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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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zu denken -, doch da ist noch diese kleine Sache Eurer Verbannung von Venedig.«
    Wie vom Donner gerührt starrte ich ihn an. Er wollte doch nicht etwa diese alte Anklage gegen jemand aufleben lassen, der jetzt ein achtbarer und geachteter (und hohe Steuern zahlender) Bürger war. Mit dem Ausdruck gekränkten Hochmuts sagte ich: »Ich bin davon ausgegangen, So Serenità, daß das Gesetz zur Vollstreckung mit dem Dogen Tiepolo hinfällig wäre.«
    »Oh, gewiß, ich bin selbstverständlich nicht verpflichtet, die Urteile und die von meinem Vorgänger erlassenen Strafen zu respektieren. Aber auch ich möchte, daß meine Bücher makellos sind. Und da ist nun mal der kleine Fleck auf den Seiten im Archiv der Signori della Notte.«
    In der Annahme, jetzt zu verstehen, lächelte ich und sagte: »Vielleicht könnte ein angemessenes Bußgeld den Flecken ausradieren.«
    »Ich würde mehr an eine Sühne denken, die im Einklang mit der alten römischen lege de tagiòn steht.«
    Wieder war ich wie vom Donner gerührt. »Auge um Auge? Aus den Büchern geht doch gewiß hervor, daß ich nie am Tod jenes Bürgers schuld war.«
    »Nein, nein, selbstverständlich wart Ihr das nicht. Gleichwohl ging es bei der traurigen Angelegenheit um einen Waffengang.
    Ich meinte, Ihr könntet dafür sühnen, indem Ihr an einem anderen teilnehmt. Zum Beispiel an unserm augenblicklichen Krieg mit unserem alten Feind Genua.«
    »So Serenita, Krieg ist etwas für junge Leute. Ich bin heute vierzig und damit ein bißchen über das Alter hinaus, mit dem Schwert zu kämpfen, und…«
    Klick! Er drückte den Dolch, und die innere Klinge fuhr heraus.
    »Wie Ihr mir eben selbst erzählt habt, habt Ihr diese Waffe vor noch nicht gar so vielen Jahren gebraucht, Messer Marco. Ich wollte ja nicht sagen, daß Ihr einen Frontalangriff gegen Genua vortragen sollt. Nur, daß Ihr nachweislich Militärdienst geleistet habt. Ich bin keineswegs despotisch, nachtragend oder launisch. Ich denke an die Zukunft Venedigs und des Hauses Polo. Dieses Haus gehört jetzt zu den ersten unserer Stadt. Nach Eurem Vater werdet Ihr ihm vorstehen und nach Euch Eure Söhne. Sollte das Haus Polo, worauf alles hindeutet, auch in kommenden Generationen seine beherrschende Stellung behalten, müßte meiner Meinung nach das Familienwappen vollständig senza macchia sein. Tilgt den Makel jetzt, damit es nicht alle, die nach Euch kommen, in Verlegenheit und Schwierigkeiten bringt. Es is t leicht getan. Ich brauche bloß auf der gegenüberliegenden Seite zu schreiben: »Marco Polo, Ene Aca, hat der Republik im Krieg gegen Genua treu gedient.‹«
    Mein Vater nickte zustimmend und fügte noch hinzu: »Was gut abgeschlossen wird, läßt sich gut bewahren.«
    »Wenn ich muß«, sagte ich aufseufzend. Da hatte ich nun gedacht, der Kriegsdienst liege für immer hinter mir. Gleichwohl, das muß ich gestehen, dachte ich, es würde sich vielleicht doch sehr gut in der Familiengeschichte ausnehmen, daß Marco Polo in seinem Leben sowohl mit der Goldenen Horde als auch in der Kriegsflotte Venedigs gekämpft hat. »Was für eine Aufgabe habt Ihr für mich, So Serenità?«
    »Ihr braucht nur als Edelmann in Waffen zu dienen. Sagen wir als außerplanmäßiger Kommandant eines Versorgungsschiffs. Macht nur einen Ausfall der Flotte mit, hinaus aufs Meer und dann wieder zurück in den Hafen, dann könnt Ihr Euren Abschied nehmen -mit neuer Auszeichnung und unter Wahrung der alten Ehre.«
    So kam es, daß ich, als ein paar Monate später eine squadra der venezianischen Flotte unter dem Almirante Dándolo auslief, ich mich an Bord der Galeasse Doge Particiaco befand, die freilich nur ein Versorgungsschiff der Kampf-squadra war. Ich bekleidete den Ehrenrang eines Sopracomito, was soviel bedeutete, daß ich annähernd die gleiche Funktion hatte wie auf der chuan, mit der die Dame Kukachin fuhr -befehlsgewohnt und kriegerisch und intelligent dreinzuschauen und dem Comito, dem eigentlichen Befehlshaber des Schiffes, und den Matrosen, die seine Befehle entgegennahmen, möglichst nicht im Weg zu stehen.
    Ich behaupte nicht, daß ich es besser hätte machen können, wenn ich wirklich das Kommando gehabt hätte -über die Galeasse oder über die gesamte squadra -, nur, schlechter hätte ich es auch kaum machen können. Wir segelten die Adria hinunter, und in der Nähe der Insel Kurcola vor der dalmatinischen Küste stießen wir auf eine squadra genuesischer Schiffe, die den Stander ihres großen Almirante Doria gesetzt

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