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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Fall, daß ich eine der Hofdamen auffordern sollte, das Bett mit mir zu teilen - eine der Kopfstützen, wie die Han sie benutzen, eine Art flaches Podest aus Porzellan -dieses hier in Gestalt einer sich zurücklehnenden Frau -, den Nacken einer Dame zu stützen, ohne daß ihre Frisur in Unordnung gerät.

Unbekümmert plauderte Chingkim weiter: »Diejenigen von Kubilais Söhnen, die gestern am Bankett teilgenommen haben, sind wangs von Provinzen und orioles von Heeren, so ungefähr.«
    Zum Herbeirufen meiner Dienerinnen hing ein Messinggong da, groß wie ein Kashgarer Wagenrad. Gleichwohl war es gestaltet wie ein riesiger Fisch mit einem großen runden Kopf und einem riesigen Maul darin; den Resonanzkörper aus Messing bildete nur ein kurzer Fischleib hinter der weiten Öffnung.
    »Ich wurde zum Wang von Khanbalik gemacht«, fuhr Chingkim im Plauderton fort, »weil Kubilai mich gern in der Nähe hat. Und an Euren Tisch hat er mich gesetzt, um Euren Vater und Euren Onkel zu ehren.«
    Ich besah mir im Hauptraum gerade eingehend eine höchst wunderliche Lampe. Sie bestand aus zwei ineinandersteckenden, zylindrischen Papierschirmen, die beide in ganzem Umfange mit Papierflügeln ausgestattet waren, so daß die beiden Schirme durch die von den Lampenflammen aufsteigende Hitze angetrieben wurden, sich in entgegengesetzter Richtung zu drehen. Die Schirme waren mit allerlei Strichen und Flecken bemalt und durchsichtig, so daß Bewegung und von innen durchscheinendes Licht die Farbflecken immer wieder dazu brachte, erkennbare Bilder zu bilden -und zwar Bilder, die sich bewegten. Später habe ich andere Lampen mit anderen Szenen sich bewegen sehen, doch meines zeigte immer und immer wieder ein hinten auskeilendes Maultier, das einen kleinen Mann am Hinterteil traf und ihn durch die Luft fliegen ließ. Ich war hingerissen.
    »Ich bin zwar nicht Kubilais ältester Sohn, aber der einzige, den seine Hauptfrau, die Khatun Jamui, ihm geboren hat. Das macht mich zum Kronprinzen des Khanats und Erbanwärter auf Thron und Titel meines Vaters.«
    Mittlerweile war ich auf die Knie niedergegangen und zerbrach mir den Kopf über das Muster des sonderbaren, flachen hellen Teppichs auf dem Boden. Nachdem ich ihn mir genau angesehen hatte, kam ich zu dem Schluß, daß er aus langen Spänen ganz dünngehobelten und dann geflochtenen Elfenbeins bestehen müsse; noch nie hatte ich von etwas so Wundersamem wie gewebtem Elfenbein gehört. Und da ich schon auf den Knien lag - und als Chingkims Worte endlich mein benebeltes Denken durchstießen -, war es mir ein leichtes, mich vorwärtsschieben und fallen zu lassen und zu Füßen des nächsten Khans Aller Khane des Mongolen-Reiches ko-tou zu machen, den ich vor wenigen Augenblicken noch als Bastard bezeichnet hatte.
    »Hoheit…«, hob ich an, mich zu entschuldigen und sprach zu dem gewebten Elfenbein, auf das ich meinen brummenden und nunmehr schweißbedeckten Schädel preßte.
    »Ach, steht auf«, sagte der Kronprinz leutselig. »Seien wir doch weiterhin Marco und Chingkim. Für Titel ist es immer noch Zeit genug, wenn mein Vater stirbt, und ich bin überzeugt, bis dahin werden noch viele Jahre vergehen. Erhebt Euch und begrüßt Eure neuen Dienerinnen, Biliktu und Buyantu. Gute mongolische Jungfrauen, die ich persönlich für Euch ausgewählt habe.«
    Die Mädchen machten viermal ko-tou vor Chingkim, dann viermal vor uns beiden und zuletzt viermal vor mir allein. Ich murmelte: »Und ich hatte angenommen, ich bekäme Standbilder.«
    »Standbilder?« wiederholte Chingkim in fragendem Tonfall. »Ach, ja. Zweiundzwanzig Karat, diese Jungfrauen. Diese Bewertungsskala hat mein Vater sich ausgedacht. Wenn Ihr mir bitte einen Kelch mit dem kopfklärenden Getränk holen lassen wolltet, können wir uns hinsetzen, und ich erkläre Euch das mit den Karat.«
    Ich gab den entsprechenden Befehl und bestellte für mich selbst cha, woraufhin die beiden Mädchen, sich ständig verneigend und rückwärtsgehend, sich zurückzogen und den Raum verließen. Den Namen nach zu urteilen und nach dem wenigen, das ich von ihnen gesehen hatte, waren es Schwestern. Sie standen ungefähr in meinem Alter und waren weitaus hübscher als die anderen Mongolinnen, die ich bisher gesehen hatte -auf jeden Fall hübscher als die in mittleren Jahren stehenden Frauen, die meinem Vater und meinem Onkel als Dienerinnen zugewiesen worden waren. Als sie mit unseren Getränken zurückkehrten, Chingkim und ich uns auf einander

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