Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
angeschlossen. Aber nun bist du bei mir. Auf der Seite Roms.«
»Ich bin vielleicht frei. Aber ich habe als Sklave gelebt und die grausame und brutale Behandlung erlebt, die Sklaven zuteilwird. Ich kann verstehen, warum Brixus und die anderen sich aufgelehnt haben. Sie hatten keine andere Wahl.«
»Wahl?« Caesar schaute überrascht. »Was hat Wahl damit zu tun? Sklaven haben nicht das Recht, etwas auszuwählen. Sie müssen einfach gehorchen oder die Folgen tragen. Und ich werde ihnen und jedem anderen Sklaven in ganz Italia zeigen, was es sie kostet, wenn sie vergessen, was es bedeutet, ein Sklave zu sein.«
Marcus schüttelte Caesars Umhang ab und ließ ihn hinter sich auf den Boden fallen. »Dann kann ich Euch nicht sagen, wo das Lager ist.«
»Du kannst nicht oder du willst nicht?«, erwiderte Caesar mit eisiger Stimme. »Du wagst es, dich mir zu widersetzen?«
Marcus nickte. »Wenn es Leben rettet. Das Leben von Römern und auch Sklaven. Herr, ich habe Euch treu gedient. Ich bin dankbar, dass Ihr mich freigelassen habt. Ich würde Eurem Willen nicht widersprechen, wenn ich es verhindern könnte.« Marcus ballte die Faust und drückte sie an die Brust. »Ich will nicht so viele Tote auf dem Gewissen haben.«
Ehe die Auseinandersetzung weitergehen konnte, trat Festusmit einem Topf und einer großen Schüssel durch den Zelteingang. Das üppige Aroma des Eintopfs stieg Marcus in die Nase. Festus zögerte kurz, weil er wohl die eisige Atmosphäre zwischen den beiden spürte. Aber er ging zum Tisch weiter, setzte den Topf ab und legte die Schale und einen Löffel daneben. Dann war alles still. Niemand sprach, ehe Caesar auf die Schüssel deutete und knapp murmelte: »Iss.«
Obwohl er Hunger hatte, merkte Marcus, dass ihm der Appetit vergangen war und sein Magen sich vor Aufregung verkrampft hatte. Er zwang sich, den Löffel aufzuheben; alles, um ein Gefühl der Normalität zurückzubekommen.
Als er den ersten Bissen zum Mund führte, hörte er Caesar leise lachen. »Du hast einen interessanten Augenblick verpasst, Festus. Es scheint mir, dass unser junger Freund sich entschlossen hat, Moral zu predigen.«
Festus runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Marcus weigert sich zu verraten, wo sich das Lager der Rebellen befindet.«
Festus wandte sich mit verständnislosem Gesicht zu Marcus. »Was?«
Marcus schluckte einen Mundvoll Eintopf herunter und legte den Löffel hin. »Ich habe nicht gesagt, dass ich Euch den Ort nicht verraten würde. Aber ich möchte eine Abmachung mit Euch schließen, Caesar. Wenn ich Euch gebe, was Ihr wollt, dann ist dafür ein Preis zu zahlen.«
»Ein Preis? Was für ein Unsinn ist das denn?« Caesar klatschte wütend die Hand auf den Tisch. »Ich treffe keine Abmachungen. Schon gar nicht mit einem Jungen. Und noch dazu einem ehemaligen Sklaven.«
»Dann sage ich nichts«, antwortete Marcus nachdrücklich.
Plötzlich packte Festus Marcus mit der Hand im Nacken und schüttelte ihn heftig. »Wie wagst du es, mit Caesar zu sprechen? Du zeigst ihm gefälligst den Respekt, den du ihm schuldest, Junge!«
Marcus biss die Zähne fest zusammen und erduldete den Schmerz, während er die Augen fest auf Caesar gerichtet hielt. Endlich atmete der Prokonsul geräuschvoll aus.
»Das reicht, Festus. Lass ihn los!«
Festus stieß Marcus’ Kopf nach vorn und ließ ihn dann los. Er blieb knapp hinter dem Jungen stehen, bereit, auf das kleinste Zeichen Caesars zu reagieren. Der faltete die Hände und starrte Marcus ebenfalls an.
»Was genau soll denn dieser Preis sein, den du von mir für die Information über das Rebellenlager haben willst?«
Marcus rieb sich vorsichtig den Nacken, während er sorgfältig seine Gedanken ordnete. »Ich führe Euch zum Lager, und Ihr könnt von ihnen verlangen, sich zu ergeben. Dafür werdet Ihr den Sklaven ihr Leben schenken. Sie sollen unversehrt zu ihren Herren zurückgebracht werden.«
»Was ist, wenn sie sich nicht ergeben?«
»Wenn Ihr rasch handelt, werden sie in der Falle sitzen, Herr. Sie müssen sich ergeben.«
»Was ist, wenn sie sich entscheiden, Widerstand zu leisten?«
Marcus überlegte einen Augenblick. »Ich bete, dass sie vernünftig sind, Herr. Wenn Ihr ihnen garantiert, dass sie am Leben bleiben, dann glaube ich, dass sie lieber weiterleben, als dem Tod durch das Schwert oder am Kreuz ins Auge zu blicken.«
»Die Anführer müssen natürlich hingerichtet werden.«
»Nein, die werden auch verschont werden.«
Caesar schüttelte den Kopf.
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