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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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Blut. Ich habe ihm gesagt,
dass ich es sehr ungewöhnlich, ja abstoßend finde, so
ein Buch im Haus zu haben. Da hat er einen Streit angefangen
über Meins und Seins, ich hätte keinen Humor und sei zu
empfindlich und so weiter. Er hat die Tür geschlagen, ist
rausgerannt und hat nach einer Stunde so getan, als wenn nichts
gewesen wäre. Das war's.«
    »Und das
Buch?«, fragte Renner.
    »Hab ich doch
gesagt: Ich habe es weggeschmissen. Wir haben uns nicht oft
gestritten, wissen Sie? Da erinnert man sich gut, vor allem wenn es
um so eine Kleinigkeit wie so ein Esoterik-Buch ging. Hätte er
drauf bestanden, hätte ich's ins Regal
gestellt.«
    »Haben Sie ihn
noch mal danach gefragt, nach diesen
Erinnerungen?«
    »Er hat mir
nichts gesagt. Das Buch sei in seiner Jugend ›in‹
gewesen. Man hätte es cool gefunden, daraus zitieren zu
können. Ich weiß noch, ›cool‹ hat er
gesagt. Hat er sonst selten benutzt, dieses Wort. Dann hat er
irgendeinen dieser Verse zitiert, es ging um den ›wahren
Willen‹ und Disziplin. Er hat drüber gelacht und
gesagt, dass das alles Unsinn aus seiner Vergangenheit sei. Nichts
Wichtiges eben.« 
    Leuschen begann zu
weinen. Dicke Tränen rannen über ihre Wangen,
während sie an ihren Mann dachte.
    »Gelacht hat er
drüber. Wunderbar
gelacht.«       
    »Frau
Leuschen«, versuchte Remmer sie zu weiteren brauchbaren
Erinnerungen zu bringen. »Das ist nicht nur irgendein
Esoterik-Buch. Das ist ein wichtiges Buch für Leute, die sich
Satanisten nennen. Verstehen Sie? Leute, die an Übersinnliches
glauben, an Satan, an die Wirkung von schwarzen Messen und solche
Sachen. Hat Ihr Mann da mal drüber gesprochen? Sind Sie mal
mit so etwas in Kontakt gekommen?«
    Gröber dachte an
die Ziegenscheiße und den Peitschensex. Mal sehen, wie die
einfühlsame Kollegin das Thema Sexualität abhandeln
würde. Christina Leuschen wirkte nicht wie eine, die sich zu
ungewöhnlichen Sexualpraktiken überreden
ließ.
    »Es war mal ein
Mann bei uns«, erinnerte sich Leuschen, nachdem sie ein wenig
nachgedacht hatte. »Ein seltsamer Mann, ganz schwarz
gekleidet, mit langen schwarzen Haaren. Hat eine Zigarette nach der
anderen geraucht. Der hatte sich mitten in unseren Vorgarten
gestellt, einfach so. Er stand da und ging nicht mehr weg. Hat sich
kaum gerührt, nur einmal gegen unsere Hauswand gepinkelt.
Klaus hat gesagt, ich soll mich nicht um ihn kümmern. Das sei
ein Bekannter aus alten Tagen, der sich freiwillig ins
Landeskrankenhaus eingeliefert habe. Als er nach einer Stunde immer
noch da stand, wollte ich die Polizei holen. Da ist Klaus zu ihm
rausgegangen. Ich habe am Fenster gestanden und gehört, wie
ihn der Mann angebrüllt hat. Er werde zur Strafe verrecken und
im Feuer verbrennen. Er hat ihn immerzu Heide genannt. Er sei
gekommen, um zu sehen, wie ein Verräter lebe. Solche Dinge hat
der Mann geschrien, während Klaus versuchte, ihn zu beruhigen.
Es war richtig unheimlich. Schließlich ist die Polizei
gekommen, weil sie ein Nachbar angerufen hatte. Die haben den Mann
dann mitgenommen.«
    Remmer wartete
vergebens auf eine Fortsetzung der Geschichte. Auch damals habe ihr
Mann nur gelacht, als er wieder ins Haus gekommen war, sagte
Leuschen.
    »Hat Ihr Mann
Ihnen den Namen des Mannes gesagt?«
    Leuschen musste nicht
lange nachdenken.
    »Nein. Aber er
hat ihn mir selbst gesagt. Mehrmals. Er hat noch ein paar Mal angerufen. Beim
ersten Mal hat er gesagt, dass er der Mann sei, der uns einen
Besuch abgestattet hätte und dann von der Polizei abgeholt
worden sei. Er hat mich beschimpft, weil er dachte, ich hätte
das veranlasst. Jedes Gespräch endete dann damit, dass er
sagte: Grüß deinen Mann herzlich von seinem alten Freund
Andreas Gollembeck. Er komme bald wieder.«
    Bei den letzten Worten
stockte sie. Nur langsam wurde ihr klar, was sie da gerade gesagt
hatte. War der Mann aus dem Garten wiedergekommen, um Klaus zu
töten? Remmer dachte das Gleiche, gab Gröber ein Zeichen,
sofort Kontakt mit der Leitstelle aufzunehmen. Er verließ
leise das Zimmer.
    »Wie oft hat er
angerufen? Wann zuletzt?«, fragte Remmer.
    »Fünf Mal
vielleicht. Ich weiß nicht, ob er danach weiter mit Klaus
gesprochen hat. Vielleicht hat er ihn auf der Arbeit oder am Handy
angerufen. Die Sache mit dem Vorgarten ist lange her. Wir waren
gerade eingezogen. Vor fünf Jahren war das ungefähr.
Angerufen hat er dann noch drei, vier Monate
später.«
    Remmer war die
Enttäuschung deutlich anzusehen. Das war lange her.

31
    Der

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