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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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totgeschlagen.«
    Erschrocken schwiegen wir, und die Situation hätte vollends unbehaglich werden können, hätte Jamshid nicht geradezu beiläufig hinzu-' gefügt: »Ach, was soll ich mich beklagen? Vielleicht wäre ich sonst bis heute ein armer Hirsebauer geblieben. Da man mich jedoch von den natürlichen Wünschen des Mannes befreit hat -dem Wunsch, zu säen, Land zu bebauen und eine Familie zu gründen -, wurde ich freigesetzt, statt dessen meinen Geist zu kultivieren. Jetzt bin ich
    aufgestiegen und wazir des Shahinshah von Persien geworden,
     
    und das ist nicht wenig.«
    Nachdem er das Thema auf so freundliche Weise hatte
    fallenlassen, rief er den Sklavenhändler heran, damit dieser
    sich unser Begehr anhöre. Der Händler überließ es seinen
    Helfern, sich weiter um die angepriesene Ware zu kümmern,
    und kam lächelnd und sich die Hände reibend auf uns zu.
     
    Mehr oder weniger hatte ich gehofft, mein Vater werde mir eine
    hübsche Sklavin kaufen, die mehr als nur Dienerin für mich
    wäre -oder zumindest einen jungen Mann meines Alters, der
    mir ein gleichgesinnter Gefährte sein könnte. Doch
    selbstverständlich erklärte er dem Händler nicht, was ich mir,
    sondern was er sich für mich wünschte.
     
    »Einen reiseerfahrenen älteren Mann, der aber noch wendig
    genug ist, weitere Reisen zu unternehmen. Innig vertraut mit
    der Lebensweise des Ostens, damit er meinen Sohn sowohl
    beschützen als auch in dieses Leben einführen kann. Und ich
    meine, ein Verschnittener sollte es nicht sein.« Letzteres mit
    einem mitfühlenden Seitenblick auf den wazir. »Ich möchte von
    mir aus nicht gerade dazu beitragen, daß diese Praxis ewig
    fortgesetzt wird.«
     
    »Da habe ich genau den richtigen Mann für Euch, messieurs«,
    erklärte der Sklavenhändler in flüssigem Sabir. »Reif, aber noch
    nicht alt, schlau, aber nicht eigensinnig, erfahren, aber nicht
    widerborstig, wenn ihm etwas zu tun aufgetragen wird. Ja, aber
    wo steckt er nur? Gerade eben war er doch noch hier...«
     
    Wir folgten ihm durch seine Herde -oder vielmehr Herden,
    denn er hielt eine stattliche Anzahl von Sklaven in seinem
    Pferch - übrigens zusammen mit einer Reihe jener winzigen
    hinna-gefärbten kleinen persischen Pferde, die seine
    geschlossenen Wagen von Ort zu Ort zogen. Der Pferch als
    solcher wurde zum Teil von einem Lattenzaun, zum Teil von
    ebendiesen leinwandbespannten Wagen gebildet, die ihm und
    seinen Helfern sowie seiner Ware tagsüber als Reisegefährt
    und nächtens als Schlafgelegenheit dienten.
     
    »Der ideale Sklave für Euch, messieurs«, fuhr der Händler fort, während er sich weiterhin suchend umblickte. »Er hat schon einer ganzen Reihe von Herren gehört, folglich ist er weit herumgekommen und kennt viele Länder. Er spricht mehrere Sprachen und verfügt überhaupt über eine Fülle von nützlichen Fertigkeiten. Aber wo mag er nur stecken!«
    Wir gingen weiterhin unter seinen Sklaven und Sklavinnen herum, die mit Fußringen an einer langen Kette aneinandergefesselt waren. Die Zwergpferde durften frei herumlaufen. Der Sklavenhändler schien nachgerade peinlich berührt, ausgerechnet jenen Sklaven nicht zu finden, den er uns verkaufen wollte.
    »Ich hatte ihn losgekettet«, murmelte er, »und mit einer meiner
    Stuten zusammengeschäkelt, die er für mich striegeln sollte...« Ein lautes, langgezogenes und durchdringendes Gewieher unterbrach ihn. Mit wehender gelbroter Mähne und ebensolchem Schweif kam ein kleines Pferd durch die vorn herunterhängenden Leinwandlappen eines der Planwagen hindurchgeschossen. Für einen Augenblick flog es buchstäblich durch die Luft wie jenes Zauberpferd aus Glas, von dem die Shahryar Zahd uns erzählt hatte, denn schließlich mußte es vom Boden des Wagens im Inneren hinwegsetzen über die Sitzbank des Wagenlenkers und das Schutzbrett vorn, um auf den Erdboden hinunterzuspringen. Während es im hohen Bogen durch die Luft segelte, kam eine an seiner Hinterhand befestigte Kette in nicht minder schön geschwungener Bahn hinterher, und am anderen Ende der Kette kam ein Mann mit den Füßen voran durch die Leinwandlappen hindurchgeschossen, als wäre er ein Kork, den man aus einem Flaschenhals herauszog. Der Mann flog über Sitzbank und Schutzbrett hinweg und landete mit dumpfem Aufprall in einer Wolke Staub auf dem Boden. Da das kleine Pferd jedoch versuchte, noch weiter zu fliehen, wurde der Mann über die Erde geschleift und wirbelte noch mehr Staub auf, ehe der Sklavenhändler

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