Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
wenigstens noch etwas Nutzen aus diesem verdammten Nebenkriegsschauplatz.«
Marcus spürte, wie ihm das Blut in den Adern wallte. Er hatte Caesar zu bewundern gelernt, aber dieser Mann war immer noch durch und durch Römer. Und das bedeutete, dass er Sklaverei für einen natürlichen Teil der Welt hielt. Er schenkte dem Leiden und der Erniedrigung der Sklaven, denen er begegnete, keinerlei Aufmerksamkeit. Für den frei geborenen Marcus war der Verlust seiner Freiheit das Schrecklichste gewesen, was ihm je zugestoßen war. Er hatte damit auch sein Zuhause verloren und dazu noch den Mann, der ihn als Sohn aufgezogen hatte, seine Mutter, alles, was ihm etwas bedeutete. Danach war er einfach ein Posten auf der Liste der Besitztümer seines Eigentümers Lucius Porcino, des Lanistas der Gladiatorenschule, gewesen.
Dort war Marcus brutal behandelt worden. Man hatte ihm Porcinos Zeichen auf die Schulter gebrannt und seine Ausbilder und einige andere Sklaven hatten ihn geschlagen und schikaniert. Die Erinnerung an diese Tage spukte noch immer durch seine Träume, sodass er manchmal schweißgebadet und zitternd aus dem Schlaf auffuhr. Ein Traum machte ihm besonders zu schaffen. Es war ein immer wiederkehrender, beklemmender Albtraum, in dem er seinen letzten Kampf als Sklave wieder und wieder durchlebte. Damals hatte er Ferax, einem anderen Jungen aus der Gladiatorenschule, gegenübertreten müssen. Der junge Gallier war der Anführer der Bande gewesen, die Marcus auf der Gladiatorenschule das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Damals hatte Marcus den Kampf gewonnen und Ferax zu Boden gestreckt, wo er seine Niederlage eingestehen musste. Doch als Marcus dem Gallier den Rücken zugekehrt hatte, war der aufgesprungen und hatte versucht, ihn zu töten. Nur Marcus’ schnelle Reaktion hatte ihn gerettet und Ferax das Leben gekostet. Aber in Marcus’ Albträumen triumphierte stets Ferax, stieß das Schwert immer und immer wieder in Marcus’ Körper, während sich seine brutalen Gesichtszüge zu einem wilden Fauchen verzerrten.
Marcus hoffte, dass das der letzte Kampf auf Leben und Tod gewesen war, dem er sich je würde stellen müssen. Aber obwohl ihm Caesar die Freiheit geschenkt hatte, erwartete sein früherer Herr doch immer noch, dass Marcus seine Ausbildung zum Gladiator fortsetzte, damit er eines Tages in die Arena zurückkehren und dort Ruhm und Reichtum erringen würde. Da Caesar für die Ausbildung bezahlte, hoffte er, sich damit die Unterstützung des römischen Mobs zu sichern. Inzwischen diente Marcus unter Festus in Caesars Leibwache,und man hatte von ihm verlangt, einen Eid zu leisten, dass er Caesar dienen und ihn schützen würde, solange er sein Bediensteter war. Marcus ging davon aus, dass seine Verpflichtungen gegenüber seinem früheren Eigentümer erfüllt sein würden, sobald Caesars Beauftragte Marcus’ Mutter gefunden und für ihre Freilassung gesorgt hatten.
Doch was dann? Marcus hatte kaum eine klare Vorstellung davon, was sie dann mit ihrem Leben anfangen würden. Früher hatte er gedacht, dass sie auf den kleinen Bauernhof auf Lefkada zurückkehren und dort das Leben wieder aufnehmen könnten, das sie geführt hatten, ehe ihre kleine Welt in Stücke gerissen worden war. Nun, da er beinahe zwei Jahre älter und erfahrener war, wusste Marcus, dass das niemals geschehen würde.
Decimus hatte den Bauernhof an sich gerissen, um die Schulden der Familie zu decken, also würden seine Mutter und er sich woanders ein neues Leben aufbauen müssen. In vielerlei Hinsicht wäre das sicher das Beste. Der Bauernhof war voller schmerzlicher Erinnerungen, ein ständiges Andenken an alles, was verloren gegangen war – die idyllische Unschuld einer Kindheit, die von zwei Erwachsenen beschützt wurde, die ihn liebten. All das war nun fort und konnte nie wieder zurückgeholt werden.
»Die vier Legionen, die man mir zugewiesen hat, sind in einem Lager in der Nähe von Ariminum«, sagte Caesar und lenkte so Marcus’ Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart. »Sie bereiten sich dort auf den kommenden Feldzug vor, bilden Rekruten aus, um ihre Reihen zu vervollständigen. Für die Aufgabe im Apennin setze ich Veteranen ein. Es sind guteMänner – den Banden, die in den Bergen lauern, mehr als gewachsen. Zehn Kohorten sollten reichen, um Brixus zu besiegen.«
»Zehn Kohorten?« Clodius zog fragend eine Braue in die Höhe. »Nur fünftausend Mann? Seid Ihr sicher, dass das ausreicht?«
»Natürlich.« Caesar machte eine
Weitere Kostenlose Bücher