Marcos Verlangen
angemessenes, leichtes Sommerkleid. Darunter natürlich die neuen Spitzendessous. Sie wäre schließlich keine Frau gewesen, hätte sie nicht vor der Abreise noch eine kleine Shopping-Runde gedreht.
Die Frage, ob sie ihm wohl gefiel, stellte sie sich nicht. Er hatte bereits alles gesagt, es war ihr natürlich nicht entgangen, auch wenn sie seine Bälle nicht aufgefangen hatte. Die einzige unbekannte Größe dieses Nachmittags war nur noch die Schnelligkeit, mit der er sie verführen würde.
Ella starrte einen Moment auf ihr Spiegelbild. Stellte sich vor, wie die Tür aufging und Marco hereinkam und sie nur in ihrer Unterwäsche antraf. Er würde vielleicht einen Augenblick stutzen, dann aber die Türe schließen und sich nicht lange bitten lassen.
Sie schluckte, als sie ihre Reaktion auf diese Fantasien feststellte: ihre Brustwarzen zogen sich heftig zusammen und auch in ihrer Scham begann es zu pulsieren. Das konnte ja noch heiter werden, wenn sie schon so reagierte, ohne dass er auch nur in ihrer Nähe war.
Eilig schlüpfte sie in ihr Kleid und erst als sie die vordere, durchgehende Knopfleiste geschlossen hatte, stellte sie entsetzt fest, dass es verdammt durchsichtig war. Das war ihr im Laden gar nicht aufgefallen, die Lichtverhältnisse waren dort anders gewesen. Jetzt allerdings war es zu spät, sie hatte kein anderes Kleid mitgebracht und auf Hosen hatte sie heute Nachmittag eindeutig keine Lust.
Mit einem ergebenen Seufzen wandte sie sich vom Spiegel ab. Was für ein Unsinn! Deshalb war sie schließlich hier: für ein amouröses Wochenende. Und wenn man da keine reizvolle Kleidung tragen konnte, wann dann?
Sie streckte die Hand nach ihrem Parfümflakon aus, überlegte es sich aber dann anders. Heute wollte sie nur nach sich selbst riechen.
Ella verließ das Zimmer und ging nach unten. Unschlüssig stand sie in dem weitläufigen Entree und wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Direkt gegenüber der Tür, durch die sie eingetreten war, lag ein doppelflügeliges Glasportal, das offensichtlich in den anderen Teil des Gartens führte. Wartete er dort draußen auf sie?
„Marco?“, rief sie in die Stille hinein, doch es kam keine Antwort. Also entschied sie, es draußen zu versuchen.
Die Tür führte sie auf eine gepflasterte Terrasse, auf der unter einem riesigen, weißen Sonnensegel ein Tisch verlockend-sommerlich gedeckt war. Das von Marco erwähnte Carpaccio wartete auf sie, der Weinkühler stand bereit und er selbst lehnte an der niedrigen Mauer, die die Terrasse umgab und von dem üppig grünenden und blühenden Garten trennte.
Als sie zu ihm nach draußen trat, hörte sie ihn scharf einatmen, doch er enthielt sich eines Kommentars. Stattdessen forderte er sie mit einer einladenden Handbewegung auf, sich zu setzen.
„Gefällt dir dein Zimmer?“, erkundigte er sich in sachlichem Tonfall, während er ihr einschenkte.
„Und ob. Es ist wirklich alles sehr geschmackvoll eingerichtet, das muss man dir lassen.“
„Freut mich, wenn du dich hier wohl fühlst!“ Er klang einsilbig. „Lass es dir schmecken!“
Erst jetzt fiel Ella auf, dass sie tatsächlich Hunger hatte – sie hatte aus lauter Nervosität das Frühstück ausfallen lassen, also begann sie mit Appetit zu essen. Er hingegen stocherte nur ein wenig in dem marinierten Rinderfilet herum und legte bald die Gabel beiseite.
Neugierig sah sie auf.
„Was ist los? Das hier schmeckt köstlich, wie kannst du nach den drei Bissen schon aufhören?“
Marco antwortete nicht sofort, sondern trank erst noch etwas Wein, ehe er dann bedächtig sein Glas wieder abstellte. Er schluckte hart und vermied es, sie anzusehen.
Nun hörte auch Ella auf, zu essen. Eine sonderbare Spannung lag über der Szene. Die Grillen zirpten, in den Bäumen um sie herum zwitscherten ein paar Vögel, irgendwo in der Nähe nahm sie plötzlich das tiefe Brummen einer Hummel wahr und die Luft roch nach Olivenöl, Parmesan und Lavendel. Ihre Sinne schienen unvermittelt geschärfter zu sein als sonst.
Dann hob Marco den Blick und sah sie direkt an und mit einem Mal war ihr, als seien schlagartig alle Geräusche um sie herum verstummt. In seinen dunklen Augen lag eine solch unverhüllte Gier, dass Ella der Atem stockte. Keiner von ihnen beiden sagte ein Wort und das Schweigen, das der schweren, drängenden Wärme zwischen ihren Beinen Zeit gab, sich zu entfalten, schien sich unendlich hinzuziehen.
„Ich sagte dir doch schon“, begann er nun mit leiser, hörbar
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