Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
sich durch die belebten Straßen Roms bewegte. Marcus war das jüngste Mitglied dieser Leibwache, hatte sich aber mit seinem Mut und seinem Geschick mit Waffen den Respekt der anderen erworben.
»Schwer zu sagen. Der Herr ist bei der Bevölkerung sehr beliebt. Seine Landreformen im letzten Jahr haben vielen geholfen. Aber die kleinen Leute haben ja keinen Einfluss darauf, was mit ihm geschieht. Das bestimmen nur die Senatoren.« Er hielt inne und ein Lächeln trat auf sein zerfurchtes Gesicht. »Ich denke, die meisten Senatoren sind nicht bereit, die Wut der Menge zu riskieren, indem sie Caesar vor Gericht stellen. Die einzige Gefahr ist, dass Cato sie noch umstimmt.«
Marcus wandte seinen Blick auf den grimmig dreinschauenden Senator, der auf der vordersten Bank genau Caesar gegenüber saß. Cato trug seine übliche schlichte, braune Toga, um zu zeigen, dass er sich den einfachen Tugenden und Traditionen der Vorväter des Senats verpflichtet fühlte. Im Vorjahr hatte er erbitterten Widerstand gegen Caesars Reformen geleistet. Seither waren die beiden Feinde.
Einer der neuen Konsuln, Calpurnius Piso, leitete die Debatte und stand nun auf, um zu sprechen. Die anderen Senatoren und die Zuschauer verstummten aus Respekt vor seinem Amt, als er sich räusperte.
»Mitsenatoren. Ich bin mir bewusst, dass es nur noch zwei Stunden sind, bis der Tag zu Ende geht. Wir haben in den letzten drei Tagen die Argumente für und gegen den Antrag gehört. Ich beantrage, dass wir jetzt darüber abstimmen, ob Caesar vor Gericht gestellt werden soll.«
»Jetzt wissen wir es gleich«, murmelte Marcus.
»Sei dir da mal nicht so sicher«, meinte Festus. »Du hast unseren Freund Clodius vergessen.«
Marcus nickte. Er erinnerte sich gut an den brutalen jungen Mann, der im Jahr zuvor die Straßenbanden organisiert hatte, die damals Caesars Interessen dienten.
»Ich verbiete es!«, rief eine Stimme laut.
Alle Augen fuhren zu einem der Männer herum, die auf der Bank der Tribune saßen. Die Tribune, die vom Volk gewählt wurden, besaßen das Recht, gegen jede im Senat getroffene Entscheidung Einspruch zu erheben, übten dieses Recht jedoch nur selten aus. Nun erhob sich der Tribun Clodius und streckte die Hand aus. »Ich verbiete die Abstimmung.«
Sofort war Cato auch aufgesprungen und deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. »Mit welcher Begründung?«
Clodius wandte sich dem Senator zu und lächelte. »Ich muss Euch keine Gründe nennen, mein lieber Cato. Ich habe einfach das Recht, die Abstimmung zu verbieten. Das ist alles.«
Cato blitzte ihn quer durch das Senatshaus an. »Aber Ihr habt eine moralische Verpflichtung, Eure Entscheidung zu erklären. Ihr müsst Eure Gründe nennen.«
»Muss ich?« Clodius drehte sich zum Konsul.
Piso seufzte und schüttelte den Kopf.
»Pah!« Cato schäumte vor Wut. »Der Tribun missbraucht seine Macht. Falls es keinen guten Grund gibt, eine Abstimmung zu verbieten, und es gibt keinen, dann ist es nicht recht, was er macht.«
»Es ist vielleicht nicht recht«, konterte Clodius in nüchternem Ton. »Aber es ist mein Privileg. Daran könnt Ihr nichts ändern.«
Seine Worte führten zu wütendem Geheul unter Catos Befürwortern. Auch viele andere Senatoren schienen zornig zu sein, bemerkte Marcus, sogar einige, die Caesar normalerweise unterstützten. Marcus schaute zu Festus.
»Ich glaube, Caesar macht einen Fehler. Er sollte sich nicht auf Clodius verlassen.«
»Vielleicht, aber warum sollte er das Risiko eingehen, die Abstimmung zu verlieren?«
»Es geht für den Herrn um mehr als nur die Niederlage bei einer Abstimmung.« Marcus deutete auf den wütenden Tumult im Senat. Das Geschrei dauerte noch eine Weile an, ehe Pisos Schreiber seinen Stab auf den Marmorboden schlug. Allmählich verebbte der Lärm, und Piso nickte einer hoch aufgeschossenen Gestalt zu, die zwischen Cato und Caesar saß.
»Das Wort ergeht an Senator Cicero.«
Marcus lehnte sich vor. Er wollte sicher sein, dass ihm kein Wort entging. Cicero war einer der Senatoren, die höchsten Respekt genossen, und er hatte sich noch nicht entschieden, welche Seite er unterstützen wollte. Was er jetzt sagte, könnte vielleicht noch mehr Leute auf Caesars Seite ziehen oder aber den Senat gegen ihn aufbringen.
Cicero trat mit festen Schritten vor den Konsul und drehte sich dann um, sodass er die wartenden Senatoren anschaute. Marcus konnte ihre angespannte Erwartung spüren. Doch Cicero, der jeden Kniff in der Kunst des
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