Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
keinerlei Furcht zeigte.
»Das sollte doch deutlich genug zu sehen sein.« Der Mann sprach mit mächtiger, dröhnender Stimme. »Dieser Pass gehört mir, und wie jeder Landbesitzer will ich wissen, was die Leute vorhaben, die mein Land überqueren.«
»Verstehe.« Caesar nickte. »Und dürfte ich nach dem Namen des Mannes fragen, der Anspruch auf eine Straße erhebt, die ich bisher für das Eigentum Roms hielt?«
»Bitte vergebt mir meine ungehobelten Manieren«, erwiderte der Mann in spöttischem Ton. »Ich bin Mandracus, Herr desLandes zu beiden Seiten dieses Passes. Deswegen muss ich von allen, die mein Gebiet überqueren wollen, einen Wegzoll verlangen. Und wer seid Ihr, Herr? Am Schnitt Eurer Kleider und am hochmütigen Ton Eurer Stimme erkenne ich, dass Ihr ein gebildeter Römer seid.«
Mit leisem Huftrappeln kam Festus vom hinteren Teil der Kolonne geritten und zügelte sein Pferd neben seinem Herrn.
»Wer ist dieser Bauer? Zur Seite, ehe wir dich niedermachen!«
»Genug, Festus!«, mischte sich Caesar ein. Er wandte sich wieder Mandracus zu. »Ich bin ein Amtsträger, der diese Berge in Angelegenheiten des Senats überquert. Es ist ein Verbrechen, sich mir in den Weg zu stellen.« Caesar lächelte kühl. »Da ich mir jedoch deiner bäuerlichen Manieren bewusst bin, werde ich dich nicht auspeitschen lassen, wenn du nun zur Seite trittst und uns vorüberlässt.«
Mandracus spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, mein Herr, aber das kann ich nicht.«
Während die Männer sprachen, hatte Marcus die Felsen rechts und links des Passes beobachtet und dort Bewegung bemerkt. Ein Gesicht starrte sie an. Ein anderer Mann stand im Schatten eines Felsens und hielt einen Speer und einen Schild.
»Genug von diesen Narreteien!«, blaffte Caesar. »Aus dem Weg!«
Mandracus wich nicht von der Stelle, zog seine Axt hervor und ließ sie locker an der Seite schwingen. Auf dieses Zeichen hin tauchten weitere Männer hinter den Felsen auf und bewegten sich auf die Straße zu. Marcus zählte mindestens dreißig. Manche wirkten so massig wie Mandracus, doch diemeisten waren dünn, ihre Gesichter waren vom Hunger gezeichnet und Verzweiflung leuchtete aus ihren Augen. Aber alle waren sie mit Speeren, Schwertern oder Äxten bewaffnet. Ihr Anführer deutete auf sie.
»Wie Ihr seht, sind wir Euch an Zahl dreifach überlegen. Fünffach, sobald meine restlichen Männer hinter Euch die Straße heraufgekommen sind. Es gibt keinen Ausweg.«
Festus’ Hand fuhr zum Griff seines Schwertes und Marcus und die anderen Männer der Leibwache taten es ihm nach und warteten auf Caesars Befehl. Der ehemalige Konsul schaute auf die Männer vor sich und verschränkte die Arme. »Und was wollt Ihr von uns, Mandracus?«
»Es ist eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten.« Der Räuber lächelte. »Erstens: Habt Ihr Sklaven bei Euch?«
»Sklaven?« Caesar deutete auf Lupus, der vor Angst und Kälte bibbernd im Sattel saß. »Nur meinen Schreiber.«
»Dann werden wir Euch den wegnehmen müssen. Kein Mann ist auf meinem Gebiet Sklave. Zweitens muss ich Euch um alles Gold und Silber bitten, das Ihr bei Euch tragt, dazu noch Eure Waffen und Pferde. Danach steht es Euch frei, weiter über den Pass zu reiten. Oder dahin zurückzureiten, woher Ihr gekommen seid. In dieser Richtung werdet Ihr wohl eher Schutz vor dem Schnee finden.«
»Und wenn wir uns weigern?«
Mandracus’ Miene verhärtete sich. »Dann sehen wir uns gezwungen, Euch alle mit Ausnahme des Sklaven zu töten und so oder so mitzunehmen, was wir wollen.«
Nach kurzem Schweigen sprach Caesar leise durch zusammengebissene Zähne, gerade laut genug, dass Marcus und Festus ihn hören konnten. »Wenn ich es sage, greifen wir diesen Narren und seine Bande an. Bereit?«
»Ja, Caesar«, murmelten Festus und Marcus.
Caesar holte tief Luft und wollte gerade antworten, als er von Hufgetrappel unterbrochen wurde. Marcus drehte sich um und sah, dass die Reiter das letzte steile Stück der Straße geschafft hatten und sich nun dem Pass näherten. Sie verteilten sich zu beiden Seiten der Straße im Gelände und zogen ihre Waffen.
Mandracus zuckte die Achseln. »Wie ich bereits sagte, Ihr sitzt in der Falle. Ihr habt keine Wahl, als zu tun, was man Euch sagt, wenn Ihr überleben wollt. Nun werft Eure Waffen hin und steigt vom Pferd! Macht schon!«
Marcus konzentrierte seine gesamte Aufmerksamkeit auf Caesar, während er die Oberschenkel um die Flanken seines Pferdes
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