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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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sagte ich:
    »Ich habe noch ein Wort gehört. Kus. Was ist das?« Der Diener, der uns aufwartete, stieß einen erstickten Laut aus, und Ishaq schien von womöglich noch größerem Unbehagen erfüllt als zuvor. »Das ist eine sehr niedrige Bezeichnung für aber das eignet sich kaum als Gesprächsthema bei der Mahlzeit. Ich werde das Wort nicht in den Mund nehmen, aber es ist eine niedrige Bezeichnung für die womöglich noch niedrigeren Teile der Frau.«
    »Und ghunp« fragte ich. »Was ist ein ghunp« Der Diener schluckte vernehmlich und verließ eilends den Raum; Ishaqs Unbehagen schien bis zur Verzweiflung gesteigert. »Wo habt Ihr Euch herumgetrieben, junger Scheich? Auch das ist ein niedriges Wort. Es bedeutet - es bedeutet die Bewegung, die eine Frau macht. Eine Frau oder ein - das heißt, der-oder diejenige, die nur stillhält. Das Wort bezieht sich auf die Bewegung, die beim -Allah verzeih mir! -, beim Akt der körperlichen Vereinigung gemacht wird.«
    Vernehmlich stieß Onkel Mafio die Luft durch die Nase und sagte: »Mein saputelo Neffe ist begierig darauf, neue Wörter kennenzulernen, auf daß er uns ein nützlicherer Reisebegleiter ist, sobald es weitergeht in ferne Lande.«
    Ishaq murmelte: »Wie der Prophet gesagt hat (Friede sei mit ihm!): ›Ein Gefährte ist das beste, was man auf eine Reise mitnehmen kann.‹«
    »Da sind noch ein paar andere Wörter...«, hob ich nochmals
    an... »Und, wie es weiter heißt«, knurrte Ishaq. ›»Selbst schlechte ist gar keiner Gesellschaft vorzuziehen.‹ Aber wirklich, junger Scheich Polo, ich muß es von mir weisen, Euch weitere Neuerwerbungen zu erklären.«
    Woraufhin mein Vater das Wort ergriff und auf etwas Harmloseres zu sprechen kam. Beim Essen gingen wir zum Nachtisch über, einem Konfekt aus kandierten Aprikosen, Datteln und Zitronenschale; parfümiert war dies Konfekt mit Ambra. Infolgedessen sollte ich erst sehr viel später dahinterkommen, was die geheimnisvollen Worte tabzir und zambur bedeuteten. Nach Beendigung der Mahlzeit -zum Schluß gab es noch gahwah und sharbatzu trinken -sprach Ishaq abermals das Gebet: »Allah ekber rahmet«, um uns dann aufseufzend zu verlassen. Im Gegensatz zu uns Christen sprechen die ungläubigen Araber nicht nur zu Beginn, sondern auch zum Abschluß einer Mahlzeit ein Gebet.
    Als mein Vater, mein Onkel und ich uns einige Tage später auf die Aufforderung des Archidiakons in die Burg begaben, empfing er uns in Gegenwart des Prinzen und der Prinzessin sowie zweier Männer, die das weiße Habit und das schwarze Skapulier der Dominikanermönche trugen. Nachdem wir uns gegenseitig begrüßt hatten, stellte uns Archidiakon Visconti die Brüder vom Predigerorden vor.
    »Fra Nicolo aus Vicenza und Fra Guglielmo aus Tripoli. Sie haben sich freiwillig gemeldet, Euch zu begleiten, Messeri Polo.«
    Wie groß seine Enttäuschung auch gewesen sein mochte, mein Vater gab nichts dergleichen zu erkennen, sondern sagte nur: »Ich danke Euch, Brüder, und heiße Euch in unserer Gesellschaft willkommen. Dürfte ich jedoch fragen, warum Ihr Euch unserer Mission freiwillig anschließen wollt?«
    Einer von ihnen sagte in ziemlich quengelndem Tonfall: »Weil wir entsetzt sind darüber, wie unsere christlichen Mitbrüder sich hier in Acre aufführen.«
    Und der andere sagte nicht minder quengelig: »Wir freuen uns
    auf die sauberere und reinere Luft in der fernen Tatarei.« »Vielen Dank, Fratri«, sagte mein Vater immer noch höflich. »Nur -würdet Ihr uns jetzt entschuldigen? Wir müssen nämlich unter vier Augen noch ein Wort mit Hochwürden und Ihren Königlichen Hoheiten reden.«
    Die beiden Mönche rümpften gekränkt die Nase, zogen sich aber gleichwohl zurück. Woraufhin mein Vater dem Archidiakon gegenüber die Bibel zitierte: »Die Ernte ist groß, aber wenig sind der Arbeitern« Visconti entgegnete: ›»Denn wo zween oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.‹«
    »Aber Hochwürden, ich habe um Priester gebeten.« »Priester haben sich aber keine freiwillig gemeldet. Bei diesen beiden handelt es sich jedoch um Angehörige des Predigerordens. Als solche sind sie ermächtigt, fast sämtliche kirchlichen Amtshandlungen vorzunehmen -von der Gründung einer Kirche bis zur Schlichtung eines Ehestreits. Ihre Vollmachten der Sakramentsausteilung und Absolution sind zwar selbstverständlich etwas beschränkt, und natürlich können sie auch keine Priester weihen. Doch zu dem Zwecke müßtet Ihr ja einen

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