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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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Wasserhahn hielt, dachte er an den dunklen Friedhof,
an Vosskamp, Leuschen und Höllerbach auf dem Grabstein, wie
sie ihn beobachteten, abschätzig, misstrauisch,
hämisch.
    »Diese
Mistkerle, diese verdammten Mistkerle!«, rief er.
    Das kalte
Leitungswasser lief über seinen Kopf in den Nacken. Langsam
kam die Energie zurück. Er ärgerte sich über sich
selbst. Er hatte sich gehen lassen. Eine Unkonzentriertheit, eine
Nachlässigkeit. Er trocknete sich ab und zog sich an. Dieser
Ruhetag am vorletzten Tag vor dem Start nervte ihn, doch alle
Experten fürs richtige Marathontraining, alle großen
Läufer dieser Welt schienen an diesem verdammten Tag vor dem
Lauf zu pausieren. Also musste es einen Sinn haben. Er entschloss
sich, eine große Runde mit dem Fahrrad durch den Kölner
Norden zu drehen und dann ins Neptunbad zu gehen, um sich in der
Sauna zu entspannen und ein wenig im warmen Wasser zu planschen.
Dort konnte man unter Wasser Musik hören. Leider teilten die
Betreiber des Bades nicht seinen Musikgeschmack.

30
    Die Suche nach einem
Exemplar des »Liber AL vel Legis« bei Leuschen hatte zu
keinem Ergebnis geführt. Seine Frau lag voll gepumpt mit
Psychopharmaka weiter regungslos auf ihrem Krankenbett. Diesmal war
Remmer mit ins Krankenhaus gekommen. Mit Mühe hatte sie den
behandelnden Arzt überreden können, dass sie die Frau
befragen durfte. Remmer stellte ausschließlich Fragen, die
Christina Leuschen durch ein einfaches Nicken oder
Kopfschütteln beantworten konnte.
    Erreicht hatte sie
bislang wenig. Die Ehefrau des Ermordeten hatte nichts von den
anderen Toten gehört, und auch die Frage, ob ihr irgendein
Grund einfallen würde, weshalb jemand ihren Mann auf diese
Weise töten konnte, hatte sie mit einem schwachen
Kopfschütteln verneint. Remmer fragte geduldig weiter. Sie
formulierte lang und umständlich, vermied Pausen. Gröber
konnte spüren, wie sich seine Kollegin zusammenreißen
und konzentrieren musste.
    »Wir kommen
nicht richtig weiter, Frau Leuschen«, sagte Remmer
vorsichtig. »Wir suchen nach einer Verbindung zwischen den
drei Toten. Es kann sein, dass die schon etwas zurückliegt.
Die drei kannten sich als Zwanzigjährige. Vielleicht haben sie
etwas Besonderes zusammen erlebt. Hat Ihr Mann mal etwas
angedeutet?«
    Wieder schüttelte
Leuschen schwach den Kopf.
    »Haben Sie schon
mal was von einem gewissen Crowley gehört? Ein Satanist. Hat
er Ihnen mal was erzählt von schwarzen Messen oder so einem
Zeug?«
    Das Kopfschütteln
wirkte diesmal ein bisschen zögerlicher. Mit einer
Handbewegung signalisierte Remmer Gröber, ihr das Buch zu
geben. Sie hatten Vosskamps Exemplar, das die Spurensicherung in
eine Klarsichtfolie eingepackt hatte, mitgebracht.
    »Kennen Sie
das?«, fragte Remmer, während sie das Buch der Frau
unter die Nase hielt. »Sie haben uns die Erlaubnis gegeben,
Ihr Haus zu durchsuchen. Wir dachten, vielleicht finden wir ein
solches Buch bei Ihnen. Haben Sie's mal in der Hand
gehabt?«
    Christina Leuschen
zögerte, starrte auf den Buchdeckel, auf den ein Symbol
eingestanzt war. Dann nickte sie.
    »Habe ich Sie
richtig verstanden? Sie haben das Buch schon mal in der Hand
gehabt?«
    Die Frau holte tief
Luft.
    »Ja.«
    Remmer beugte sich zu
ihr herunter, zog den Stuhl näher ans Bett.
    »Wir wissen
nicht, ob das was zu bedeuten hat. Alles kann wichtig sein,
vielleicht auch dieses Buch. Woher kennen Sie es?«
    Das Sprechen fiel ihr
schwer. Sie wirkte, als wenn sie jedes einzelne Wort irgendwo in
ihrem Hirn zusammensuchen musste, um die Wörter dann unter
größter Anstrengung aneinander zu reihen.
    »Ich habe es
weggeworfen«, stammelte sie schließlich.
»Wir haben uns darüber gestritten.
Und dann habe ich es in den Müll
geschmissen.«
    Remmer sah sie
fordernd an, wartete ohne weitere Fragen auf weitere
Erklärungen. Leuschen schloss die Augen, schien eine lang
verschüttete Erinnerung aus ihrem Gedächtnis zu
kramen.   
    »Ich hatte es in
einem Umzugskarton gefunden, als ich unser Bücherregal
einräumte. Ich hatte es nie zuvor gesehen. Dann habe ich drin
rumgeblättert und seltsame Sachen gelesen. Ich fand's
vulgär und obszön, einfach ekelig.«
    Sie versuchte, sich
ein wenig aufzurichten.
    »Klaus hat es
aus einem Müllsack wieder rausgeholt und gesagt, dass er's als
Erinnerungsstück gern behalten wolle. Das habe ich nicht
verstanden und ihn gefragt, an was ihn der Dreck erinnern
könnte, all dieses seltsame pseudoreligiöse Gequatsche
über Gewalt, Glauben, Macht und

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