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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Höflingen und Gästen sowie die zahlreichen Diener und Sklaven, die sie brauchten, und für die Spielleute und Quacksalber, die sie mitbrachten, ihnen des Nachts auf amüsante Weise die Zeit zu vertreiben. Jeder Raum bis hinunter zur kleinsten Schlafkammer war an den Wänden mit Bildern von Meister Chao und den anderen Hofmalern verziert, wunderschön ausgeführte Bilder von der Jagd, der Hetze und dem Zurstreckebringen des Wildes. Draußen vor dem Hauptpalastgebäude gab es riesige Stallungen für die Reit-und Tragtiere -Elefanten ebenso wie Pferde und Maultiere -sowie für die Unterkünfte der Habichte und Falken für die Beize, Zwinger für die Hunde und chita-Katzen; und alle diese Gebäude waren ebenso schön gebaut und verziert und makellos sauber wie der Palast selbst.
    Der Khakhan verfügte auch in Xan-du wieder über eine Art von tragbarem Palast. Dabei handelte es sich um eine gewaltige Pracht-yurtu, nur so überaus groß, daß sie nicht allein aus Tuch und Filz gebaut werden konnte. Zur Hauptsache bestand sie aus zhu-gan-Rohr und Palmwedein, und gestützt wurde sie von schön bemalten, geschnitzten und vergoldeten Holzpfeilern in Form von Drachen, und zusammengehalten von einem sinnreichen Gewebe aus Seidenschnüren. Wiewohl über die Maßen groß, ließ sie sich genauso leicht auseinandernehmen und fortbringen und an anderer Stelle wieder aufbauen wie eine yurtu. Infolgedessen wurde dieser tragbare Palast ständig auf dem Jagdgebiet und in dem unliegenden Gelände hin-und hergebracht - eine Reihe von Elefanten diente ausschließlich dem Zweck, die einzelnen Teile zu transportieren -, wohin immer der Khakhan und sein Gefolge an diesem Tage zur Jagd zu reiten wünschten.
    Jedesmal, wenn Kubilai zur Jagd ausritt, ging das in großem Stil vonstatten. Er und seine Gäste verließen den Marmorpalast in einem farbenfrohen und strahlenden Zug. Manchmal ritt der Khan auf einem seiner »Drachen-Zelter« -milchweißen Schimmeln, die in Persien eigens für ihn gezüchtet wurden -, manchmal jedoch auch in dem hauda genannten kleinen Haus, das hoch auf den mächtigen Schultern eines Elefanten hin-und herschwankte, manchmal aber auch in jenem überaus reichverzierten zweirädrigen, entweder von Rössern oder Elefanten gezogenen Streitwagen. Ritt er zu Pferd aus, hatte er stets eine der schlanken chita-Katzen elegant vor sich auf dem Widerrist des Pferdes liegen, die er losließ, wann immer irgendwelches aufgescheuchte Niederwild flüchtete. Die chita holte alles ein, was sich bewegte, und brachte das geschlagene Tier pflichtbewußt zurück zur Jagdgruppe. Doch da die chita ihr Opfer immer beträchtlich zerfleischte, warf einer der Jäger es in einen besonderen Beutel; später wurde es dann kleingehackt und den Beizvögeln als Futter vorgelegt. Ritt Kubilai jedoch in der hauda oder dem Streitwagen aus, waren stets zwei oder noch mehr seiner milchweißen Gerfalken auf der Brüstung aufgebäumt, die er auf fliegendes oder laufendes Kleinwild anwarf.
    Hinter dem Streitwagen, dem Zelter oder Elefanten des Khakhan kam sein zahlreiches Gefolge, hohe Herren und Damen und vornehme Gäste, die samt und sonders nur wenig königlicher beritten waren als der Khan selbst und die sämtlich je nachdem, auf welches Wild man es an diesem Tag abgesehen hatte -verkappte Falken auf der dick behandschuhten Faust trugen; sie wiederum waren umringt von Dienern, die ihre Lanzen oder Bogen trugen oder ihre Jagdhunde an der Leine hielten. Früher am Tage waren wohl viele Treiber ausgerückt, um drei Seiten eines weiten Feldes abzuriegeln und zur richtigen Zeit anzufangen, das Wild aufzuscheuchen und es -Hirsch, Wildschwein, Otter oder was sonst noch -zur vierten Seite des Feldes auf die sich nähernde Jagdgesellschaft zuzutreiben.
    Jedesmal, wenn Kubilai samt Gefolge durch eines der um sein Jagdrevier herum gelegenen Dörfer kam, liefen die Frauen und Kinder der hier lebenden Familien hinaus und riefen »Heil!«. Auch unterhielten sie ständig Willkommensfeuer, und wenn dann der Khan hindurchkam, streuten sie Spezereien und Weihrauch in die Flammen, um die Luft mit Wohlgeruch zu erfüllen. Mittags zog die Jagdgesellschaft sich in die stets an bequem gelegener Stelle aufgebauten zhu-gan-yurtu zurück, um dort einen Imbiß einzunehmen, leise Musik zu hören und ein kurzes Nickerchen zu machen, ehe es nachmittags wieder hinausging. War die Jagd dieses Tages vorüber, kehrte man -je nachdem, wie müde alle waren oder wie weit vom Hauptpalast

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