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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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von Aftershave. Unwillkürlich holte sie tief Luft und schloss irritiert die Augen.
    „Es ist tatsächlich ansteckend“, kommentierte er die Situation amüsiert.
    Ella verstand die Anspielung sofort. „Ja, offensichtlich! Aber du riechst so gut, da konnte ich mir nicht verkneifen es mal auszuprobieren. Und du hattest recht, wenn man beim Schnuppern die Augen schließt, dann ist der Duft intensiver.“
    Marco lachte aus vollem Hals drauf los. „Dein Mundwerk ist köstlich, Ella, wie schön, dass du um keine Antwort verlegen bist. Schade, dass du Philosophie nicht magst, wir könnten uns herrliche Diskussionen liefern.“ Dann wurde er wieder ernst. „Du hast mir noch gar nicht gesagt, ob es dir gefällt.“
    Nun erst wurde ihr bewusst, dass er sie erwartungsvoll ansah und sie widmete sich hastig der exquisiten Zeichnung vor ihr an der Wand.
    „Erkennst du es?“
    „Das ist eine Skizze von Boldini“, kommentierte sie das sorgfältig gerahmte Blatt spontan. „Es könnte eine Vorstudie zur „Dame in Rosa“ sein.“
    „Und genau das ist es“, bestätigte er zufrieden. „Du hast ein gutes Auge, weißt du das?“
    Statt einer Antwort wandte Ella sich ab und sah sich aufmerksam um. Sie befanden sich eindeutig in Marcos privater Gemäldesammlung.
    Auch das hatten ihre Recherchen nicht zutage gefördert.
    Was hier an den Wänden hing, musste ein Vermögen wert sein. Nicht alle Bilder waren ganz nach ihrem Geschmack, manche düsteren Darstellungen im Stil der alten Meister waren eher dazu angetan, Albträume zu verursachen, als Wohlbefinden hervorzurufen. Doch als sie neugierig weiterging, veränderten sich auch die Bilder und sie fand sich unvermittelt vor einigen sehr expressiven, modernen Gemälden wieder. Sie kannte zwar nur ein paar der Künstler mit Namen, aber sie konnte sehen, dass er mit Geschmack und Gespür sammelte.
    „Das hier gefällt mir ganz besonders.“
    Er deutete mit dem Finger auf eine verschwommen wirkende Landschaft, die aussah, als sei sie bei Novembernebel entstanden. Dennoch hatte das Bild nichts Kaltes, Abweisendes. Es schien den Betrachter eher zu einem einsamen Spaziergang einzuladen und das Versprechen auf eine verborgene Überraschung bereit zu halten.
    „Es ist wunderschön“, bestätigte Ella fasziniert. „Aus welcher Epoche stammt es? Ich kann es irgendwie nicht einordnen.“
    „Das ist auf den ersten Blick auch nicht so einfach. Es könnte ebenso gut von einem klassischen Impressionisten sein, aber es ist von einem zeitgenössischen Maler. Er nennt sich Dante. Es gibt auch fantastische Akte von ihm, aber ich konnte bis heute noch keinen davon auftreiben und kenne sie nur von Fotos. Die Preise sind zwar exorbitant, aber sollte ich jemals einen in die Finger bekommen, dann lasse ich keinesfalls mehr locker.“
    Ella trat einen Schritt zurück. Dieses Bild schien etwas in ihr in Schwingungen zu versetzen und sie konnte sich fast nicht von seinem Anblick lösen. Dass auch Marco davon fasziniert war, wie sie seiner Stimme unschwer entnehmen konnte, verstand sie vollkommen.
    „Das ist wirklich unheimlich…“ Sie suchte nach dem richtigen Wort.
    „Faszinierend!“, half er schließlich aus.
    „Ja, unheimlich faszinierend!“ Ella holte tief Luft und wandte sich schließlich ab. „Na, hoffentlich findest du noch ein Bild von diesem Dante! Für einen Sammler wie dich ist das…“ Schlagartig wurde ihr etwas klar. Das Haus lag vollkommen versteckt inmitten des dicht bewachsenen Grundstücks, das wahrscheinlich rundherum von dieser hohen Mauer umgeben war, die sie am Tor schon bemerkt hatte. Es war vermutlich von keiner Seite aus einsehbar und genauso wenig zugänglich. Die Sicherheitsvorkehrungen am Haus selber sorgten für den Rest. „Du sammelst also Gemälde – und aus diesem Grund ist es hier wie in einer Festung“, nickte sie verstehend.
    „Ja. Und ich lege größten Wert darauf, dass diese Diskretion auch weiterhin gewahrt bleibt. Zum Glück ist mir das bisher gelungen.“
    Mehr sagte er dazu nicht, doch es war Ella mit einem Mal überdeutlich bewusst, welch großer Vertrauensbeweis es war, dass er sie überhaupt hierher eingeladen hatte. Wahrscheinlich wusste sie viel mehr über ihn als er über sie und dennoch hatte er es riskiert, sie in sein Refugium eindringen zu lassen. Plötzlich schämte sie sich für ihr anfängliches Misstrauen.
    „Dein Geheimnis bleibt auch weiterhin unter Verschluss, du hast mein Wort darauf“, bekräftigte sie mit großem Ernst.
    Marco

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