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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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das völlig verängstigte Tier am Zügel erwischte und der Vorführung ein Ende setzen konnte.
    Die rötlichgelbe Mähne des Pferdchens war seidig gebürstet, doch sein ebenso auffällig gefärbter Schweif war völlig zerzaust und in Unordnung geraten -genauso wie die Bekleidung der unteren Regionen des Mannes, dem die Beinlinge seines paijamah um die Fußknöchel schlotterten. Einen Moment saß er da, viel zu sehr außer Atem, als daß er eine Flut von leisen Verwünschungen in mehreren Sprachen von sich gegeben hätte. Dann zog er hastig sein Beinkleid in die Höhe, während es jetzt am Sklavenhändler war, auf ihn zuzukommen, sich über ihn zu beugen und ihn mit einer Flut von Beschimpfungen zu überhäufen und so lange mit Fußtritten zu traktieren, bis er auf die Beine gekommen war. Der Sklave mochte etwa so alt sein wie mein Vater, doch sein struppiger Bart schien erst zwei Wochen alt und verbarg keineswegs sein auffallend fliehendes Kinn. Er besaß zwei glänzende und überaus bewegliche Schweinsäuglein und eine große fleischige Nase, die ihm buchstäblich über die fleischigen Lippen fiel. Zwar war er nicht größer als ich, doch dafür wesentlich dicker und wies einen Hängebauch auf, der die gleiche fallende Tendenz hatte wie seine Nase. Alles in allem hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Kamelvogel.
    »Meine neue Stute!« erboste sich der Händler in Farsi und fuhr fort, den Sklaven mit Tritten zu malträtieren. »Unsäglicher Lump, du!«
    »Das tückische Biest ist rumgelaufen, Herr«, wimmerte der
    Lump und hob dabei schutzsuchend und abwehrend die Arme über den Kopf. »Ich mußte hinterher...«
    »Willst du mir weismachen, das Pferd wäre Abgelaufen? Und in den Wagen geklettert* Du willst mir um den Bart gehen, wie du dem unschuldigen Pferdchen ums Hinterteil gehst, du fluchwürdiges widernatürliches Stück, du!«
    »Aber das müßt Ihr mir doch zugute halten, Herr«, rief der Sodomit mit klagender Stimme. »Eure Stute hätte weiter weglaufen können und wäre für immer verloren gewesen. Oder ich hätte mit ihr fliehen und entkommen können!«
    »Bismillahl Ich wünschte, es wäre so! Du stellst eine
     
    Beleidigung dar für die edle Einrichtung der Sklaverei!«
    »Dann verkauft mich, Herr!« sagte die Beleidigung schniefend.
    »Dreht mich irgendeinem ahnungslosen Käufer an, damit Ihr
    mich für immer los seid'«
     
    »Estag farulla!« wandte der Händler sich lautstark in
    inbrünstigem Gebet an den Himmel. »Allah vergib mir meine
    Sünden; denn gerade das meinte ich, endlich geschafft zu
    haben. Diese Herren hätten dich vielleicht gekauft, Abschaum doch jetzt haben sie dich dabei erwischt, wie du ausgerechnet
    meine beste Stute bestiegen hast!«
     
    »Oh, gegen diese Beschuldigung verwahre ich mich, Herr!«
    erklärte der Abschaum und wagte es, mit dem Brustton der
    Überzeugung weiterzusprechen. »Ich habe schon weit bessere
    Stuten gehabt!«
     
    Der Sklavenhändler, dem es die Sprache verschlug, ballte die
     
    Fäuste, knirschte mit den Zähnen und machte laut: »Arrrgh!«
    Jamshid unterbrach ihn bei diesem einzigartigen Ausbruch und
    sagte streng: »Mirza Händler, ich habe den messieurs
    versichert, Ihr wäret ein Mann, der gute Ware zu verkaufe n hat
    und auf dessen Wort man sich verlassen kann!«
     
    »Bei Allah, das bin ich auch, wazir Nie würde ich ihnen diese
    wandelnde Pestbeule verkaufen - nicht einmal schenken würde

ich sie ihnen! Nicht einmal Awwa, der alten Vettel von Ehefrau
    des Teufel Shaitan würde ich sie verkaufen, das schwöre ich jedenfalls jetzt nicht mehr, wo ich um seine wahre Natur weiß!
    Ich bitte die messieurs aufrichtig um Verzeihung. Und auch
    dieses Miststück hier wird sich entschuldigen! Hörst du mich?
    Entschuldige dich dafür, wie abscheulich du dich aufgeführt
    hast! Erniedrige dich! Red schon, Nasenloch!«
     
    »Nasenloch?« riefen wir wie aus einem Mund.
    »Ja, so lautet mein Name, gütige Herren!« sagte der Sklave
    freilich in einem Ton, mit dem er wahrhaftig nicht um
    Verzeihung zu heischen schien. »Ich habe noch andere
    Namen, doch meistens ruft man mich Nasenloch, und das aus
    gutem Grund.«
     
    Er hob einen schmutzstarrenden Finger an seine Hängenase und schob die Spitze in die Höhe, um sehen zu lassen, daß er anstelle zweier Nasenlöcher nur ein großes hatte. Dieser Anblick wäre schon an sich abstoßend genug gewesen, wurde es aber noch mehr dadurch, daß eine Menge verrotzter Haare daraus hervorsproß.
    »Eine

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