Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
einen Augenblick reglos da. Die dichten Reihen der Legionäre waren in Kohorten aufgestellt, der Dampf ihres Atems stieg zwischen den dunklen Schäften ihrer Speere auf. Hinter ihnen saßen Caesar und seine Offiziere wartend auf ihren Pferden. Vor den Römern erstreckte sich die große freie Fläche, die zum Eingang des Rebellenlagers führte. Obwohl er wusste, dass dort der Spalt zwischen den Felsen sein musste, konnte Marcus ihn nicht ausmachen, als er auf die Felswand starrte, die sich über dem Wald erhob, der sich zu beiden Seiten des Eingangs erstreckte.
Nichts regte sich. Es war noch kein Lebenszeichen zu sehen, und doch konnte Marcus die Augen der Rebellen spüren, die sie beobachteten, die darauf warteten, dass die Römer den ersten Schritt machten. Einen schrecklichen Augenblick lang wurde Marcus von der grausamen Furcht ergriffen, dass Brixus und die anderen bereits entkommen sein könnten. Doch das konnte er nur auf eine Weise herausfinden. Er nickte. »Bereit.«
»Dann los!«
Marcus und Festus machten sich auf den Weg durch den Schnee, begleitet von zwei Legionären mit Signalhörnern aus Messing. Sie waren gerade ein kleines Stück gegangen, als drei schrille Hornsignale die Luft durchschnitten, die alle zwanzig Schritte wiederholt wurden. So wurde den Gegnern eine deutliche Warnung gegeben, dass sie sich näherten. Festus hatte erklärt, dass man so verfuhr, wenn der General einer Armee Verhandlungen mit seinem Gegner zu eröffnen wünschte. Es war wichtig, dass diejenigen, die im Namen des Generals vorgeschickt wurden, nicht für Späher gehalten wurden, die versuchten, sich in die Reihen des Gegners einzuschleichen. Marcus zuckte beim ersten Hörnerklang zusammen, hielt aber seine Aufmerksamkeit weiter auf die Felsen vor sich gerichtet. Immer noch war keine Bewegung zu registrieren, und außer den immer gleichen Hornklängen hörte man nur das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln.
»Wo sind sie?«, murmelte Festus. »Sie hätten sich schon längst zeigen sollen … Wenn du versuchst, Caesar zu täuschen, Junge, dann weißt du, was dir blüht.«
Marcus versuchte, nicht an das schreckliche Schicksal zu denken, das Caesar ihm angedroht hatte, falls das Lager bereits verlassen sein sollte. Er schluckte nervös und stapfte weiter über das freie Gelände auf die Felswand zu.
»Bist du sicher, dass da eine Öffnung in den Felsen ist?«, fragte Festus. »Ich sehe nichts.«
»Vertraue mir, sie ist da.«
In wirbelnder Bewegung schlug ein Pfeil, der aus der Richtung der Felsen kam, mit einem leisen, dumpfen Schlag wenige Fuß vor der kleinen Gruppe in den Schnee ein. Sie blieben stehen und beobachteten den Pfeil, der dunkel im Schnee bebte. Dann bildete Festus mit der Hand einen Trichter vor dem Mund und rief: »Zeigt euch! Wir sind gekommen, um mit Brixus zu sprechen.«
Nach einer kurzen Pause sah Marcus eine Gestalt, die vor dem Felsen am Fuß der Klippe erschien. Er erkannte den Mann sofort. »Mandracus.«
»Du kennst ihn?«, fragte Festus leise.
»Ja, er ist Brixus’ Stellvertreter.«
»Bleibt, wo ihr seid, Römer!«, rief Mandracus.»Einen Schritt weiter, und ich lasse euch von Pfeilen spicken! Was wollt ihr?«
»Verhandeln«, erwiderte Festus. »Ich spreche für Caesar.«
Mandracus war einen Augenblick still, wandte sich dann halb zu den Felsen, als beriete er sich mit jemandem, der nicht zu sehen war. Dann nickte er und kam vorsichtig über das freie Feld auf sie zu. Er blieb zwanzig Schritte von ihnen entfernt stehen. Mandracus musterte die Männer und richtete dann seinen Blick auf Marcus.
»Caesars kleiner Spion ist doch davongekommen. Du hast uns also verraten.«
Marcus spürte, wie sein Herz kurz aussetzte. Es war Wahnsinn, hier zu stehen. Jeden Augenblick konnte Mandracus die Wahrheit über Marcus’ Vater enthüllen.
»Ich habe die Römer hierhergeführt, das stimmt«, antwortete Marcus.
Mandracus lächelte dünn. »Dann hatte ich recht, als ich Brixus vor dir gewarnt habe. Wäre er nur später zum Lager zurückgekehrt, dann wärst du jetzt tot und das Geheimnis desLagers wäre noch gewahrt. Aber jetzt lässt sich nichts mehr machen. Was wollt ihr mit uns verhandeln, du und deine römischen Freunde?«
»Wir sind hier, um die Bedingungen dafür zu besprechen, dass ihr euch ergebt«, mischte sich Festus ein.
»Das hatte ich mir gedacht.« Mandracus nickte. »Nun gut, wir reden. Aber nicht mit dir. Mit ihm.« Er deutete auf Marcus. »Und nur mit ihm. Du und die anderen,
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