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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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und Myrrhe, Weihrauch und Rosenwasser. Da gab es Beutelchen mit einem nahezu unfaßlich feinen Gras, von dem Jamshid sagte, es handele sich um Farnsamen, die nur jenen, die auch die dazugehörigen magischen Beschwörungsformeln beherrschten, halfen, sich unsichtbar zu machen. Außerdem gab es dort ein Theriak genanntes, aus Samen und Blütenblättern von Mohnblumen gewonnenes Öl, von dem Jamshid behauptete, Ärzte verschrieben es als krampf-und schmerzlösendes Mittel; jemand jedoch, der aus Alters -oder Elendsgründen des Lebens überdrüssig sei, könne es kaufen und trinken, um auf diese Weise einen leichten Ausweg aus einem unerträglichen Leben zu finden.
    Im bazär blitzte und blinkte es aber auch von kostbaren Metallen, geschnittenen Steinen und Juwelen. Doch von allen Schätzen, die hier zum Verkauf standen, stach mir einer ganz besonders ins Auge. Da gab es einen Kaufmann, der ausschließlich mit einer ganz bestimmten Art von Brettspielen handelte. In Venedig wird dieses Spiel phantasielos ›Felderspiel‹ genannt und mit billigen, aus gewöhnlichem Holz geschnitzten Figuren gespielt. In Persien hingegen heißt eben dasselbe Spiel ›Krieg der Shahi‹; Spielfeld und Figuren sind Kunstwerke, die sich nur ein echter Shah oder ein Mann von vergleichbarem Reichtum leisten kann. Ein typisches von jenem Kaufmann in Baghdad angebotenes Brett bestand aus Vierecken, abwechselnd aus weißem Elfenbein und schwarzem Ebenholz gefertigt, und das schon für sich allein genommen sehr teuer war. Die Figuren auf der einen Seite -der Shah und sein Feldherr, die beiden Elefanten, die beiden Ritter, die beiden rhuki-Krieger sowie die acht peyadeh-Fußsoldaten bestanden aus edelsteinbesetztem Gold, die sechzehn Figuren auf der Gegenseite aus edelsteinbesetztem Silber. Der Preis, der für dieses Spiel gefordert wurde, ist mir nicht in der Erinnerung geblieben, war jedoch schwindelerregend hoch. Der Kaufmann hatte auch noch andere Shahi-Spiele feilzubieten, deren Figuren aus Porzellan, Jade, erlesenen Hölzern und reinen Kristallen gefertigt waren und von denen eine jede so kunstsinnig geformt, geschnitzt und geschnitten war, als wären es Miniatur-Standbilder lebendiger Monarchen, ihrer Feldherren und Reisigen.
    Gehandelt wurde aber auch mit lebendigen Tieren -Pferden und Eseln und Kamelen, versteht sich, doch auch mit anderen Tieren. Von einigen hatte ich bis zu diesem Tag nur gehört, sie jedoch nie mit eigenen Augen gesehen, so zum Beispiel einen großen struppigen Bären, der, wie ich fand, meinem Onkel Mafio ähnlich sah; einem zartgliedrigen, rehähnlichen Tier namens gazel, das gekauft wurde, Gärten damit zu verschönern; und einen gelben Hund namens shaqäl, der von einem Jäger gezähmt und dazu abgerichtet werden konnte, einen angriffslustigen Eber zum Abdrehen zu bewegen oder aber ihn zu töten. (Persische Jäger gehen ganz auf sich allein gestellt und nur mit einem Messer bewaffnet aus, um den wilden Löwen herauszufordern, haben aber Angst, einem Wildschwein entgegenzutreten. Da es einen Muslim anwidert, von Schweinefleisch auch nur zu sprechen, würde es ihn eine alle Vorstellungskraft an Schrecken übersteigende Todesart dünken, von den Hauern eines Wildebers durchbohrt zu werden.) Des weiteren gab es auf dem Tiermarkt ein shuturmurq, was soviel bedeutet wie ›Kamel-Vogel‹ und das auch wahrhaftig aussah wie eine unselige Mischung aus zwei so grundverschiedenen Geschöpfen. Der Kamelvogel weist den Leib, die Federn und den Schnabel eines Riesenganters auf, nur daß er einen Hals hat, der so unbefiedert kahl und lang ist wie der eines Kamels, seine beiden Beine häßlich lang sind wie die vier des Kamels, sein Spaltfuß so groß ist wie der eines Kamels und er genausowenig zu fliegen imstande ist wie eben ein Kamel. Jamshid sagte, dieses shuturmurq werde ausschließlich zu dem einen Zweck gehalten, das zu liefern, was es liefern kann: nämlich die flauschigen Federn, die er am Leib trägt. Es wurden auch Affen zum Kauf angeboten, sämtlich von der Art, wie Seeleute sie bisweilen mitbringen nach Venedig, wo man sie simiazze nennt -eben jene Affen, die so groß und häßlich sind wie äthiopische Kinder. Jamshid nannte dieses Tier nedjis, was soviel bedeutet wie unaussprechlich unsauber, doch konnte er mir weder erklären, warum es so hieß, noch warum selbst ein Seemann auf die Idee kommen konnte, ein solches Tier zu kaufen.
    Auf dem bazär gab es viele fardarbab oder ›Morgen-Sager‹, verhutzelte Männer mit

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