Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
still. »Ich hoffe, du hast recht.«
Die beiden Jungen schwiegen wieder, aber Marcus teilte allmählich die Sorgen seines Freundes. Nach einer weiteren Meile überschritten sie die Baumgrenze, und die Straße wand sich zu einem schmalen Pass zwischen zwei Felsgipfeln hinauf, deren Spitzen von Wolken umkränzt waren. Marcus atmete erleichtert auf, als sie den Wald hinter sich ließen. Zu beiden Seiten war der Boden mit Steinen und Felsbrocken übersät und bot wenig Schutz für einen Hinterhalt. Vor ihnen unterhielten sich die Männer wieder und Marcus fühlte sich durch ihre Rückkehr zu leichten Gesprächen und Scherzen ermutigt. Sogar Lupus schien entspannter zu sein. Die Straße wurde schmaler und Marcus ließ seinen Freund ein wenig Vorsprung gewinnen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.
Caesars Bemerkung vom vergangenen Abend wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Alles, was Caesar ihm schuldete, weil er seiner Nichte das Leben gerettet hatte, würde kaum noch ins Gewicht fallen, wenn Caesar einmal beschlossen hatte, dass Marcus eine Bedrohung für ihn oder für Rom darstellte. Marcus hatte das Gefühl, auf Messers Schneide zu leben. Er musste aufpassen, was er sagte, und auf jeden Fall das Brandmal auf seiner Schulter bedeckt halten. Er konnte niemandem trauen, nicht einmal Lupus. Eine Welle bitterer Einsamkeit rollte über ihn hinweg und er spürte die ersten heißen Tränen in den Augenwinkeln. Marcus hob die Hand und wischte sie wütend fort. Er konnte sich keine Schwäche leisten. Er musste stark sein, wenn er überleben wollte. Und er musste überleben, wenn er seine Mutter retten wollte.
Etwas Kaltes berührte seine Wange. Er schaute auf und sah, dass es zu schneien begonnen hatte, leichte, weiße Flocken, die sanft vom bedeckten Himmel schwebten. Vor ihnen machte die Straße eine weitere scharfe Kurve, und Caesar und Festus lenkten ihre Pferde herum und führten die Kolonne den neuen Straßenabschnitt hinauf. Als Marcus sich der Biegung näherte, gab ihm sein sechster Sinn den Gedanken ein, das Pferd zu zügeln, sich im Sattel umzudrehen und die Straße hinunter in Richtung Wald zu schauen.
Er sah sie sofort. Eine weitere Gruppe von Reitern, etwa zwanzig, kaum mehr als eine halbe Meile hinter ihnen. Sie bewegten sich in langsamem Trab und schienen es nicht eilig zu haben, zu ihnen aufzuschließen. Trotzdem verspürte Marcus Besorgnis und hieb seinem Pferd die Fersen in die Flanken, um es voranzutreiben.
»Lass mich durch!«, rief er Lupus zu, der sich überrascht umschaute, ehe er sein Pferd an den Straßenrand lenkte. Marcus trabte wortlos an ihm und an den anderen Reitern vorüber, bis er neben Caesar angekommen war.
»Herr, es folgt uns jemand.« Marcus deutete den Hang hinunter, aber der untere Teil der Straße war von diesem Punkt aus nicht zu überblicken. Caesar schaute über den mit Felsen übersäten Boden.
»Was redest du da? Ich sehe niemanden.«
»Sie sind da, Herr. Ich habe sie deutlich gesehen.«
»Wie viele?«, fragte Festus scharf.
»Etwa zwanzig.«
»Wo?«
»Sie kamen gerade aus dem Wald.«
»Nun, ich kann nicht viel sehen, wegen des Schnees«, murmelte Caesar. »Bist du dir sicher, Marcus?«
»Ja, Herr.«
Caesar strich sich übers Kinn.»Von welchem Punkt aus hast du sie gesehen?«
»Von der Stelle, wo die Straße eine Biegung macht.«
Caesar seufzte. »Dann schauen wir uns das besser mal an.«
Die Kolonne blieb stehen, und die drei ritten nach hinten, bis sie die Biegung erreichten, und blieben so nah an der Kante stehen, wie sie es wagten, um den steilen Abhang hinunterzuschauen. Es schneite stärker und es war kaum mehr als ein verschwommener Umriss des Waldes zu sehen.
Nach einem kurzen Schweigen grummelte Festus: »Ich kann nichts sehen.«
»Nein«, fügte Caesar ruhig hinzu, ehe er sich Marcus zuwandte. »Bist du wirklich sicher, was du gesehen hast? Müde Augen können einem manchmal einen Streich spielen.«
Marcus verspürte kurz Zweifel, schüttelte die aber gleich wieder ab. »Ich habe Reiter gesehen, Herr. Ich weiß es genau.«
»Nun, jetzt ist da unten jedenfalls nichts«, sagte Festus. »Nichts, das ich sehen kann.«
»Trotzdem vertraue ich auf das Urteil des Jungen«, antwortete Caesar mit Bestimmtheit. »Ich möchte, dass du in der Nachhut bleibst. Halte hinter uns Ausschau. Wenn du irgendwas siehst, lass es mich sofort wissen.«
Festus neigte den Kopf, und Caesar wollte gerade kehrtmachen, als der Schneefall aufhörte und das Gelände unter ihnen
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