Marco Polo der Besessene 1
scheußlich feucht von dem unwillkürlichen Urinspritzer. Es fühlte sich bei der Berührung mitnichten nach der weichen, gehätschelten und aufnahmewilligen Börse an nach dem mihrab, dem kus, der pota oder mona -, in die ich so oft Finger und anderes hineingesteckt.
Und ganz abgesehen davon, für mich selber fühlte es sich...
wie dies nur ausdrücken? Man sollte doch erwartet haben, daß ich - wäre ich eine Frau, an deren Geschlechtsorgan herumgefingert wurde, und sei es von der eigenen Hand -irgendeine angenehme Empfindung verspürte, irgendein inneres Jucken oder zumindest irgend etwas Altvertrautes. Aber jetzt war ich eine Frau und verspürte nichts weiter als den Druck der Finger, wodurch ich mich höchstens belästigt fühlte, und das einzige, was sich dabei innerlich regte, eine Zorneswelle war. Langsam ließ ich einen Finger in mich hineingleiten, doch kam er nicht weit, und dann stieß die sanfte Hülle um ihn herum ihn zurück -spie ihn förmlich aus, könnte ich sagen. Da saß irgend etwas in mir. Vielleicht ein Meersalzpfropf, der vorsichtshalber hineingeschoben worden war? Doch das Herumtasten weckte mehr Ekel als Neugier in mir, und ich hatte keine Lust, den Finger nochmals hineinzuschieben. Selbst als ich absichtlich einen Finger leicht meinen zambur, meine lumagheta streifen ließ -jenen zartesten Teil meiner neuen Teile, der so empfindlich auf jede Berührung reagiert wie ein Augenlid -, verspürte ich nichts weiter als eine Verstärkung meines Grolls und den Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden.
Ich fragte mich: erlebt eine Frau, wenn sie gestreichelt wird, nie mehr als dies? Das kann doch nicht sein, sagte ich mir. Aber vielleicht erlebt eine fette Frau nichts anderes. Zwar hatte ich bis jetzt noch nie eine wirklich fette Frau gestreichelt, doch bezweifelte ich das. Und überhaupt -in meiner neuen weiblichen Gestalt -, war ich da wirklich eine fette Frau? Ich setzte mich auf, um nachzusehen.
Nun, ich hatte immer noch diesen gewaltig geschwollenen Bauch, und jetzt erkannte ich, daß er durch eine Verfärbung der straff gespannten elfenbeinfarbenen Haut noch häßlicher wurde, als er ohnehin schon war -daß eine braune Linie sich von dem hochstehenden Nabel bis auf meine Artischocke hinunterzog. Doch schien der Bauch das einzig Fette an mir zu sein. Meine Beine waren annehmbar schlank und unbehaart und hätten hübsch genannt werden können, wären nicht die Adern darauf so geschwollen und sichtbar so gewunden, daß es aussah, als hätte ich unmittelbar unter der Haut ein ganzes Netz von Wurmlöchern sitzen. Auch die Hände und Arme sahen recht schlank aus und mädchenhaft weich. Doch als ich sie anfühlte, kamen sie mir nicht mehr so weich vor, sondern knotig und voller Schmerzen. Noch als ich sie betrachtete, sie zur Faust ballte und die Finger wieder streckte, verkrampften beide Hände sich, und ich stöhnte.
Ich stöhnte so laut auf, daß Chiv eigentlich irgendeine Reaktion hätte zeigen müssen, doch tauchte sie nicht aus dem blauen Rauch um mich herum auf, auch dann nicht, als ich mehrere Male ihren Namen rief. Was mochte der Liebestrank aus ihr gemacht haben? Einfach nach dem Grundsatz der Umkehrung hätte ich erwartet, daß Chiv sich in einen Mann verwandelt hätte. Nur hatte der hakim gesagt, Majnun und Laila hätten sich bisweilen auch als Angehörige ein und desselben Geschlechts miteinander vergnügt. Manchmal hätte der eine oder andere es auch vorgezogen, unsichtbar zu bleiben. Gleichviel -Hauptzweck des Liebestranks war es, die Kraft zu erhöhen, mit der der Partner einen liebte, und in dieser Beziehung schien er sich als Mißerfolg zu erweisen. Gewiß hatte kein Partner gleich, ob männlich, weiblich oder unsichtbar -Lust, sich mit einem so grotesken Wesen zu paaren wie dem, in das ich mich verwandelt hatte. Und dennoch -was war aus Chiv geworden? Immer und immer wieder rief ich nach ihr... und dann schrie ich.
Ich schrie, weil mein Körper von einem anderen Gefühl geschüttelt wurde -einem Gefühl weit schrecklicher als bloßer Schmerz. Irgend etwas hatte sich bewegt -etwas, das nicht ich war, sich gleichwohl in mir bewegt hatte, im Inneren dieses monströs gedunsenen Ballons, der mein Bauch war. Ich wußte, das kam nicht von irgend etwas, das mir im Magen lag, denn es geschah viel tiefer als nur im Bauch. Und es war auch nichts Schlechtverdautes, das in meinen Därmen zu Gas wurde, denn dieses Gefühl kannte ich schon von früher. Es kann durchaus unangenehm sein und
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