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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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kann ein Herr denn noch mehr wünschen?« sagte Onkel Mafio, und vielleicht war das ehrlich gemeint, vielleicht aber auch sarkastisch.
    »Nun, als Beschließer zieht man für gewöhnlich etwas Besonderes vor, den eunuque extraordinam. Denn ihm ist es bestimmt, den anderun zu bewachen und darin zu leben. Der anderun aber ist jener Teil eines Anwesens, in dem die Frauen und Konkubinen eines großen Herrn leben. Und diese Frauen können zumal dann, wenn ihnen die Gunst des Bettes ihres Herrn nicht häufig zuteil wird, recht unternehmenslustig und einfallsreich sein, auch noch mit schlaffem, nichterregbarem männlichem Fleisch. Ein solcher Sklave muß daher seines gesamten Apparats verlustig gehen -also nicht nur der Hoden, sondern auch des Glieds. Und beides zu entfernen, ist schon eine ernsthafte Operation, die gar nicht so einfach auszuführen ist. Seht nur da hinten und schaut: die Ware wird genau
    untersucht.« Wir wandten unsere Blicke in die angegebene Richtung. Der Händler hatte die beiden Sklaven angewiesen, ihren paijamah fallen zu lassen, und so standen sie jetzt da, den unbestechlichen Blicken eines älteren persischen Juden preisgegeben. Der fette Schwarze war zwischen den Beinen unbehaart und wies keinerlei Hodensack auf, besaß jedoch ein Glied von nicht unbeträchtlicher Größe -nur abstoßend schwarz und violett sah es aus. Ich nahm an, falls eine Frau aus dem anderun, die verzweifelt nach einem Mann begehrte und so verworfen war, dieses schlaffe Ding in sich haben zu wollen, Mittel und Wege fand, es mit Hilfe irgendeiner Art von Schiene oder anderer Stütze zu versteifen. Der weit stattlichere Russniake besaß jedoch nicht einmal dies schlaffe Anhängsel. Er hatte nichts vorzuweisen als einen Busch bloßer Schamhaare und einer Art von kleinem weißen Stift, der grotesk aus dem Haarwuchs hervorschaute. Ansonsten war sein Schritt gesichtslos wie der einer Frau.
    »Bruto barabäo!« knurrte Onkel Mafio. »Aber wie wird es denn
    nun gemacht, Jamshid?« Bar jeden Ausdrucks, als lese er etwas aus einem medizinischen Lehrbuch vor, sagte der wazir. »Der Sklave wird in einen Raum gebracht, der erfüllt ist vom Rauch schwelender banj-Blätter. Dort setzt man ihn in ein heißes Bad und flößt ihm einen Theriak-Aufguß ein. All dies soll dazu dienen, sein Schmerzempfinden abzustumpfen. Der hakim, der die Operation durchführt, nimmt ein langes Band und wickelt es fest um ihn herum; er fängt bei der Spitze des Sklavenpenis an und windet es weiter nach unten bis zur Wurzel, wobei er Hodensack und Hoden mit einwickelt und ein griffiges Paket daraus macht. Mit einem besonders scharfen Messer entfernt der hakim mit einem einzigen Schnitt das ganze umwickelte Bündel. Die Wunde wird augenblicklich mit einem blutstillenden Mittel aus zermahlenen Rosinen, Bovist und Alaun behandelt. Ist die Blutung gestillt, führt er einen sauberen Federkiel ein, der dort bleibt, solange der Sklave lebt. Denn die Hauptgefahr bei der ganzen Operation besteht darin, daß der Urinkanal beim Verheilen der Wunde zuwächst. Hat der Sklave nach drei oder vier Tagen durch den Federkiel immer noch kein Wasser gelassen, muß er sterben. Und so traurig es ist, aber in etwa drei von fünf Fällen läuft es darauf hinaus.«
    »Capon mal caponä!« entfuhr es meinem Vater. »Das klingt ja grauenhaft. Seid Ihr wirklich jemals Zeuge einer solchen Prozedur gewesen?«
    »Ja«, erklärte Jamshid. »Ich habe recht interessiert zugesehen,
    als sie bei mir vorgenommen wurde.« Ich hätte längst begreifen müssen, daß dies der Grund für sein stets schwermütiges Dreinschauen sein müsse, und den Mund halten sollen. Statt dessen platzte ich jetzt damit heraus: »Aber Ihr seid nicht dick, wazir, und Ihr habt einen vollen Bart.«
    Er ließ mich meine Unverschämtheit nicht vergelten, sondern entgegnete: »Diejenigen, welche die Kastration als Kind über sich ergehen lassen müssen, bekommen nie einen Bart, und ihre Körper entwickeln geradezu weibliche Rundungen manchmal bekommen sie sogar schwere Brüste. Doch wenn ein Sklave die Operation nach der Reife über sich ergehen lassen muß, bleibt er zumindest dem Aussehen nach ein Mann. Ich war ein erwachsener Mann mit Frau und Sohn, als unsere Landwirtschaft von kurdischen Sklavenjägern überfallen wurde. Die Kurden suchten nur kräftige Arbeitssklaven, und so blieb meiner
    Frau und meinem kleinen Sohn mein Los erspart. Es wurde ihnen beiden nur mehrere Male Gewalt angetan -dann hat man sie

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