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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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unterhaltsamen Dingen beibringen. Im Wald könnten zwei Elefanten eine Säge betätigen, um einen Baum zu fällen, diesen dann in die Höhe heben und den gigantischen Stamm stapeln oder an eine Straße schleifen; dann brauche man nur einen einzigen Holzfäller, der die Bäume bezeichnete, die geschlagen werden sollten. Als Lasttier sei der Elefant überhaupt mit keinem anderen Tier zu vergleichen und imstande, die Last von drei kräftigen Ochsen an einem ganz normalen Arbeitstag dreißig bis vierzig li weit zu schleppen, im Notfall jedoch sogar bis zu fünfzig li an einem Tag. Der Elefant habe nicht die geringste Scheu vorm Wasser, wie etwa das Kamel, denn er ist ein vorzüglicher Schwimmer, wohingegen ein Kamel überhaupt nicht schwimmen kann.
    Ich weiß nicht, ob ein Elefant mit einer so schwierigen Straße wie etwa der Pfeilerstraße im Hochgebirge fertig geworden wäre, dieses Tier jedenfalls trug uns schnell und sicher über höchst unterschiedliches Dama-qing-Gelände. Da mein Elefant nur einer unter einer ganzen Reihe war und der des Khan sowie etlicher anderer vor uns herliefen, brauchte mein mahawat das Tier nicht sonderlich zu lenken, sondern nur hin und wieder das eine oder andere türgroße Ohr des Dickhäuters zu berühren. Da wir zwischen Bäumen dahintrabten, benutzte das Tier von sich aus seinen Rüssel, um hinderliche Stämme oder biegsame Äste beiseite zu biegen oder auch abzubrechen, um zu gewährleisten, daß sie nicht zurückfederten auf uns Reiter. Manchmal ging das Tier unbeirrt zwischen zwei Bäumen hindurch, die aussahen, als stünden sie viel zu dicht beieinander, doch wand das Tier sich so geschickt und glatt hindurch, daß nicht einmal die Gurte berührt wurden, die die hauda auf seinen Schultern festhielten. Gelangten wir an das lehmige Ufer eines kleinen Wasserlaufs, setzte der Elefant die vier mächtigen Füße so spielerisch zusammen wie ein Kind und schlidderte den Hang hinunter bisans Wasser. Dort waren Trittsteine fürs Überqueren bereitgelegt worden. Ehe er sich auf sie hinauswagte, probierte der Elefant zunächst vorsichtig aus, ob diese sein Gewicht auch trügen, und tastete dann mit dem Rüssel, wie tief das Wasser sei. Zufriedengestellt, setzte er die Füße auf die Steine, bewegte sie von einem zum anderen, ohne auch nur ein einziges Mal zu zaudern, sondern trat so behutsam und genau auf wie ein Mensch von großer Leibesfülle, der einen Tropfen über den Durst getrunken hat.
    Wenn der Elefant einen wenig liebenswerten Zug hat, so teilt er diesen mit allen Geschöpfen, nur wird er durch die überwältigende Körpergröße dieses Tieres noch unangenehmer. Womit ich meine, daß der Elefant, auf dem ich ritt, häufig und erschreckend laut Winde ließ. Auch andere Tiere tun das -Kamele, Pferde, sogar Menschen -, doch kein anderes Geschöpf in Gottes schöner Welt bringt es fertig, das unter soviel donnerhaftem Getöse und mit einem so pestilenzialischen Gestank zu tun wie ein Elefant, der ein widerwärtiges Windgemisch erzeugt, welches fast im selben Maße sichtbar ist wie hörbar. Unter Aufbietung heldenhafter Kräfte bemühte ichmich, über diesen Mangel an Manieren hinwegzugehen. Über etwas anderes hingegen wagte ich, mich doch zaghaft zu beschweren. Der Elefant ringelte nämlich mehrere Male seinen Rüssel auf der Stirn und nieste mir ins Gesicht -und zwar mit einer solchen Gewalt, daß ich auf meiner Bank hin-und hergeworfen wurde und über und über feucht war. Als ich mich über diese Nieserei beschwerte, sagte der mahawat hochmütig:
    »Elefanten niesen nicht. Die Kuh pustet nur unseren Geruch von sich fort.«
    »Gèsu«, brummte ich: »Mein Geruch stört sie?«
    »Das liegt nur daran, daß Ihr ihr fremd seid; sie ist Euch nicht gewohnt. Sobald sie sich an Euch gewöhnt ha t, findet sie sich mit Eurem Geruch ab und mäßigt ihr Verhalten.«
    »Ich bin entzückt, das zu hören.«
    So witzelten wir ausgelassen weiter, schwankten rhythmisch in der hohen hauda hin und her, und der mahawat erzählte mir noch manches Wissenswerte. Die Dschungel von Champa, sagte er, seien die Heimat der Elefanten, und dort gäbe es sogar weiße Elefanten.
    »Nicht völlig weiße, versteht sich, wie die schneeweißen Pferde und Falken des Khakhan. Aber von einem blasseren Grau als normal. Und weil sie so selten sind wie Albinos unter den Menschen, gelten sie als heilig. Man verwendet sie häufig, um sich an einem Feind zu rächen.«
    »Heilig«, sagte ich, »und doch gleichzeitig

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