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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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augenblicklich und warf sich vor dem Prinzen auf den Boden, machte ko-tou, wiederholte das Ganze vor mir und sagte kleinlaut: »Mirza Marco, ich möchte Euch um eine Gunst bitten.«
    »In Gegenwart des Prinzen kannst du frei heraus reden. Er ist ein Freund. Aber warum läufst du hier unter einem angenommenen Namen herum?«
    »Ich habe Euch überall gesucht, Herr. Dabei habe ich alle meine Namen benutzt, jedem Menschen gegenüber, den ich fragte, einen anderen. Das hielt ich für klüger, denn ich fürchte
    um mein Leben.«
    »Wieso? Was hast du getan?«
    »Nichts, Herr! Das schwöre ich! Ich habe mich so brav verhalten, daß es die Hölle vor Ungeduld juckt. Ich bin rein wie ein frischgeworfenes Lamm. Aber das waren Ussu und Donduk auch. Herr, holt mich aus diesem Kriegerunterkunft genannten Loch heraus! Laßt mich herkommen und hier bei Euch wohnen. Nicht einmal um einen Strohsack bitte ich. Ich werde mich auf Eure Schwelle legen wie ein Wachhund. Um der vielen Male willen, da ich Euch das Leben gerettet, Mirza Marco -rettet jetzt das meine.«
    »Wie bitte? Ich kann mich nicht erinnern, daß du mir jemals das Leben gerettet hättest.«
    Chingkim schien belustigt, während Nasenloch ganz betreten aussah. »Habe ich das nicht getan? Dann muß es wohl ein früherer Herr gewesen sein. Aber wenn nicht, dann nur aus Mangel an Gelegenheit. Doch sollte es jemals zu einer solchen gefürchteten Gelegenheit kommen, wäre es besser, ich wäre in der Nähe und…«
    »Was ist mit Ussu und Donduk?« schnitt ich ihm das Wort ab.
    »Das ist es ja gerade, was mir solche Angst macht, Herr. Das furchtbare Schicksal von Ussu und Donduk. Sie haben schließlich nichts Schlimmes getan, oder? Sie haben uns nur von Kashgar bis hierher begleitet, nicht wahr, und diese Aufgabe ganz vorzüglich erledigt, oder?« Eine Antwort wartete er gar nicht erst ab, sondern fuhr augenblicklich fort: »Heute morgen kam ein Trupp Wachsoldaten, legte Donduk Handfesseln an und führte ihn ab. Da wir sicher waren, daß ein schrecklicher Irrtum vorliegen müsse, zogen Ussu und ich in den Unterkünften Erkundigungen ein, woraufhin man uns sagte, Donduk werde verhört. Nachdem wir uns eine Zeitlang große Sorgen gemacht hatten, fragten wir wieder nach, woraufhin man uns erklärte, Donduk habe die Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet und
    werde infolgedessen gerade bestattet.«
    »Amoredèi!« rief ich. »Er ist tot?«
    »Hoffentlich, Herr; denn sonst wäre das ein womöglich noch schrecklicherer Irrtum. Aber, Herr, nach einiger Zeit erschienen die Wachen noch einmal und fesselten diesmal Ussu die Hände und führten ihn ab. Nachdem ich händeringend eine Weile dagesessen hatte, erkundigte ich mich nach dem Geschick der beiden, woraufhin man mir barsch zu verstehen gab, ich hätte jetzt endlich aufzuhören, mich in die Folter einzumischen. Nun, Donduk war ergriffen, erschlagen und begraben worden, und Ussu hatten sie ergriffen -wer blieb da noch zu foltern übrig außer mir? Deshalb habe ich gemacht, daß ich aus der Unterkunft der Krieger fortkam, und habe Euch gesucht und…«
    »Still jetzt!« sagte ich, drehte mich um und sah Chingkim fragend an.
    Er sagte: »Mein Vater ist sehr darauf bedacht, soviel wie möglich über seinen ewig aufbegehrenden Vetter Kaidu in Erfahrung zu bringen. Ihr seid es gewesen, der ihm gegenüber gestern abend erwähnt habt, Eure Eskorte bestehe aus Leuten von Kaidus Leibwache. Zweifellos geht mein Vater davon aus, daß sie über ihren Herrn gut informiert sind - über jede mögliche Erhebung gegen ihn, die Kaidu vielleicht plant.« Er schwieg, schaute in seinen Becher und sagte dann: »Das Verhör obliegt dem Liebkoser.«
    »Dem Liebkoser?« murmelte Nasenloch neugierig.
    Ich überlegte angestrengt, und das ließ meinen Kopf schmerzen, und nach einem Augenblick sagte ich zu Chingkim: »Ich möchte nicht aufdringlich sein und mich in Angelegenheiten einmischen, die nur Mongolen etwas angehen. Doch in gewisser Weise fühle ich mich verantwortlich…«
    Chingkim trank den Becher aus und stand auf. »Gehen wir und statten wir dem Liebkoser einen Besuch ab.«
    Ich wäre viel lieber den ganzen Tag in meiner neuen Unterkunft geblieben, hätte meinen Brummschädel auskuriert und mich näher mit den Zwillingen Buyantu und Biliktu befaßt, ging jedoch mit und ließ auch Nasenloch mitkommen.
    Wir legten einen weiten Weg zurück, durch geschlossene Gänge und über Höfe unter freiem Himmel, Gänge ohne feste
    Wände und dann ein paar

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