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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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dieser kurzen Bekanntschaft gesonnt. Schließlich sollte ich später im Osten Männer kennenlernen, deren hohe Stellung Päpste und Könige zu Zwergen machte. Als ich an jenem Tag die Burg verließ, geschah das gerade zu einer der fünf Stunden, an denen die Araber zu ihrem Gott Allah beten, und die Kirchendiener, die sie hier muedhdhm nennen, hockten auf jedem Turm und hohen Dach, wo sie laut, aber eintönig ihre Gesänge intonieren, mit denen sie die Gebetsstunden anzeigen. Überall -in den Geschäften und Haustüren und auf der staubigen Straße breiteten Männer islamischen Glaubens ihren kleinen Teppich aus und knieten darauf nieder. Das Gesicht nach Südosten neigend, drückten sie es zwischen den aufgesetzten Händen auf den Boden und reckten das Hinterteil in die Luft. Zu dieser Zeit war jeder Mann, dem man ins Gesicht statt aufs Gesäß schauen konnte, entweder Christ oder Jude. Sobald jedermann in Acre wieder aufrecht stand, entdeckte ich meine drei Bekannten von vor einer Woche. Ibrahim, Naser und Daud hatten mich die Burg betreten sehen und in der Nähe des Eingangs darauf gewartet, daß ich wieder zum Vorschein komme. Alle drei hatten sie leuchtende Augen, um mir das große Wunder zu zeigen, das sie mir versprochen hatten. Zuerst, so vermittelten sie mir, müsse ich etwas essen, das sie mitgebracht hätten. Naser trug einen kleinen Lederbeutel, der, wie sich herausstellte, ein paar in Sesamöl eingelegte Feigen enthielt. Zwar mochte ich Feigen durchaus gern, doch diese waren ölgetränkt und schleimig und weich und unangenehm im Mund. Die Jungen bestanden jedoch darauf, daß ich in Vorbereitung auf die Offenbarung davon koste, und so zwang ich mich, vier oder fünf von den scheußlichen Dingern hinunterzuwürgen.
    Dann führten die Jungen mich durch viele Straßen und Gassen. Mir kam der Weg nachgerade recht lang vor, und ich spürte durchaus meine Knochen; außerdem war mir irgendwie mulmig zumute. Schon fragte ich mich, ob die heiße Sonne daran schuld sei oder die Feigen irgendwie schlecht gewesen wären. Mein Sehvermögen war beeinträchtigt, ich sah alles ein wenig verschoben; die Leute und die Gebäude um mich herum schienen zu schwanken und sonderbar in den Proportionen verschoben. In den Ohren sauste es mir, als würde ich von Tausenden von Fliegen umschwärmt. Meine Füße stolperten über jede Unebenheit, und so bat ich die Jungen, stehenzubleiben und eine Weile zu rasten. Doch sie, die immer noch ganz aufgeregt waren und mich nicht lassen wollten, faßten mich unter den Armen und halfen mir, mich vorwärtszuschleppen. Sie gaben mir zu verstehen, das Schwindelgefühl in meinem Kopf rühre in der Tat von den besonders eingelegten Feigen her; doch das sei notwendig für das, was jetzt kommen sollte.
    Ich wurde in einen offenen, aber sehr dunklen Eingang geschoben, widersetzte mich dem Eintreten jedoch keineswegs. Die Jungen allerdings stießen zornige Schreie aus, was sich für mich so anhörte wie: »Du dummer Ungläubiger, erst müßt du die Schuhe ausziehen und darfst nur barfuß eintreten.« Dem entnahm ich, daß es sich bei dem Gebäude um eines der Gebetshäuser handelte, welche die Muslims eine masjid nennen. Da ich keine Schuhe trug, sondern ein eng anliegendes Beinkleid mit Sohlen daran, war ich gezwungen, mich von der Hüfte abwärts zu entblößen. Ich packte mein Wams und zog es so tief über mein entblößtes Gemächt, wie ich konnte und fragte mich dabei benommen, wieso es annehmbarer sein könne, eine masjid mit entblößtem Geschlechtsteil zu betreten als mit Schuhen an den Füßen. Doch wie dem auch sei -die Jungen zögerten nicht, sondern schoben mich durch die Tür ins Gebäudeinnere.
    Da ich nie zuvor eine masjid betreten hatte, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete, sondern war nur leicht verwundert, daß sie überhaupt nicht erhellt war und keinerlei Gläubige sich darin aufhielten. Das einzige, was ich im Dämmerlicht erkennen konnte, war eine Reihe riesiger Steinkrüge, kaum kleiner als ich, die an einer Wand standen. Die Jungen führten mich zu dem Krug ganz am Ende und forderten mich auf hineinzusteigen.
    Nun hatte ich die leise Befürchtung, daß es die jugendlichen Sodomiten -die mir, der ich auch noch nicht einmal ganz Herr meiner Sinne war, zahlenmäßig überlegen waren -auf meinen Körper abgesehen hatten, und war darauf vorbereitet, mich zu wehren. Was sie dann jedoch vorschlugen, kam mir eher komisch und zum Lachen reizend als ungeheuerlich vor. Als ich um

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