Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
Vom Netzwerk:
ein paar Eier mit Schinken, ich habe nämlich immer noch einen Riesenhunger, auch wenn wir nicht in Sydney sind.«
    »Wer hat dich großgezogen, nachdem deine Eltern gestorben waren?«
    »Du bist überhaupt nicht hartnäckig, oder?«
    »Nein, kein bisschen.«
    »Das alles ist völlig unwichtig. Es braucht uns nicht zu interessieren, wir haben viel Wichtigeres zu tun.«
    »Mich interessiert es aber zu wissen, was dir in deinem Leben widerfahren ist, dass du zu so etwas fähig bist.«
    »Fähig wozu?«
    »Du lässt alles stehen und liegen und kümmerst dich um einen Schatten von Frau, die du nicht kennst, und das ganze nicht mit der Absicht, sie rumzukriegen. Das macht mich neugierig.«
    »Du wirst mich jetzt nicht analysieren, das ist nämlich weder 77
    nötig, noch habe ich Lust dazu. Es gibt keine dunklen Geheimnisse, verstehst du? Es gibt eine Vergangenheit, die so konkret und definitiv ist, wie nur irgend möglich, eben weil sie vergangen, also schon geschehen ist.«
    »Ich habe also nicht das Recht, dich kennen zu lernen?«
    »Doch, selbstverständlich hast du das, aber du willst meine Vergangenheit kennen lernen, nicht mich.«
    »Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Nein, aber es ist eine sehr persönliche, nicht besonders lustige und recht lange Geschichte, und es geht jetzt um etwas anderes.«
    »Gibt es einen Grund zur Eile? Wir haben uns gerade zwei Tage und Nächte nonstop mit dem Koma beschäftigt und könnten uns ruhig eine Pause gönnen.«
    »Du hättest Anwältin werden sollen!«
    »Ja, aber ich bin Ärztin! Antworte mir.«
    Er schob die Arbeit vor. Er habe jetzt keine Zeit, ihr zu antworten. Schweigend aß er seine Eier auf, legte den Teller ins Spülbecken und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
    Er drehte sich zu Lauren um, die auf dem Sofa saß.
    »Hast du in deinem Leben viele Frauen gehabt?« fragte sie, ohne aufzusehen.
    »Wenn man liebt, dann zählt man nicht!«
    »Du sagst, du brauchst keinen Analytiker! Und solche, >die zählen<, hast du davon viele gehabt?«
    »Und du?«
    »Ich hab' zuerst gefragt.«
    Er antwortete ihr, dass er dreimal geliebt habe, einmal als Junge, einmal als junger Mann und einmal als »nicht mehr ganz so junger Mann« auf dem Weg, ein Mann zu werden, aber eben noch nicht ganz, sonst wäre er mit jener Frau noch zusammen. Sie fand seine Antwort fair, wollte aber gleich wissen, wieso es nicht funktioniert habe. Er meinte, das läge daran, dass er zu kompromisslos sei. »Besitzergreifend?«
    78
    fragte sie, aber er bestand auf dem Wort »kompromisslos«.
    »Meine Mutter hat mich mit Geschichten von der
    vollkommenen Liebe hochgepäppelt. Es ist ziemlich hinderlich, wenn man zu viele Idealvorstellungen hat.«
    »Warum?«
    »Man setzt sehr hohe Maßstäbe.«
    »Dem anderen?«
    »Nein, sich selbst.«
    Sie hätte gern gehabt, dass er weiter erzählte, aber er fürchtete, altmodisch zu wirken und sich lächerlich zu machen.
    »Lass es doch einfach darauf ankommen«, ermunterte Lauren ihn.
    Da er wusste, dass er sowieso keine Chance hatte, sie von diesem Thema abzubringen, entschied er sich dafür, das Risiko einzugehen.
    »Das Glück erkennen, wenn es vor einem liegt, den Mut und die Entschlossenheit haben, es aufzuheben und in die Arme zu schließen ... und es festzuhalten. Das ist die Intelligenz des Herzens. Verstand ohne Gefühl ist reine Logik, und das ist nichts Besonderes.«
    »Also hat sie dich verlassen!«
    Arthur antwortete nicht.
    »Und du bist noch nicht wieder geheilt.«
    »O doch, ich bin geheilt, aber ich war gar nicht krank.«
    »Du hast sie nicht richtig geliebt?«
    »Niemand ist Herr über sein Glück, manchmal hat man Dusel und bekommt einen Pachtvertrag. Aber man muß die Miete immer sehr pünktlich zahlen, sonst fliegt man sofort wieder raus.«
    »Sehr beruhigend, was du da erzählst.«
    »Jeder hat Angst vor dem Alltag, als wäre er ein unvermeidliches Übel, das nur Gewohnheit und Langeweile mit sich bringt. Aber daran glaube ich nicht ...«
    »Woran also dann?«
    79
    »Ich glaube, dass wir gerade im Alltag zu Komplizen werden. Anstatt Gewohnheiten einreißen zu lassen, können wir gerade dort den Luxus wie das Banale erfinden, den Überschwang vom Gewöhnlichen abheben.«
    Er redete von den Früchten, die man nicht pflückt, die man sogar noch am Boden verfaulen lässt. »Vom Nektar des Glücks, den man niemals kostet, aus Nachlässigkeit, aus Gewohnheit, aus Gewissheit und Eitelkeit.«
    »Hast du Erfahrung darin?«
    »Nicht wirklich, es ist nur

Weitere Kostenlose Bücher