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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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das so ist -es sei denn, Eure Neigung, Eure Vorgesetzten als Kalmücken und Bastarde zu beschimpfen. Ich kann nur hoffen, daß die anderen Leute bei Hof sich jetzt nicht ein Beispiel an Euch nehmen in der Hoffnung, damit in der Gunst ihres Gebieters zu steigen.«
    Ich räusperte mich und sagte: »Ihr sagtet, die Mädchen kämen von überallher, aus allen Landen. Hat es einen bestimmten Grund gegeben, warum Ihr ausgerechnet Mongolinnen für mich ausgesucht habt?«
    »Das geschah wiederum auf Anweisung meines Vaters. Ihr beherrscht unsere Sprache bereits recht gut, doch wünscht er, daß Ihr sie fehlerfrei und mit größtmöglicher Geläufigkeit sprechen möget. Und da jedermann weiß, daß Bettgeflüster die beste und rascheste Methode ist, eine Sprache zu erlernen… Warum fragt Ihr? Hättet Ihr lieber andere Frauen gehabt?«
    »Nein, nein«, beeilte ich mich zu sagen. »Mongolinnen habe ich bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt -hm – kennenzulernen. Darauf freue ich mich ausgesprochen. Ich betrachte es als eine Ehre, Ching-kim.«
    Achselzuckend sagte er: »Sie haben zweiundzwanzig Karat, sind also fast vollkommen.« Wieder nippte er an seinem Becher, lehnte sich dann vor und sagte ernst und diesmal auf farsi, damit die Mädchen nichts mitbekamen: »Es gibt hier viele Herren, Marco, ältere und sehr hochgestellte, die bis jetzt noch nie etwas Besseres als sechzehn Karat von Khan Kubilai bekommen haben. Ich möchte Euch ans Herz legen, das nie zu vergessen. So ein Hof ist wie ein Ameisenhaufen, und es wimmelt von Intrigen, Verschwörungen und Komplotten, selbst noch auf der Ebene der Pagenknaben und Spülmädchen in der Küche. Viele an diesem Hof wird es fuchsen, daß ein junger Mann wie Ihr nicht auf diese unterste Ebene von Pagen und Küchenmädchen verwiesen worden ist. Ihr seid ein Neuling und ein Ferenghi dazu; das allein schon macht Euch suspekt; jetzt seid Ihr aber noch unbegreiflicherweise von einem Tag auf den anderen hoch erhoben worden. Damit seid Ihr über Nacht zu einem Eindringling und Konkurrenten geworden; man wird Euch beneiden und sich über jeden Fehler freuen, den Ihr macht. Glaubt mir, Marco, kein Mensch hier würde Euch eine so freundschaftliche Warnung zukommen lassen. Ich tue das, weil ich der einzige bin, der das kann. Da ich im Rang gleich nach meinem Vater komme, bin ich der einzige Mensch im gesamten Khanat, der um seine Stellung nicht zu bangen und der sie nicht eifersüchtig zu behaupten braucht. Alle anderen müssen das und werden in Euch deshalb eine Bedrohung sehen. Ihr solltet daher immer auf der Hut sein.«
    »Ich glaube Euch, und ich danke Euch, Chingkim. Wißt Ihr nicht, wie ich es fertigbringe, weniger Zielscheibe der anderen zu sein?«
    »Ein mongolischer Reiter wird immer darauf bedacht sein, in den Bergen nie als deutlich erkennbare Silhouette vorm Himmel zu stehen, sondern immer ein wenig unterhalb des Kamms.«
    Während ich noch dasaß und über diesen Ratschlag nachdachte, kam von der Tür, die auf den Gang hinausging, ein leises Kratzen, und eines der Mädchen glitt hin, um nachzusehen, wer da sei. Ich wußte nicht recht, wie ich es anstellen sollte, »unterhalb des Kamms« zu bleiben, wo ich im Palast wohnte, außer ich verharrte in einer ständigen ko-tou-Stellung. Das Mädchen trat wieder in den Raum.
    »Herr Marco, da ist ein Besucher, der seinen Namen als Sindbad angibt und unbedingt vorgelassen werden will.«
    »Was?« fragte ich, immer noch mit Silhouetten und Bergkämmen beschäftigt. »Ich kenne niemand mit Namen Sindbad.«
    Chingkim sah mich an und schob die Brauen in die Höhe, als wollte er sagen: »Schon da, die Feinde?«
    Doch dann schüttelte ich den Kopf und überlegte. Aber selbstverständlich«, sagte ich. »Ich kenne den Mann. Laß ihn eintreten.«
    Was dieser tat, mit verzweifeltem Gesicht geradenwegs auf mich zugestürzt kam, die Hände rang und Augen und die Öffnung in der Mitte des Gesichts weit aufriß. Ohne ko-tou noch salaam platzte er auf farsi damit heraus: »Bei den sieben Reisen meines Namensvetter, Mirza Marco, in was für ein furchtbares Loch sind wir hier hereingeraten?«
    Schweigen gebietend hob ich die Hand in die Höhe, damit er nicht ähnlich Ungehöriges von sich gab, wie ich es in der letzten Zeit mehrere Male getan, wandte mich dann an Chingkim und sagte in derselben Sprache: »Gestattet, Hoheit, darf ich Hoheit meinen Sklaven Nasenloch vorstellen?«
    »Nasenloch?« murmelte Chingkim verwundert.
    Nasenloch verstand den Hinweis

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