Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
einen hätte sie Nic niemals so küssen können, wenn er mit jemand anderem zusammen war. Und zum anderen war diese Frau verheiratet. Zumindest sah das an ihrer linken Hand schwer nach einem Ehering aus.
„Wie lange arbeiten Sie denn schon für
Wild Sea
, Maggie?“, wollte Brenna wissen.
„Seit fast neun Jahren.“ Maggie grinste. „Irgendwie absurd, denn obwohl ich jeden Tag mit Wein zu tun habe, trinke ich nie welchen.“
Brenna lachte. „Weiß Nic das?“
„Ja, und es macht ihn fast wahnsinnig. Einmal hat er versucht, mir eine Schulung zu geben. Aber ich bin während seiner Erklärungen immer eingeschlafen.“ Sie deutete auf einen der Stahltanks. „Deshalb muss ich jetzt auch fragen, was Sie da eigentlich gerade machen.“
„Ich mache Chardonnay“, erwiderte Brenna. „Ein Teil der Trauben gärt in Eichenfässern. Und der andere Teil hier in diesen Stahltanks. In Metallbehältern kann man die Temperatur leichter kontrollieren. Aber in den Fässern entwickeln sich die einzelnen Geschmacks…“
Sie unterbrach sich und hob die Hände. „Sorry. Bei diesem Thema rede ich immer viel zu viel.“
„Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich finde es toll, wenn jemand sich für seine Arbeit begeistert.“
„Das hier ist einfach unglaublich wichtig für mich. Ich habe so lange auf die Chance gewartet, meinen eigenen Wein zu machen. Und jetzt ist es endlich soweit. Eine Million Dollar sind viel Geld, aber ich übernehme ja auch die volle Haftung, wenn etwas schiefgeht.“
„Könnte es denn schiefgehen?“, hakte Maggie nach.
„Klar. Weinherstellung hat viel mit Technik und Erfahrung zu tun. Aber es ist auch eine Kunst. Manchmal muss man auch mutig sein und herumexperimentieren.“
„Tun das nicht alle?“, erkundigte sich Maggie.
„Die meisten schon. Aber je größer der Betrieb, desto schwieriger wird es, bei jedem Schritt dabei zu sein. Ich kann das. Und deshalb wird mein Wein etwas ganz Besonderes.“
Brenna hielt inne und seufzte. „Jetzt habe ich es schon wieder getan! Ich verspreche: kein weiteres Wort mehr über Wein!“
Maggie schüttelte den Kopf. „Begeisterung ist doch toll. Ich selbst könnte zum Beispiel endlos über meine Tochter reden.“ Sie lachte. „Das klingt jetzt irgendwie gemein. Natürlich liebe ich meinen Mann wie verrückt. Er ist einfach wundervoll, aber ein Kind ist noch mal etwas ganz anderes.“
„Bestimmt“, erwiderte Brenna.
Maggie blickte auf die Uhr. „Und wenn ich schon mal beim Thema bin: Ich muss nach Hause, zu Annie. Wir machen heute einen Mädels abend, weil ihr Daddy lange arbeiten muss.“ Sie streckte die Hand aus. „Freut mich, dass wir uns kennengelernt haben, Brenna.“
„Ja, freut mich auch“, sagte Brenna und gab ihr die Hand.
Dann sah sie Maggie hinterher, die grazil zum Ausgang schritt. Irgendwie fühlte sieh Brenna, als hätte sie gerade ein Bus überfahren. Was, zum Teufel, sollte das denn? Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, dass Nics Finanzchefin sie ausspionieren wollte. Aber wieso? Das Darlehen hatte Nic ihr, Brenna, ja schon gegeben. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte Maggie das nicht mehr verhindern können.
„Merkwürdig. Sehr merkwürdig“, murmelte Brenna kopfschüttelnd.
War es falsch, sich in eine Traube zu verlieben? Brenna hoffte, dass es nicht so war. Denn sie glaubte, dass ihr Pinot einzigartig war.
Sie stand neben dem Schotterweg und blickte auf ihre perfekten, unglaublich wundervollen zwei Hektar Land. Im Westen erstreckte sich, soweit das Auge reichte, der Pazifische Ozean. Im Osten waren die Ausläufer der Berge zu sehen. Und dazwischen – dazwischen lag das Paradies.
Sie wusste, dass manche Menschen es für Verschwendung halten würden, hier Wein anzubauen. Und natürlich, auf diesem Land hätte man eine Reihe von Luxusvillen errichten können. Aber das wäre nicht nur kurzsichtig gewesen, sondern auch seelenlos.
Brenna bückte sich zu einem der Weinstöcke hinab und bewunderte die wohlgeformten Früchte.
Besser konnte es kaum noch werden! Jede einzelne Traube war perfekt gerundet und schimmerte seidig im Sonnenlicht. Schon jetzt konnte Brenna den Geschmack auf der Zunge spüren. Und als sie eines ihrer kleinen Schätzchen abpflückte und hineinbiss, musste sie doch tatsächlich leise aufstöhnen. Wie peinlich! Aber zum Glück war hier draußen ja niemand außer ihr.
Im selben Moment hörte sie in der Ferne ein Brummen. War das etwa ein Motorrad? Sofort begann ihr Herz schneller zu
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