Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
Tier handelt. Ich für meine Person muß sagen, solange es Frauen auf dieser Welt gibt, habe ich kein Verlangen, mich mit Männern zu paaren. Mann bin ich selbst, und so bin ich viel zu sehr mit meinem eigenen Körper vertraut, als daß ich an dem eines anderen Mannes Interesse nehmen könnte. Frauen jedoch -ach, Frauen! Die sind so herrlich anders als ich, und eine jede wieder so wunderbar anders als die andere - ich kann sie einfach nicht hoch genug einschätzen!«
    »Sie einschätzen, Herr?« Das klang belustigt.
    »Ja.« Ich hielt inne und erklärte dann mit gebührender
    Feierlichkeit: »Ich habe einmal einen Mann umgebracht,
    Nasenloch - aber ich könnte es nie über mich bringen, eine
    Frau zu töten.«
     
    »Ihr seid noch jung.«
    »Und jetzt, Jafar«, wandte ich mich an den jungen Mann, »zieh
     
    den Rest deiner Kleider an und verschwinde, ehe mein Vater
    und mein Onkel zurückkehren.«
    »Ich habe sie beide gerade eben kommen sehen, Mirza
     
    Marco«, sagte Nasenloch. »Sie sind mit der Almauna Esther in
     
    ihr Haus hineingegangen.«
    Daraufhin ging auch ich dorthin, und wieder wurde ich von der
    Dienstmagd Sitare aufgehalten, als sie mir öffnete. Ich wäre
    einfach an ihr vorbeigegangen, doch sie packte mich am Ärmel
    und flüsterte: »Nicht laut sprechen, bitte.«
     
    Ohne mich daran zu halten, sagte ich mit normaler Stimme:
     
    »Ich habe nichts mit dir zu bereden.«
    »Psst! Die Herrin ist drinnen, und Euer Vater und Euer Onkel
    sind bei ihr. Laßt sie also nichts hören, sondern antwortet mir.
    Mein Bruder Aziz und ich haben über die Angelegenheit
    gesprochen, die Euch und...«
     
    »Ich bin keine Angelegenheit«, sagte ich eigensinnig. »Und ich
     
    habe es nicht gern, wenn über mich geredet wird.«
    »Ach, redet doch bitte leise, bitte' Seid Ihr Euch darüber im
    klaren, daß übermorgen eid-alt'al-fitr ist?«
     
    »Nein. Ich weiß nicht einmal, was das ist.«
    »Morgen bei Sonnenuntergang endet der ramazan. In diesem
    Augenblick beginnt der Monat Shawal, und der erste Tag
    dieses Monats ist das Fest des Fastenbrechens, was bedeutet,
    daß wir Muslime nicht mehr enthaltsam sein und fasten
     
    müssen. Folglich können wir -Ihr und ich -jederzeit nach
    Sonnenuntergang morgen zina machen.«
    »Nur, daß du noch Jungfrau bist«, erinnerte ich sie, »und es um
     
    deines Bruders willen auch bleiben mußt.«
     
    »Darüber haben Aziz und ich ja gerade geredet. Wir möchten
    Euch um einen kleinen Gefallen bitten, Mirza Marco. Und wenn
    Ihr einwilligt, willige auch ich ein -mit Einwilligung meines
    Bruders -, mit Euch zina zu machen. Selbstverständlich könntet
    Ihr auch ihn haben, wenn Ihr wollt.«
     
    Argwöhnisch sagte ich: »Dein Angebot erscheint mir übergroß
    als Belohnung für einen kleinen Gefallen. Und was dein
    geliebter Bruder sagt, klingt in der Tat brüderlich. Ich kann es
    kaum erwarten, dieses kupplerische und affektierte Bürschchen
    kennenzulernen.«
     
    »Aber Ihr kennt ihn! Es ist der Küchenjunge, der mit dem
     
    kastanienroten Haar, so wie ich...«
    »Nicht, daß ich wüßte!« sagte ich; trotzdem konnte ich ihn mir
    vorstellen: wie einen Zwilling von Nasenlochs Jafar im Stall,
    einen stattlichen, muskulösen, hübschen jungen Mann mit der
    Öffnung einer Frau, dem Witz eines Kamels und den
    moralischen Grundsätzen eines windigen Wiesels.
     
    »Als ich sagte, ›einen kleinen Gefallen‹«, fuhr Sitare fort,
    »meinte ich einen, der klein ist für mich und Aziz. Für Euch wird
    es ein großer Gefallen sein, denn Ihr werdet etwas davon
    haben, ja, sogar Geld damit verdienen.«
     
    Da stand ein wunderschönes Mädchen mit kastanienrotem
    Haar und bot mir ihr Jungfernhäutchen und Geld dafür
    obendrein -plus, wenn ich wollte, ihren dem Vernehmen nach
    noch schöneren Bruder. Das selbstverständlich ließ mich
    wieder an den Satz denken, den ich nun schon mehr als einmal
    gesagt bekommen hatte, den Satz von der »Blutrünstigkeit der
    Schönheit«. Was selbstverständlich zur Folge hatte, daß ich
    augenblicklich auf der Hut war - nicht jedoch übervorsichtig, das
    Angebot rundheraus auszuschlagen, ohne mir wenigstens
    anzuhören, worum es überhaupt ging.
     
    »Erzähle mir mehr«, sagte ich.
    »Nicht jetzt. Da kommt Euer Onkel. Pssst!«
    »Nun, ja!« dröhnte mein Onkel, als er sich aus dem dunkleren
     
    Inneren des Hauses näherte. »Fiame sammeln, was?« Und
    sein schwarzer Bart barst in einem strahlenden weißen
     
    Lächeln, als er sich an uns

Weitere Kostenlose Bücher