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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Verneigungen, sagten salaam, und -immer noch gebeugt begrüßte mein Vater den Shahinshah auf Farsi und hob dann auf beiden Händen den Brief des Kubilai Khan in die Höhe. Der Shah nahm ihn in Empfang und las laut die Begrüßungsformel vor: »Allererhabendste, mächtigste, hochedle, erlauchte und ehrenwerte, weise und kluge Kaiser, Ilkhani, Shahi, Könige, Fürsten, Prinzen, Herzöge, Grafen, Barone und Ritter und desgleichen Magistrate, Beamte, Rechtsgeber und Regenten aller guten Städte und Orte weltlicher wie kirchlicher Art, die Ihr diesen Freibrief lest oder vorgelesen bekommt...«
    Nachdem er das ganze Schreiben durchgelesen, hieß der
    Shahinshah uns willkommen und redete einen jeden von uns mit »Mirza Polo« an. Das war ein wenig verwirrend, da ich angenommen hatte, Mirza laute einer seiner Namen. Nach und nach merkte ich jedoch, daß er dieses Wort als respektvolle Anrede vor den Namen setzte, so wie die Araber das Wort Scheich benutzen. Und schließlich ging mir auf, daß Mirza bei einem Namen nichts weiter bedeutete als das Messere in Venedig; es dann jedoch, wenn es an einen Namen angehängt wird, soviel wie ›von königlichem Geblüt‹ bedeutet. Der Shah hieß eigentlich schlicht nur Zaman, und sein vollständiger Titel Shahinshah bedeutete Shah Aller Shahi. Die Dame neben ihm stellte er als seine Erste Königliche Gemahlin oder Shahryar vor, die Zahd hieß.
    Mehr sollte er an diesem Tag praktisch nicht sagen, denn nachdem sie erst einmal vorgestellt und damit zur Teilnahme an der Unterhaltung aufgefordert worden war, erwies die Shahryar Zahd sich als eine höchst redselige Plauderin, deren Redefluß kein Ende finden wollte. Nachdem sie ihrem Gemahl zunächst ins Wort gefallen war und ihn hinterher einfach nicht mehr zu Wort kommen ließ, ließ sie uns ihr eigenes Willkommen in Persien und Baghdad und im Palast zuteil werden. Die Wache, die uns begleitet hatte, schickte sie zurück ans Tor, schlug dann einen kleinen neben ihr stehenden Gong, um den Major-domus des Palasts herbeizurufen, der, wie sie uns erklärte, wazir genannt wurde, und beauftragte eben diesen wazir, Unterkünfte im Palast für uns vorzubereiten und uns Palastdiener zuzuweisen, um uns dann den anderen beiden Frauen im Raum vorzustellen: die eine sei ihre Mutter, die andere ihre und Shah Zamans älteste Tochter, wonach sie uns darüber ins Bild setzte, sie selbst, Zahd Mirza, sei eine direkte Nachkommin der legendären Balkis, Königin von Sabaea -ihre Mutter und ihre Tochter auch, wie es sich von selbst verstehe -, und sie wolle uns nur darauf hinweisen, daß das berühmte Treffen zwischen Königin Balkis mit dem Padshah Solaiman sowohl in den Annalen des Islam als auch in denen des mosaischen und christlichen Glaubens aufgezeichnet sei (eine Bemerkung, die mich instand setzte, in den Genannten die biblische Königin von Saba und König Salomo zu erkennen), um uns danach weiterhin darüber zu informieren, daß die Sabaeasche Königin Balkis selbst eine jinniyeh sei, die von einem Dämon namens Eblis abstamme, dem Obersten aller dämonischen jinni, und außerdem...
    »Bitte, Mirza Polo«, wandte sich der Shah geradezu verzweifelt an meinen Vater, »berichtet uns doch von Eurer bisherigen Reise.«
    Wie gebeten, hob mein Vater zu einem Reisebericht an, war aber kaum aus der Lagune von Venedig herausgekommen, als die Shahryar Zahd mit einer schwelgerischen Beschreibung einiger erlesener Stücke der Muranoer Glaskunst aufwartete, die sie vor kurzem von einem reisenden venezianischen Kaufmann in ihrer Stadt erstanden habe, was sie aber an eine alte, jedoch wenig bekannte persische Geschichte von einem Glasbläser erinnere, der vor langer Zeit einmal ein Pferd aus Glas blies und einen jinni bewog, einen Zauber zu wirken, welcher das Pferd instand setzte zu fliegen wie ein Vogel, und...
    Das Märchen war durchaus interessant, aber unglaubwürdig, und so gestattete ich mir, meine Aufmerksamkeit den beiden anderen Frauen im Raum zuzuwenden.
    Allein die Tatsache, daß Frauen überhaupt an einer Begegnung zwischen Männern teilnahmen -von der durch nichts zum Stocken zu bringenden Redseligkeit der Shahryar ganz zu schweigen -, bewies, daß die Perser ihre Frauen nicht abschirmen, für sich allein beanspruchen und unterdrücken wie die meisten anderen Muslime. Die Augen aller drei Frauen waren über einem \\a\bchadorzu sehen, der überdies recht durchsichtig war und weder Nase, Mund noch Kinn vollständig verhüllte. Am Oberkörper trugen sie

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