Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Leibwachen lenkten ihre Pferde näher zu Caesar und bildeten einen lockeren Kreis. Marcus konnte feststellen, dass einer fehlte. Dann sah er eine Gruppe von Räubern, die sich neben einem Pferd mit einem leeren Sattel zum Boden beugten. Sie schlugen auf den Mann ein, der am Boden lag. Jedes Mal, wenn sie zustießen, schien mehr Blut von ihren Klingen zu triefen. Der Mann mit dem verwundeten Bein schwankteim Sattel und murmelte zwischen zusammengebissenen Zähnen Flüche, während ihm das Blut aus der Wunde strömte und im Schnee bizarre Muster bildete. Lupus, der es geschafft hatte, bei Marcus zu bleiben, hielt immer noch den Dolch in die Höhe und hatte sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt.
Mandracus hatte sich wieder auf die Straße zurückgekämpft und blockierte den Weg zur Passhöhe. Er brüllte seinen Männern zu, sie sollten sich zu beiden Seiten neben ihm aufstellen. Wer noch konnte, tat wie befohlen. Keuchend standen die Männer da und ihr Atem bildete weiße Wolken in der eiskalten Luft.
Caesar schaute zu seinen Männern und reckte das Schwert vor. »Lasst euch durch nichts aufhalten! Los!«
Die kleine Gruppe von Reitern galoppierte los. Im letzten Augenblick verloren die Räuber den Mut, und die meisten versuchten, aus dem Weg zu springen. Eine Handvoll mutigerer Kämpfer blieb bei ihrem Anführer, die Waffen erhoben, während die Pferde auf sie zusprengten und sie entweder von Schwertern niedergestreckt oder von Pferden niedergetrampelt wurden. Nun stand nur noch Mandracus auf den Beinen, schwang die Axt und zwang so die Reiter, einen Bogen um ihn zu machen. Hinter ihm lag die offene Straße, und Marcus wagte einen kurzen Augenblick lang zu hoffen, dass sie entkommen könnten. Er schaute sich um und sah Lupus hinter sich, wie er sich mit wild flatterndem Umhang über seinen Sattelknauf beugte und immer noch den Dolch hoch in der Luft hielt.
»Nicht zurückfallen!«, schrie Marcus.
Er bemerkte, wie Mandracus hinter seinem Freund herumwirbelte, die Axt erhob und rasch zielte.
»Lupus! Pass auf!«, brüllte Marcus verzweifelt.
Dann flog die Axt durch die Luft. Einen Moment konzentrierte sich Marcus auf Lupus’ verwirrte und ängstliche Miene. Dann brach plötzlich dessen Pferd am Straßenrand zusammen und schleuderte den Schreiber aus dem Sattel. Blut spritzte von dem zerschmetterten Hinterbein des Tieres in den Schnee. Das Pferd schlug mit den Hufen um sich, während es versuchte, sich wieder auf den Bauch zu rollen. Beim Aufstehen versagte ihm das verwundete Bein den Dienst und es fiel mit einem schrillen Schmerzenslaut auf die Seite.
Marcus zügelte sein Pferd, riss es halb herum, sodass es quer zur Straße stand. Dann bemerkte er zu seiner Erleichterung, dass Lupus sich bewegte. Der Junge zog sich auf alle viere hoch und schüttelte den Kopf. Marcus wollte gerade zu ihm zurückreiten, als Festus nach ihm rief.
»Marcus! Was machst du da? Komm schon, Junge!«
»Es ist Lupus! Er ist hingefallen!«
Festus murmelte einen Fluch, kehrte um und brachte sein Pferd neben Marcus zum Stehen. Sie sahen, wie Lupus auf sie zugetaumelt kam. Er hatte den Dolch verloren und streckte bittend die Hand aus. Marcus winkte ihm verzweifelt mit seiner freien Hand, während er sein Schwert in die Scheide steckte.
»Lauf!«
Mandracus kam bereits hinter Lupus die Straße entlang und ein grausames Grinsen verzerrte seine Gesichtszüge. Marcus beobachtete entsetzt, wie er sich neben dem verwundetenPferd hinunterbeugte, seine Axt packte und dann weiter hinter Lupus herschritt. Marcus packte seine Zügel, um zurückzureiten und seinen Freund zu retten.
»Nein!«, brüllte Festus und riss Marcus die Zügel aus der Hand. Sofort stieg dessen Pferd auf und schnaubte laut.
»Was machst du da?«, blaffte Marcus. »Lass los!«
»Es ist zu spät. Schau!«
Marcus drehte sich um. Er sah, wie sich Mandracus vorbeugte, Lupus beim Nacken packte und zu Boden schleuderte. Dann begann er seine Axt zu schwingen und schaute zu den beiden Reitern. Hinter ihm kamen seine berittenen Anhänger angesprengt, begierig darauf, die Römer zu jagen.
»Wir können ihn nicht retten«, sagte Festus. »Wir können nur uns selbst retten, wenn wir jetzt losreiten. Marcus!«
Seine laute Stimme ließ Marcus zusammenzucken. Er warf einen letzten verzweifelten Blick auf seinen Freund, der da im Schnee lag. Aber er wusste, dass Festus recht hatte: Es war zu spät. Mit schlechtem Gewissen, das jeden einzelnen Zoll seines Körpers erfasste,
Weitere Kostenlose Bücher