvater
aus Bickendorf, der dem Käufer seines Wagens blind vertraut
hat und sich keinen Ausweis zeigen ließ, als dieser mit
Michael Groß unterschrieb.«
»Origineller
Name. War das nicht ein Schlagersänger?«
»So was
Ähnliches. Ein Schwimmer.«
»Lass uns
weitermachen, Gröber. Wir sehen uns im
Präsidium.«
Über die
Subbelrather Straße erreichte sie die Ehrenfelder
Leostraße, in der Gassmann mit seiner Ehefrau wohnen sollte.
Ein Anruf bei der Stadtverwaltung, für die Gassmann im
Bauverwaltungsamt arbeitete, hatte ergeben, dass er sich fünf
Tage freigenommen hatte.
Gassmann öffnete
Remmer in einem langen weißen Bademantel die Wohnungstür
in dem schicken Mehrfamilienhaus. Remmer stellte sich vor, Gassmann
bat sie freundlich herein.
»Sie müssen
entschuldigen, ich hatte noch keine Lust, mich anzuziehen«,
sagte Gassmann, während er in die große Altbauküche
ging. Eine ungewöhnliche Situation, fand sie. Ein gut
aussehender, sportlicher Mann im Bademantel bot ihr einen Stuhl und
Kaffee an.
»Danke, Herr
Gassmann. Ich weiß nicht, ob Sie sich denken können,
warum ich hier bin.«
Ingo Gassmann
drückte gewandt ein paar Knöpfe eines
Kaffeevollautomaten, der dann lautstark begann, Bohnen zu
mahlen.
»Geht es um
Frank Vosskamp und Klaus Leuschen?« Gassmann
übertönte mit fester, ruhiger Stimme den Automaten, der
nun in zwei Tassen Kaffee spuckte. »Ich habe überlegt,
ob ich mich bei Ihnen melden sollte, als ich die Geschichte in der
Zeitung gelesen habe.«
»Warum haben
Sie's nicht getan?«
»Ich hab's vor
mir hergeschoben, und dann haben Sie ja auch ohne meine Hilfe
Vosskamps Namen herausbekommen. Vielmehr hätte ich Ihnen auch
nicht sagen können.«
Remmer legte Kopien
der Geburtstagsbilder auf den Küchentisch, auf dem noch Brot
und Marmelade vom Frühstück standen.
»Kennen Sie
diese Bilder? Können Sie sich an die Feier
erinnern?«
Gassmann nahm die
Fotos. Man konnte ihm ansehen, dass er sie noch nie zuvor gesehen
hatte. Er schien sich zu freuen angesichts des schon etwas
vergilbten Zeugnisses vergangener Zeiten.
»Mein Gott, wie
sahen wir da aus. Das sind lustige Bilder. Wo sind die gemacht
worden?« Er zeigte auf sich und lachte.
»Fällt
Ihnen nichts zu den Bildern ein?«
Ingo Gassmann zog
demonstrativ die Augenbrauen hoch. »Was soll mir
einfallen?«
»Kennen Sie
alle, die da zu sehen sind?«
»Ich müsste
ein bisschen nachdenken. Das war bei Vosskamp, oder? Ja, genau. Ein
Geburtstag, ich erinnere mich. Er hatte ein paar Leute von seiner
Schule eingeladen, die kannte ich nur vom Sehen.«
»Und
Leuschen?«
»Das war schon
ein gemeinsamer Freund, würde
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