Marco Polo der Besessene 1
stieß ich einen Schrei der Empörung aus, noch zog ich mich still zurück. Ich sah genauso unbeteiligt hin wie unsere Kamele, die nur mit den Hufen scharrten, schnaubten und kauten. Beide Männer waren nackt, und der Fremde hatte sich im Stroh auf Hände und Knie hinuntergelassen, und unser Sklave beugte sich über seinen Rücken und rammelte wie ein brünstiger Kamelhengst. Die sich dergestalt lüstern paarenden Sodomiten wandten bei meinem Eintritt den Kopf, grinsten mich jedoch nur an und fuhren in ihrem unanständigen Treiben fort.
Der junge Mann war, was seinen Körper betraf, genauso ansprechend wie sein Gesicht. Nasenloch hingegen bot selbst in vollständig bekleidetem Zustand jenen abstoßenden Eindruck, wie ich ihn bereits beschrieben habe. Ich kann nur noch sagen, daß er in gänzlich unbekleidetem Zustand mit seinem aufgetriebenen Bauch, seinen verpickelten Gesäßbacken und spindeldürren Gliedmaßen die meisten Zuschauer wohl dazu gebracht hätte, ihre letzte Mahlzeit zu erbrechen. Es war mir unfaßlich, daß ein derart widerwärtiges Geschöpf es geschafft hatte, jemand, der ein auch nur um ein geringes weniger abstoßend wirkender Mensch war als er selbst, zu überreden, seinem al-fa'/'/dem al-mafa'ulzu spielen.
Nasenlochs /«'//-Gewerk konnte ich dort, wo er es hineingesteckt hatte, nicht erkennen, doch das Organ des jungen Mannes war unter seinem Bauch zu voller candeloto-Größe aufgerichtet und sichtbar versteift. Ich fand das ziemlich merkwürdig, da weder er noch Nasenloch es in irgendeiner Weise mit der Hand bearbeiteten. Noch merkwürdiger wollte es mir vorkommen, als Nasenloch schließlich stöhnte und sich verkrampfte und der candeloto des Fremden -immer noch ohne gestreichelt oder überhaupt berührt zu werden -seinen spruzzo ins Stroh schoß.
Nachdem sie sich keuchend eine Weile erholt hatten, hob Nasenloch seinen schweißschimmernden Körper vom Rücken des jungen Mannes herunter. Ohne sich aus der Kameltränke Wasser zum Waschen zu holen, ja, ohne sein bedauernswert kleines Ge werk auch nur mit einer Handvoll Stroh abzuwischen, zog er seine Kleider wieder an und summte dabei lustig vor sich hin. Der junge Mann hingegen stieg betont lässig und langsam in seine Kleider, als genieße er es offen, seinen nackten Leib selbst unter so schändlichen Umständen zur Schau zu stellen.
Gegen eine Stallwand gelehnt, sagte ich zu unserem Sklaven, als hätten wir die ganze Zeit über freundschaftlich miteinander geplaudert: »Weißt du was, Nasenloch7 In Liedern und Geschichten hört man ja von allerlei Gaunern und Halunken -Burschen wie Encolpios und Reinecke Fuchs. Die führen ein lustiges Vagabundenleben, leben kraft ihrer füchsischen Verschlagenheit, aber irgendwie schaffen sie es stets, sich nie wirklich eines Verbrechens oder einer Sünde schuldig zu machen. Alles, was sie tun, sind bloß Possen und Schelmenstreiche. Sie bestehlen nie jemand anders als Diebe, ihre Liebesabenteuer haben nie etwas Schmutziges und Gemeines, sie trinken und zechen, ohne jemals wirklich trunken zu werden oder sich närrisch aufzuführen, und wenn sie mit dem Schwert herumfuhrwerken, fügen sie anderen nie etwas Schlimmeres als Fleischwunden bei. Sie haben eine gewinnende Art, lustig zwinkernde Augen, sind stets bereit zu lachen, selbst am Galgen noch, denn wirklich gehängt werden sie nie. Welche Abenteuer sie auch immer bestehen -diese abenteuerlustigen Galgenvögel sind stets bezaubernd und fesch, klug und amüsant. Solche Geschichten machen einem wirklich Appetit, endlich einmal einen solch beherzten, unerschrockenen und liebenswerten Gauner kennenzulernen.«
»Und jetzt habt Ihr einen solchen erlebt«, sagte Nasenloch. Er zwinkerte mit seinen Schweinsäuglein, ließ lächelnd seine Zahnstummel sehen und nahm eine Haltung ein, von der er wohl annahm, daß sie fesch wäre.
»Ja, das habe ich«, erklärte ich. »Und es ist nichts Liebenswertes noch Bewundernswertes an dir. Du bist der Gauner, wie er im Buche steht, denn all diese Geschichten sind nichts als Lügen, und ein Schuft ist ein Schwein. Du strotzt in deiner Person und in deinen Gewohnheiten vor Dreck, dein Äußeres wie dein Inneres widern mich an, und in deinen Neigungen steigst du hinab in einen Morast. Du hast tausendmal verdient, in das Faß mit siedendem Öl gesteckt zu werden, vor dem ich dich viel zu nachsichtig gerettet habe.«
Der hübsche Fremde stieß bei diesen Worten ein heiseres Lachen aus. Nasenloch schniefte und brummelte: »Mirza
Weitere Kostenlose Bücher