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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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anzugreifen, die damals gerade in Yun-nan einmarschierte. Das wäre gleichbedeutend gewesen mit Hochverrat und Bürgerkrieg. In einem solchen Falle erwartete man, daß Ihr selbst, Sire, das Kommando im Felde übernehmen würdet. Während Eurer Abwesenheit und der sich daraus ergebenden verworrenen Lage sollte -sollte der Vizeregent Achmad sich selbst zum Khakhan ausrufen…«
    Die versammelten cheng-Richter riefen wie aus einem Munde: »Vakh!« und »Schande!« und »Aiya!« und andere Rufe des Abscheus.
    »… woraufhin«, nahm die Zunge den Faden wieder auf, »Yun-nan die Waffen strecken und dem neuen Khakhan Achmad als Gegenleistung für einen mühelos errungenen Frieden Lehnstreue schwören sollte. Sodann scheint man sich auch darauf geeinigt zu haben, daß die Yi zusammen mit Kaidu die Sung angreifen und helfen sollten, das Sung-Reich zu erobern. Danach wollten Achmad und Kaidu das Khanat zwischen sich aufteilen und regieren.«
    Es kam zu weiteren »Vakh!« -und »Aiya!«-Rufen. Kubilai hatte immer noch kein Wort dazu gesagt, aber sein Gesicht war wie der schwarze bu-ran-Sandsturm, der sich über der Wüste zusammenbraut. Während die Zunge auf einen Befehl wartete, ließen die Minister den Brief unter sich herumgehen.
    »Stammt er wirklich aus Paos Hand?« fragte einer.
    »Jawohl«, sagte ein anderer. »Um Geld zu schreiben, benutzte er das Schriftzeichen für die kauri-Muschel, die bei den Yi das
    gängige Zahlungsmittel ist.«
    Ein anderer fragte: »Und was ist mit der Unterschrift?«
    »Sie scheint echt zu sein - von seinem yin.«
    »Der yin-Meister soll herkommen.«
    »Niemand darf den Raum verlassen.«
    Doch Kubilai hatte es gehört und nickte, woraufhin eine Wache hinauslief. Inzwischen redeten die Minister halblaut, aber aufgeregt durcheinander, und ich hörte einen feierlich erklären: »Das Ganze ist zu ungeheuerlich, als daß man es glauben könnte.«
    »Es gibt einen Präzedenzfall«, sagte ein anderer. »Erinnert euch, vor ein paar Jahren haben wir uns Kappadozien durch eine ähnliche List einverleibt. Ein Oberminister der seldschukischen Türken, der gleichermaßen das Vertrauen seines Herrschers besaß, vergewisserte sich der heimlichen Hilfe unseres Ilkhan Abagha von Persien, ihm beim Sturz des rechtmäßigen Königs Kilij behilflich zu sein. Als der Verrat begangen war, brachte der Emporkömmling Kappadozien in das Khanat ein.«
    »Ja«, meinte ein anderer. »Nur daß die Umstände da glücklicherweise andere waren. Abagha hat kein Komplott zur eigenen Erhöhung geschmiedet, sondern zugunsten seines Khakhan Kubilai und des ganzen Khanats.«
    »Hier kommt der yin-Meister.«
    Von den Wachen zur Eile getrieben, kam der alte Meister Yiu schlurfend in den cheng. Der Brief wurde ihm vorgewiesen, und er brauchte nur einen kurzen Blick drauf zuwerf en, ehe er erklärte: »Wo es um meine eigenen Arbeiten geht, kann ich mich nicht irren, meine Herren. Dieser Abdruck stammt in der Tat von dem von mir gefertigten Siegel für den Minister für Kleinere Volksgruppen, Pao Nei-ho.«
    »Da haben wir's!« riefen etliche von ihnen, und: »Dann stimmt es alles«, und: »Jetzt steht es unzweifelhaft fest!« -und alle richteten den Blick auf Kubilai. Dieser holte tief Atem, ließ diesen langsam entweichen und sagte mit schicksalsschwangerer Stimme: »Wachen!« Diese Männer nahmen Habt-acht-Stellung an und stießen ihre Lanzen wie ein Mann auf den Boden. »Geht und sagt dem Oberminister Achmad-az-Fenaket, er habe sich unverzüglich hier einzufinden!« Nochmals stießen sie mit ihren Lanzen auf den Boden und fuhren herum, um die Halle zu verlassen, doch Kubilai hielt sie dann doch noch einen Moment zurück und wandte sich an mich:
    »Marco Polo, es sieht ganz so aus, als hättet Ihr dem Khanat ein zweitesmal einen großen Dienst erwiesen -wenn auch diesmal unbeabsichtigt.« Die Worte klangen lobend, doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte man meinen können, ich hätte irgendwelchen Hundedreck mit meinen Stiefeln in die Halle geschleppt. »Dann bringt es jetzt auch zum Ende, Marco. Geht mit den Wachen und überbringt dem Oberminister den förmlichen Befehl: ›Erhebe dich und komm,
    toter Mann, denn Kubilai, der Khan Aller Khane, will deine letzten Worte hören.‹«
    So ging ich, wie angewiesen, doch hatte der Khakhan mir nicht befohlen, zusammen mit dem Araber in den cheng zurückzukehren, und wie es sich ergab, tat ich das auch nicht. Ich und mein Trupp Wachen trafen in Achmads Wohnung ein und fanden

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