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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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schwanger wärest, würde eine
     
    erfahrene, eine kluge Romni juvel Mittel und Wege finden, das
     
    Kind loszuwerden.«
    »O, ja. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich dachte nur,
    du solltest ein Wörtchen dabei mitzureden haben.«
     
    »Worüber streiten wir dann? Dann sind wir uns doch völlig
    einig. Aber jetzt paß auf, ich habe was für dich. Für uns beide.«
    Ich ließ mein letztes Kleidungstück fallen und warf ihr ein in
     
    Papier eingewickeltes Päckchen sowie ein kleines
    Tonfläschchen hin.
    Sie wickelte das Päckchen aus und sagte: »Das ist nur
     
    gewöhnlicher bhang. Und was ist in dem Fläschchen?«
    »Chiv, hast du jemals von Majnun, dem Dichter, und Laila, der Dichterin, gehört?« Ich setzte mich neben sie und berichtete ihr, daß der Hakim
    Mimdad mir von diesem Liebespaar aus alter Zeit und ihrer Möglichkeit erzählt hatte, so viele verschiedene Arten von Liebe zu genießen. Nicht allerdings band ich ihr auf die Nase, was der hakim mir gesagt hatte, als ich mich erbot, gemeinsam mit Chiv seine letzte Variante des Liebestranks auszuprobieren. Er hatte nämlich ein zweifelndes Gesicht gemacht und gebrummt: »Eine Romm? Dieses Volk behauptet, selbst über Zauberkünste zu verfügen. Und die könnten mit der al-kimia in Widerstreit liegen.« Ich schloß meinen Bericht mit den Instruktionen, die er mir gegegeben hatte. »Wir trinken gemeinsam aus dem Fläschchen. Und während wir darauf warten, daß es anfängt zu wirken, verbrennen wir den Haschisch. Den bhang, wie du ihn
    nennst. Wir atmen den Rauch ein, und das erheitert uns und
    schaltet unseren Willen aus, macht uns also den Kräften des
    Liebestranks noch zugänglicher.«
     
    Sie lächelte, als wäre sie sanft belustigt. »Du willst eine Gazho-
    Magie an einer Romni ausprobieren? Es gibt ein Sprichwort,
    Marco. Das handelt von einem Toren, der sich eigens Mühe
    gibt, das Feuer des Teufels zu entfachen.«
     
    »Aber es ist kein törichter Zauber. Es handelt sich um al-kimia,
    um einen sorgsam von einem weisen und gelehrten Arzt
    gebrauten Trank.«
     
    Das Lächeln wich nicht aus ihrem Gesicht, nur belustigt sah es
    nicht mehr aus. »Du hast gesagt, du hättest keine Veränderung
    an meinem Körper bemerkt, aber jetzt bist du bereit, unser
    beider Körper zu verändern. Du hast mir Vorwürfe gemacht, ich
    täte nur so als ob, und jetzt sollen wir, wenn es nach dir geht,
    beide so tun als ob.«
     
    »Das hier ist keine Verstellung, sondern ein Experiment, Schau,
    ich erwarte von einer einfachen... ich erwarte nicht von dir, daß
    du hermetische Philosophie verstehst. Verlaß dich auf mein
    Wort, daß es sich hier um etwas unendlich Erhabeneres und
    Edleres handelt als um irgendeinen barbarischen
    Aberglauben.«
     
    Sie zog den Pfropfen aus dem Fläschchen und schnupperte
     
    daran. »Das riecht aber widerlich.«
    »Der hakim sagt, die Haschischdämpfe vertreiben die Übelkeit.
    Und er hat mir sämtliche Ingredienzien des Tranks genannt:
    Farnsamen, Blätter der Seide, die Wurzel des chob -i-kot,
    zerstoßenes Hirschhorn, Ziegenwein... und andere harmlose
    Dinge, von denen keines schädlich ist. Ich würde doch das
    Zeug nicht selber schlucken oder dich darum bitten, wenn dem
    nicht so wäre.«
     
    »Nun denn«, sagte sie, und jetzt bekam ihr Lächeln etwas
    Verschmitztes, sie hob das Fläschchen und nahm einen
    Schluck. »Jetzt werde ich den bhang auf das Kohlenbecken
    streuen.«
     
    Das meiste vom Inhalt des Fläschchens überließ sie mir -»Dein Körper ist größer als meiner, vielleicht ist es schwerer, ihn zu verwandeln« -und ich trank ihn aus. Es dauerte nicht lange, und der Raum füllte sich mit dickem blauem, unangenehm süßem Haschischrauch; denn Chiv streute den Haschisch auf die Glut und murmelte dabei Unverständliches -in ihrer Muttersprache, wie ich annahm. Ich selbst streckte mich in voller Länge auf der hindern aus und schloß die Augen, um die Überraschung auszukosten, die es bedeuten würde, wenn ich sie wieder aufschlug, um nachzusehen, in was ich nun verwandelt worden sei.
    Vielleicht fiel ich in einen vom Haschisch hervorgerufenen Dämmerzustand, doch glaubte ich das nicht. Als ich das das letzte Mal getan, waren die Geschehnisse im Traum verworren und verschwommen gewesen. Diesmal kamen mir die aufeinanderfolgenden Geschehnisse klar umrissen und wirklich vor.
    Mit geschlossenen Augen lag ich da und spürte überall auf dem nackten Körper die Hitze, die von dem Kohlenbecken ausging, in dem Chiv

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