Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
„Scheiß wütend.“
Francesca warf Mia einen mahnenden Blick zu. „Mit der Liebe ist das nicht so einfach. Du kannst jemanden dafür hassen, was er tut, ihn aber trotzdem lieben.“
„Ich komme schon drüber weg“, erwiderte Brenna. Hoffentlich war das keine Lüge.
„Du musst nicht mit den Kleidern helfen“, sagte Katie. „Wenn es dir nicht gut geht, dann lass es einfach. Wir schaffen das auch ohne dich.“
„Hallo? Ich bin immer noch ein Mitglied dieser Familie“, erinnerte Brenna sie. „Natürlich will ich an euren Brautkleidern mitarbeiten. Und ich möchte, dass ihr beide ganz, ganz glücklich werdet. Ich freue mich für euch und kann es kaum erwarten, auf eurer Hochzeit zu tanzen. Ich brauche nur etwas Zeit.“
Ihre Schwestern wirkten noch immer nicht überzeugt, aber immerhin wechselten sie endlich mal das Thema. Mia erzählte von den Kursen, die sie ab der kommenden Woche belegen würde, wenn das College wieder anfing, Und Katie brachte sie alle mit einer witzigen Geschichte über eine Firmenparty zum Lachen, bei der sie das Catering gemacht hatte. Brenna hörte zu, nickte und lachte an den Stellen, an denen es erwartet wurde. Manchmal streute sie sogar die eine oder andere Bemerkung ein. Hey! Wenn das mal keine gute Imitation von jemandem war, der die Dinge total im Griff hatte. Sie wollte einfach nicht, dass ihre Schwestern merkten, wie sehr das alles sie noch schmerzte. Gegen ihren derzeitigen Kummer war die Trennung von Jeff ein Witz gewesen. Was nur ein weiteres Indiz dafür war, wie wenig sie ihren Exmann in Wahrheit geliebt hatte – ganz im Gegensatz zu Nic. Ihn zu lieben war der reinste Höllentrip. Und trotzdem konnte sie einfach nicht damit aufhören.
Gib dir Zeit, ermahnte sie sich im Stillen. Schließlich soll die Zeit doch alle Wunden heilen.
Es war Mitte Oktober. Jetzt würden die Weinreben die wohlverdiente Winterruhe bekommen. Gemeinsam gingen Brenna und ihr Großvater über die Felder und kontrollierten die Pflanzen. Der Himmel war wolkenlos, die Nachmittagssonne sorgte für milde Temperaturen. Trotzdem fror Brenna – wie so oft in letzter Zeit. Sie schlief einfach viel zu wenig, und Essen interessierte sie noch immer nicht. Nicht einmal Grandma Tessas Kochkünste hatten sie am vergangenen Abend verlocken können. Wenn sie so weitermachte, war sie bald dünner als Francesca.
„Gestern habe ich deinen Pinot probiert“, sagte Lorenzo. „Es ist noch zu früh, um sicher zu sein. Aber ich denke, dass du vielleicht recht hattest mit diesem Land, das du dir gekauft hast.“
Brenna legte sich eine Hand auf die Brust. „Vorsicht, Grandpa. Noch mehr solche Schocks, und mein Herz bleibt stehen.“
Er ignorierte sie. „Ich denke, wir sollten nach mehr Land an der Küste Ausschau halten. Mit dem Nebel und der salzigen Luft gibt das den Trauben einen ganz besonderen Geschmack.“
Verwirrt starrte sie ihn an. „Du willst Land kaufen? Fremdes Land für den Marcelli-Wein? Was würden da nur unsere Vorfahren sagen?“
Seine Augen wurden schmal. „Du hast mir als Mädchen nie den gebührenden Respekt erwiesen. Jetzt bist du eine Frau. Aber es ist nicht besser geworden.“
„Wahrscheinlich nicht, aber ist ja auch egal. Wow. Ich weiß gar nicht, was ich denken soll. Letzte Woche hast du mich die Entscheidung über die Chardonnay-Etiketten fällen lassen. Und jetzt das. Was kommt denn als Nächstes? Darf ich bald die Premium-Trauben für meine Cuvee verwenden?“
„Wenn man dir den kleinen Finger gibt…“, grummelte er.
„Ich habe ein Ziel, und das will ich erreichen.“
Lorenzo grinste stolz. „Gut so, mein Mädchen.“
Brenna lachte. Sie und ihr Großvater stritten sich immer noch. Aber zum Glück nicht mehr so oft wie früher. Inzwischen hörte er sich manchmal sogar ihre Argumente an und sie sich seine Reden über die Tradition. Natürlich war ein Teil von ihr immer noch wütend darüber, dass der alte Mann sie diesem Test unterzogen hatte. Trotzdem konnte sie es auch irgendwie verstehen. Veränderungen brauchten eben Zeit. Und es war ein großer Schritt für ihren Großvater, einer Frau die Leitung des Weinguts anzuvertrauen.
Er zog ein altes Buch aus seiner Jackentasche und klopfte auf den brüchigen Einband. „Ich habe das hier gelesen.“
Brenna erkannte Sophias Tagebuch. Mia hatte es bei diesem schrecklichen Gespräch in der Bibliothek dabeigehabt.
Der Anblick der vergilbten Seiten ließ Brenna an Nic denken. Aber das tat sie ohnehin ständig.
„Mia hat
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