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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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alle sind sie schön. Auch besitzt jede schöne Frau eine schöne mihrab-aber gleichviel: Wie köstlich unterscheidet sich eine von der anderen, je nachdem, wo sie sitzt, weiter vorn oder tiefer unten, je nach ihrer Farbe und je nach der Seidigkeit der äußeren Lippen, im Hinblick darauf, wie gefältelt und wie fest geschlossen sich diese darbieten, in bezug auf Größe und Versteifbarkeit des zambur und wo genau dieser sitzt...
    Vielleicht klingt all dies mehr lüstern und weniger galant. Dabei ist mir einzig daran gelegen klarzumachen, daß ich die schönen Frauen dieser Welt nie geringgeschätzt habe und nie geringschätzen werde; dazu war ich nie imstande. Auch in Baghdad nicht, als Prinzessin Falter -wiewohl selbst eine von den Schönen -ihr Bestes tat, um mir das Schlimmste an ihnen zu zeigen. So richtete sie es zum Beispiel eines Tages ein, daß ich mich in den Palast-anderun einschleichen konnte, nicht, um
    -wie sonst - unserem abendlich-nächtlichen Vergnügen zu frönen, sondern am Nachmittag, und das bloß, weil ich zu ihr gesagt hatte: »Falter, erinnert Ihr Euch an jenen Kaufmann, der wegen der haram-Methode hingerichtet wurde, mit der er zina beging? Gehört das eigentlich zu den üblichen Dingen, die sich in einem anderun abspielen?«
    Sie bedachte mich mit einem ihrer unergründlichen Blicke aus den grünen Augen und sagte: »Kommt und seht es Euch selbst an.«
    Bei dieser Gelegenheit hatte sie die Wachen und Eunuchen zweifellos bestochen, einfach beiseite zu blicken; denn diesmal schaffte sie es nicht nur, mich ungesehen in jenen Flügel des Palastes einzuschmuggeln, sondern auch, mich in einem der Wandschränke auf dem Korridor unterzubringen, in den zwei Gucklöcher hineingebohrt worden waren, die es uns gestatteten, heimlich einen Blick in zwei große und üppig ausgestattete Gemächer zu werfen. Ich spähte erst durch das eine Loch und dann durch das andere: Beide Räume waren in diesem Augenblick leer. Falter sagte: »Das hier sind Gemeinschaftsräume, in denen die Frauen zusammenkommen können, wenn sie es leid sind, allein in ihren Gemächern zu sein. Und dieser Wandschrank ist einer von den vielen Verstecken zum Beobachten im ganzen andenun, in denen ab und zu ein Eunuch Platz nimmt und nach Streitereien oder Raufereien unter den Frauen Ausschau hält oder nach irgendwelchen anderen Dingen, die sich nicht gehören. Alles, was er sieht, berichtet er der Königlichen Ersten Gemahlin, die dafür verantwortlich ist, daß alles hier seine Ordnung hat. Heute wird der Eunuch nicht hier sein, und auch ich werde jetzt gehen und das den Frauen sagen. Dann werden wir gemeinsam abwarten und beobachten, wie die Frauen die Abwesenheit des Wächters ausnutzen.«
    Sie ging, kam wieder, und wir beide standen auf engem Raum nebeneinander, jeder ein Auge an eines der Löcher gedrückt. Sehr lange geschah überhaupt nichts. Dann betraten vier Frauen das Gemach, das ich beobachtete, und streckten sich hier und da auf den daiwan-Kissen aus. Alle vier standen ungefähr in dem Alter der Shahryar Zahd, und alle waren nicht minder hübsch als diese. Eine von ihnen war offensichtlich eine Perserin, denn sie hatte eine elfenbeinfarbene Haut und nachtschwarzes Haar, dabei jedoch Augen von einem Blau wie lapis lazura. Eine andere hielt ich für eine Armenierin, denn eine jede ihrer Brüste war genauso groß wie ihr Kopf. Bei noch einer anderen handelte es sich um eine Schwarze, offenbar eine Äthiopierin oder Nubierin; selbstverständlich hatte sie breit ausgetretene Füße und spindeldürre Enkel und ein Hinterteil, ausladend wie ein Balkon; sonst jedoch war sie von annehmbarer Gestalt und besaß ein hübsches Gesicht, die Lippen darin nicht allzu wulstig, einen wohlgeformten Busen und schöne schlanke Hände. Die vierte Frau besaß einen so rauchdunklen Teint und hatte so glutvolle dunkle Augen, daß sie Araberin sein mußte.
    Da die Frauen sich unbeobachtet wähnten, hätten sie tun und lassen können, was sie wollten, nahmen sich jedoch nichts Ungebührliches heraus und ließen es weder an Scham noch Bescheidenheit mangeln. Abgesehen davon, daß keine einzige von ihnen den chador trug, waren sie alle vollständig bekleidet und blieben auch so; auch heimliche Liebhaber gesellten sich nicht zu ihnen. Die Schwarze und die Rauchdunkle hatten irgendwelche Nadelarbeit mitgebracht, die sie in Händen hielten; auf diese Weise vertrieben sie sich die Zeit. Die Perserin hockte zwischen Tiegeln und Bürsten und kleinen

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