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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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fürchten, haben entsetzliche Angst vor Donner und Blitz, als wären sie furchtsame Kinder und Frauen.
    Auch leisteten die drei Mo ngolen sich, während wir uns noch in der reichlich bewässerten Oase aufhielten, kein ausgiebiges und erfrischendes Bad, obwohl sie das weiß Gott nötig gehabt hätten. Sie waren von einer Schmutzkruste bedeckt, daß es fast knirschte, und der Geruch, den sie verströmten, hätte selbst einen shaqäl in die Flucht geschlagen. Doch sie wuschen sich nur Haupt und Hände, und auch das nur auf höchst klägliche Weise. Einer von ihnen tauchte eine Kürbishälfte ins Quellwasser, verwendete aber nicht einmal dies ganz. Er saugte geräuschvoll nur einen Mundvoll in sich hinein, behielt dies Wasser im Mund und spie dann immer nur ein wenig davon in die schalenförmig zusammengehaltenen Hände, feuchtete mit einem weiteren Spritzer sein Haar an, netzte mit dem nächsten seine Ohren und so weiter. Das mochte zugegebenerweise nichts mit Aberglauben zu tun haben, sondern mit Sparsamkeit, ein Gewohnheit, von einem Volk entwickelt, das soviel Zeit in wasserarmen Gebieten gelebt hat. Ich meine allerdings, daß sie gesellschaftlich annehmbarer wären, wenn sie dieses Gebot dort, wo es nicht nötig war, etwas gelockert hätten.
    Und noch etwas. Die drei Männer waren von weit her aus dem Nordosten gekommen, als sie auf uns gestoßen waren. Jetzt reisten wir, und damit auch sie, in eben dieser Richtung weiter, doch bestanden sie darauf, daß wir zunächst etwa einen farsakh von ihrer bisherigen Route abwichen, weil es, wie sie uns versicherten, Unglück bringe, genau auf derselben Strecke zurückzukehren, auf der man gekommen sei.
    Auch ziehe man das Unglück geradezu an, erklärten sie uns während unseres ersten gemeinsamen Lagers unterwegs, wenn irgendein Angehöriger der Gruppe wie in Trauer den Kopf hängenlasse oder Wange oder Kinn in die Hand stütze, als helfe das beim Nachdenken. Das, so sagten sie, könne Niedergeschlagenheit über die gesamte Reisegesellschaft bringen. Und während sie uns dies auseinandersetzten, blickten sie voller Unbehagen immer wieder Onkel Mafio an, der auf ebendiese Weise dasaß und wirklich höchst traurig aussah. Mein Vater und ich schafften es vielleicht vorübergehend, ihn aufzumuntern und zu bewegen, an der allgemeinen Geselligkeit teilzunehmen, doch versank er immer wieder bald in gedrückter Stimmung.
    Sehr lange nach dem Tod von Aziz sprach mein Onkel kaum ein Wort, seufzte oft und machte den Eindruck eines trauernden Hinterbliebenen. Hatte ich zuvor versucht, eine duldsamere Einstellung seinem unmännlichen Wesen gegenüber zu gewinnen, neigte ich jetzt mehr zu belustigter, aber auch ärgerlicher Verachtung. Ohne Zweifel ist ein Mann, der nur mit Angehörigen seines eigenen Geschlechts sinnliches Vergnügen finden kann, auch imstande, eine tiefe und bleibende Liebe zu ihm zu fassen, und solch echte Leidenschaft kann man genauso wie die konventionelleren Beispiele wahrer Liebe hoch schätzen, bewundern und loben. Doch zwischen Onkel Mafio und Aziz war es nur zu einer einzigen unbedeutenden sexuellen Begegnung gekommen; sonst hatte er dem Knaben nicht nähergestanden als jeder andere von uns auch. Wir alle trauerten um Aziz und waren traurig, ihn verloren zu haben. Doch die Art und Weise, wie Onkel Mafio sich benahm -ganz so wie ein Mann, der nach langen Jahren einer glücklichen Ehe seine Frau verloren hat -, das hatte etwas Erbärmliches, Unehrliches und Unwürdiges. Er war immer noch mein Onkel, und ich war entschlossen, ihm auch künftig mit dem gebührenden Respekt zu begegnen, aber im Inneren war ich zu dem Schluß gekommen, daß hinter seinem großen, vierschrötigen und kraftvollen Äußeren nicht viel steckte.
    Niemand hätte der Tod von Azi z mehr leid tun können als mir, doch machte ich mir klar, daß die Gründe dafür hauptsächlich selbstsüchtiger Natur waren und mir kein Recht gaben, laut zu wehklagen. Einer der Gründe war, daß ich sowohl Sitare als auch meinem Vater geschworen hatte aufzupassen, daß dem Jungen kein Leids geschah, und diesen Schwur gebrochen hatte. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob ich nun trauriger darüber war, daß er gestorben war, oder weil ich als sein Beschützer versagt hatte. Ein weiterer Grund für meinen Kummer war darin zu suchen, daß jemand, den zu behalten sich gelohnt hätte, aus meiner Welt herausgerissen worden war. Ach, ich weiß, daß alle Menschen sich so grämen, wenn der Tod zuschlägt, doch deshalb

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