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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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standen sie da und ließen uns hochleben - ob wegen unserer gesunden Heimkehr oder dafür, daß sie einen so unerwarteten freien Tag bekamen, weiß ich nicht zu sagen -, und wir gingen wieder hinaus in den Nebel.
    Onkel Marco brachte uns in seine Villa am Marmara-Meer, wo wir unsere erste Nacht und die nächste Woche oder gar noch längere Zeit damit verbrachten, gute Weine zu trinken und herrliches Essen zu genießen -darunter keinen Fisch -, und ließen uns in dem privaten hamman meines Onkels baden und schrubben und durchkneten -schliefen viele Stunden ungestört in schwellenden Betten und wurden in jeder Beziehung von den vielen Dienern des Hauses verwöhnt. Onkel Marco schickte inzwischen ein besonderes Kurierschiff nach Venedig, um Dona Fiordelisa von unserer Ankunft hier zu unterrichten.
    Nachdem wir uns ausgeruht hatten und wieder wohlgenährt fühlten und wieder so aussahen und rochen, daß man sich mit uns sehen lassen konnte, wurde ich mit Onkel Marcos Sohn und Tochter bekannt gemacht, Nicolò und Maroca. Beide standen etwa in meinem Alter, doch Base Maroca war noch eine Jungfer und bedachte mich mit halb fragenden, halb anzüglichen Blicken. Ich hatte jedoch keine Lust, darauf einzugehen. Ich war viel mehr daran interessiert, mit meinem Vater und Onkel Marco beisammenzusitzen und unsere Aufmerksamkeit den Büchern der Compagnia Polo zuzuwenden. Diese öffneten uns rasch die Augen darüber, daß wir alles andere als mittellos waren. Wir waren mehr als nur respektabel reich.
    Manche der Sendungen an Waren und Wertgegenständen, die mein Vater den Kurieren der mongolischen Pferdeposten anvertraut hatte, hatten die lange Reise über die Seidenstraße bis hierher nicht ganz geschafft, doch das war zu erwarten gewesen; viel erstaunlicher war, daß so viele Sendungen bis Konstantinopel durchgekommen waren. Hier wiederum hatte Onkel Marco das Geld auf die Bank getragen, es investiert und äußerst klug Handel mit den Waren getrieben, und auf seinen Rat hin hatte Dona Fiordelisa in Venedig das gleiche tun können. So war es gekommen, daß die Compagnia Polo inzwischen zusammen mit den Handelshäusern Spinola in Genua und Carrara aus Padua und Dadolo aus Venedig als prima de tuto in der Welt des Handels galt. Ganz besonders freute ich mich, daß unter den Sendungen, die angekommen waren, sich auch jene befand, die alle Karten enthielt, die mein Vater, Onkel Mafìo und ich gezeichnet hatten, sowie alle Notizen, die ich in all den Jahren gemacht hatte. Da der Schuhbrigant mich in Tuceli nicht um meine Tagebuchblätter gebracht hatte, die ich seit unserer Abreise von Khanbalik geschrieben hatte, besaß ich jetzt zumindest fragmentarisch Unterlagen über jede einzelne meiner Reisen.
    Bis zum Frühjahr blieben wir in der Villa, und so hatte ich Zeit, Konstantinopel gut kennenzulernen. Das bedeutete einen leichten Übergang von unserem langen Aufenthalt im Fernen Osten und unserer Rückkehr in den Westen, denn Konstantinopel selbst war eine Mischung aus diesen beiden Enden der Erde. Es war östlich in der Baukunst, in den bazàr-Märkten und der Vielfalt an Völkern und Hautfarben, Trachten und so fort. Doch zu dem Konstantinopeler guazzabuglio an Völkern gehörten etliche zwanzigtausend Venezianer, rund ein Zehntel soviel wie in Venedig selbst, und die Stadt wies andere Ähnlichkeiten mit Venedig auf -darunter jene, daß es auch hier von Katzen nur so wimmelte. Die meisten Venezianer wohnten und machten ihre Geschäfte im Phanar-Viertel der Stadt, das ihnen zugewiesen war, und auf der anderen Seite des Goldenen Horns, in der sogenannten Neustadt, bewohnten etwa noch einmal so viele Genueser das Galata-Viertel.
    Der Handel machte tägliche Transaktionen zwischen Venezianern und Genuesen notwendig. Nichts konnte sie je davon abhalten, Geschäfte zu machen. Aber sie tätigten diese Geschäfte äußerst kühl, hielten dabei gleichsam auf Armeslänge Abstand voneinander; und gesellschaftlich und freundschaftlich verkehrten sie nicht miteinander, denn daheim lagen ihre Heimatrepubliken wie schon so oft zuvor -wieder im Krieg miteinander. Ich erwähne das nur, weil ich später ein wenig davon betroffen war. Doch will ich nicht die vielen Seiten von Konstantinopel beschreiben oder bei unserem Aufenthalt dort länger verweilen, denn im Grunde war es nur ein Ort, an dem wir uns auf unserer Reise für kurze Zeit erholten und ausruhten; denn mit dem Herzen waren wir bereits in Venedig und hatten es eilig, auch mit dem Rest unseres

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