Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
»Das würde in Rom nicht gut ankommen. Der Senat und das Volk werden den Tod von Brixus und seinen Gefährten verlangen.«
»Ihr seid hier der Befehlshaber. Es ist Eure Entscheidung, nicht ihre.«
Caesar lehnte sich in seinem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf den Tisch. »Was soll mich daran hindern, Festus zu befehlen, dass er dich zur Seite nimmt und die Wahrheit aus dir herausprügelt? Er hat ein gewisses Geschick darin, Menschen die Zunge zu lockern.«
Marcus bemühte sich krampfhaft, seine Furcht nicht zu zeigen. »Ihr könntet mich foltern, Herr. Aber ich könnte ein paar Stunden durchhalten, und bis dahin wären Brixus und seine Rebellen bereits entkommen. Ich weiß, dass Zeit für Euch kostbar ist. Der Feldzug muss beendet sein, ehe Ihr gegen die Gallier marschieren könnt. Dies ist Eure Chance, ihn noch heute zu Ende zu bringen. Sonst könnte er sich noch monatelang hinziehen.«
Festus hüstelte. »Der Junge hat nicht ganz unrecht, Herr.«
»Still!«, blaffte Caesar. »Wenn ich deine Meinung hören will, frage ich.«
»Jawohl, Herr. Entschuldigung, Herr.«
Caesar ignorierte seinen Leibwächter und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf den Jungen, der vor ihm saß. Marcus starrte ihn unverwandt an, aber im Inneren verspürte er schreckliche Angst. Er fühlte sich klein und allein in der Gegenwart einer großen Gefahr, und doch wusste er,dass er eine mächtige Waffe besaß: die Zeit. Jeder Augenblick, der verstrich, erhöhte das Risiko, dass Brixus und seine Leute Caesar durch die Finger schlüpfen konnten. Darauf verließ Marcus sich. Wenn er seinen ehemaligen Besitzer falsch eingeschätzt hatte, dann war Marcus sicher, dass er noch vor Ende des Tages tot sein würde und nach ihm sehr bald Tausende anderer Menschen, ehe der Aufstand zu Ende wäre.
»Nun gut«, knurrte Caesar zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Du bekommst deine Abmachung.«
»Ich möchte Euer Wort darauf.« Marcus schluckte. »Ich möchte, dass Ihr darauf schwört, hier vor Festus.«
»Und welcher Eid würde mich wohl binden?«, fragte Caesar spöttisch.
»Einer, von dem ich weiß, dass Ihr ihn haltet. Ich möchte, dass Ihr beim Leben Eurer Nichte Portia schwört.«
Das Blut wich aus Caesars Gesicht, und Marcus fürchtete, dass er zu weit gegangen war. Dann nickte Caesar bedächtig.
»Ich schwöre beim Leben meiner Nichte Portia, dass ich die Rebellen verschonen werde, die sich entschließen, sich zu ergeben.«
Marcus spürte eine Welle der Erleichterung im Herzen und wollte gerade seine Dankbarkeit ausdrücken, als Caesar die Hand hob und dem Jungen gebot zu schweigen.
»Außerdem schwöre ich bei Portias Leben, dass ich dich, falls du mich in die Irre führst oder die Rebellen entkommen, von Festus auf dem nächsten Berg an ein Kreuz nageln lasse, damit alle sehen können, was mit denen geschieht, die sich Caesar widersetzen. Ist das klar?«
Marcus nickte.
»Dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Du kannst mir sagen, wo wir die Rebellen finden können, während Festus den Männern den Befehl gibt, sich zu versammeln.«
Marcus räusperte sich. »Das ist noch nicht alles, Herr. Ich möchte Euer Wort noch für zwei andere Dinge.«
Caesar funkelte ihn an. »Sprich.«
»Ihr sollt Lupus freilassen. Und wenn der Aufstand vorüber ist, gebt Ihr mir eine Vollmacht und ein paar Männer, die mir helfen, meine Mutter zu finden und zu befreien.« Marcus nickte. »Das habt Ihr mir schon vor Monaten zugestanden.«
»Einverstanden«, sagte Caesar schroff. »Festus, gib den Befehl.«
»Ja, Herr.« Festus verneigte sich und eilte aus dem Zelt, um den Befehl des Prokonsuls weiterzugeben. Im Zelt schnaufte Caesar tief durch die Nase, während er den Jungen musterte, der sein Sklave und einer seiner vielversprechendsten Gladiatoren gewesen war.
»Gib mir meinen Umhang, ehe du gehst. Warte draußen vor dem Zelt.«
Marcus tat, was ihm aufgetragen worden war, und versuchte, seine Furcht nicht zu zeigen, als er sich entfernte. Draußen kämpfte sich das erste Morgenlicht durch den Dunst, der die Berge im Osten umhüllte. Eine Handvoll Schneeflocken wirbelte in der leichten Brise, die über die improvisierten Unterkünfte wehte, die Caesars Männer errichtet hatten. Marcus schauderte. Nicht wegen der Kälte, sondern aus Angst vor dem, was der kommende Tag bringen mochte.
XXIII
Mattgraue Wolken hingen niedrig am Himmel, als Festus sich zu Marcus wandte. »Bist du bereit?«
Marcus stand
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