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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Osten zur Stadt Kashgar, und wir befinden uns wieder in Kubilais Kithai.«
    Auf ihren Packpferden führten die Pelztierjäger auch viele Hörner mit sich, die sie einer artak genannten Wildschafart abgenommen hatten. Da ich bis jetzt nur die Geweihe solcher Tiere wie der qazel sowie von Kühen und Hausschafen gesehen hatte, war ich tief beeindruckt von diesen mächtigen Hörnern. An der Wurzel waren sie so stark wie mein Schenkel, und von dort aus wand sich das Horn spiralförmig bis zur schmalen Spitze: wäre es jedoch möglich, die Spiralen ganz in die Länge zu ziehen, mußte jedes Horn so lang sein wie ein ausgewachsener Mensch. Sie waren so prachtvoll, daß ich annahm, die Jäger nähmen sie mit und verkauften sie als Schmuckgegenstände. Aber nein, sagten sie lachend; diese großen Hörner würden auseinandergesägt und zu allen möglichen nützlichen Dingen verarbeitet: Bechern, Steigbügeln und sogar zu Huf-›Eisen‹ für Pferde. Sie verbürgten sich dafür, daß Pferde, die mit solchem Hörn beschlagen würden, selbst auf der schlüpfrigsten Straße nicht mehr ausrutschten.
    (Viele Monate später, in noch höheren Lagen des Hochgebirges, als ich zum erstenmal artak-Schafe auf freier Wildbahn erlebte, fand ich sie so überwältigend schön, daß es mich dauerte zu sehen, wie sie nur der daraus zu gewinnenden nützlichen Gegenstände wegen erlegt wurden. Mein Vater und mein Onkel, für die Nützlichkeit gleichbedeutend war mit Handel und denen der Handel alles bedeutete, lachten, wie die Jäger es getan hatten, und warfen mir meine Gefühlsseligkeit vor; von Stund an sprachen sie von den artak -Schafen nur per ›Marcos Schafe‹.
    Während wir weiter an Höhe gewannen, blieben die Berge zu beiden Seiten genauso ehrfurchtgebietend hoch wie immer, nur daß sie jedes-mal, wenn es aufhörte zu schneien, so daß wir die Augen zu der Erhabenheit der Berge erheben konnten, merklich näher bei uns waren. Und die Eisufer zu beiden Seiten des Ab-e-Panj wurden dicker und dicker, nahmen eine zunehmend blauere Farbe an und zwangen das zwischen ihnen dahinrauschende Wasser in immer engere Bahnen, gleichsam als wollten sie deutlich machen, daß der Winter das Land immer fester in seinen Würgegriff bekam.
    Die Berge rückten von Tag zu Tag näher an uns heran, bis plötzlich auch andere vor uns aufragten, wir rings von diesen Titanen umstanden waren und nur den Rücken noch frei hatten. Wir waren ans oberste Ende dies es Hochtals gelangt, der Schneefall hörte für kurze Zeit auf, die Wolken rissen auf, und wir konnten sehen, wie die weißen Berggipfel und der kalte blaue Himmel sich wunderbar in dem gewaltigen zugefrorenen Chaqmaqtin-See spiegelten. Unter seinem Eis am Westende sprudelte der Ab-e-Panj hervor, dessen Lauf wir bis hierher gefolgt waren; wir hielten den See daher für die Quelle dieses Flusses und damit letztlich auch für den Ursprung des legendären Oxus. Mein Vater und mein Onkel zeichneten dies entsprechend ihren Gepflogenheiten in die sonst ungenaue Karte des Kitab ein. Ich selbst konnte zur Bestimmung unserer Position nichts beitragen, da der Horizont viel zu hoch gelegen und auch viel zu gezackt war, als daß ich das kamäl hätte nutzen können. Doch als der Himmel nachts aufklarte, konnte ich zumindest an der Höhe des Polarsterns erkennen, daß wir uns jetzt weit nördlich von unserem Ausgangspunkt Suvediye an der Levanteküste befanden.
    Am Nordostende des Chaqmaqtin-Sees lag ein Ort, der sich Stadt nannte und Buzai Gumbad hieß, in Wirklichkeit jedoch nur eine einzige riesige, aus vielerlei Gebäuden bestehende karwansarai war, um die herum sich eine Zeltstadt samt Pferchen für die im Winter dort lagernden Tiere der karwans dehnte. Man konnte sich gut vorstellen, daß nach Einsetzen besseren Wetters fast die gesamte Einwohnerschaft von Buzai Gumbad sich aufmachen würde, über die verschiedenen Pässe den Wakhän-Korridor zu verlassen. Der Wirt der karwansarai war ein lustiger, überschwenglicher Mann namens Iqbal, was soviel heißt wie Glück und recht passend war für jemand, der dadurch reich wurde, daß ihm an diesem Abschnitt der Seidenstraße die einzige Herberge gehörte. Iqbal stamme aus Wakhani, sagte er, und sei hier in der karwansarai geboren. Doch als Sohn und Enkel und Urenkel von Generationen von Herbergswirten in Buzai Gumbad sprach er selbstverständlich die Handelssprache Farsi und kannte zumindest vom Hörensagen die Welt hinter den Bergen.
    Die Arme weit ausgebreitet, hieß

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