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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Maskerade verwandelt, in den komischen Arzt, Dotör Balanzön. Ilaria jedoch war so verändert, dass ich mir im ersten Augenblick gar nicht darüber klarwerden konnte, was sie denn nun eigentlich plötzlich war. Eine weißgoldene Mitra verbarg ihr bronzefarbenes Haar, die Augen waren hinter einer knappsitzenden Dominomaske verborgen, und viele Schichten aus Chorhemd, Meßgewand, Rauchmantel und Stola machten eine unförmige Kuppel aus ihrer reizvollen Figur. Dann ging mir auf, dass sie als die Päpstin Zuäna aus längstvergangener Zeit zurechtgemacht war. Ihr Kostüm mußte ein Vermögen gekostet haben, und ich fürchtete, dass es ihr eine schwere Buße eintragen würde, falls ein echter Klerikus sie in der Aufmachung der legendären Päpstin erwischte.
    Sie überquerten die Piazza durch einen Brei von Menschen und ließen sich allsogleich von dem Festgeist anstecken, der überall herrschte: sie verstreute confeti, so wie ein Priester Weihwasser verspritzt, während er sie hinwarf, wie ein medego seine Arzneien austeilen mag. Ihre Gondel wartete auf der Lagunenseite auf sie, sie stiegen ein, und diese legte sogleich ab und lief in den Canale Grande ein. Nachdem ich einen Moment überlegt hatte, machte ich mir nicht die Mühe, ein Boot heranzuwinken, das ihnen folgen sollte. Der caligo war mittlerweile so dick geworden, dass sämtliche Fahrzeuge auf dem Wasser sich nur mit äußerster Vorsicht bewegten und sich möglichst nahe am Ufer hielten. Für mich war es leichter, meine Beute im Auge zu behalten und ihr zu folgen, indem ich über die Gassen seitlich vom Kanal dahintrabte, und mich gelegentlich auf eine Brücke zu stellen und abzuwarten, welchen Weg sie einschlug, wenn sich zwei Wasserwege gabelten. An diesem Tag mußte ich beträchtliche Strecken zurücklegen, denn Ilaria und ihr Gatte gingen von einem vornehmen Palazzo und einer casa muta zur anderen. Warten freilich mußte ich draußen vor diesen Häusern noch länger, und dabei leisteten mir nur streunende Katzen Gesellschaft,
    während die Dame meines Herzens sich drinnen vergnügte. Ich lauerte in dem nach Salz riechenden Nebel, der inzwischen so schwer geworden war, dass er von den Dachsparren und Arkadenbögen und der Nasenspitze meiner Maske herniedertropfte, und lauschte den gedämpften Klängen der Musik, die von drinnen herausdrangen, und stellte mir vor, dass Ilaria die furläna tanzte. Ich lehnte mich an schlüpfrige Steinwände, von denen das Wasser herunterrann, und starrte neiderfüllt auf die Fenster, durch die sanft das Kerzenlicht hindurchschimmerte. Ich saß auf kalten und nassen Brückengeländern, hörte meinen Magen knurren und sah vor meinem geistigen Auge, wie Ilaria niedlich an scalete-Gebäck und bignè-Küchelchen knabberte. Ich stand da und stampfte mit den Füßen, in denen sich nachgerade Fühllosigkeit ausbreitete, und verfluchte neuerlich meinen Wollmantel, da dieser sich mit Feuchtigkeit vollsog und schwerer und immer schwerer wurde und mir um die Knöchel schleppte. Doch trotz meines feuchtkalten Elends richtete ich mich jedesmal zu voller Größe auf und bemühte mich, wie ein harmloser Spaßvogel auszusehen, wann immer andere Maskierte aus dem caligo auftauchten und mich mit beschwingten Zurufen bedachten ein keckernder bufon, ein stolzgeschwellter corsäro und drei Halbwüchsige, die gemeinsam als die drei Ms -medego, musikus und matto, Verrückter - einhergetollt kamen.
    Fest-und feiertags wird in Venedig das coprifuoco nicht geläutet, doch als wir an diesem Abend am dritten oder vierten Palazzo angelangt waren und ich völlig durchnäßt draußen wartete, hörte ich die Kirchenglocken die Komplet läuten. Gleichsam als wäre das ein verabredetes Zeichen, schlüpfte Ilaria aus dem Ballsaal heraus, kam nach draußen und ging geradenwegs auf die Stelle zu, wo ich mich mit tief heruntergezogener Kapuze und fest um mich gezogenem Mantel in eine Hausnische gedrückt hatte. Sie trug immer noch ihr päpstliches Gewand; nur den domino hatte sie abgenommen.
    Leise sagte sie: »Caro lä«, den Gruß, den nur Liebende
    füreinander haben, woraufhin ich gleichsam zur Salzsäule
    erstarrte. Ihr Atem duftete leicht nach bevarin, dem
    Haselnußlikör, als sie in die Falten meiner Kapuze
    hineinflüsterte: »Der Alte ist endlich betrunken und wird uns jjetzt nicht v-verf... Dio me varda! Wer seid Ihr?« Mit diesen
    Worten wich sie vor mir zurück.
     
    »Ich heiße Marco Polo«, sagte ich. »Ich bin Euch gefolgt,
     
    seit...«
    »Ich

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