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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wieninger
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ich plötzlich das Lügen satt und die Sünde und Wotan sowieso. Ich stand einfach auf, griff mir meine Brieftascha vom Schreibtisch und ging, so wie ich gekommen war. Wider Erwarten ging mir niemand an die Hoden, und kein Wagenheber tätschelte meinen Hinterkopf.

XIII
    J. Nowaks Wohnungstür war mit einiger Brachialgewalt aus den Angeln gehoben und nicht wieder eingehängt worden. Ich tippte sie mit dem kleinen Finger an, worauf sie nach innen in das Vorzimmer fiel.
    Typisch Billig-Bauweise, dachte ich.
    Der stolze Wohnungsbesitzer stand im halbdunklen Flur und betätigte fieberhaft die Wählscheibe seines Telefons.
    „Keinerlei Wiedersehensfreude, J. Nowak?“ begrüßte ich ihn.
    Er wählte weiter.
    „Wenn Sie jetzt so klug wären, den Wetterdienst und nicht die Polizei anzurufen, könnte einiges für Sie dabei herausspringen.“
    Er hörte auf zu wählen.
    Ich trat über die umgefallene Tür näher und bemerkte erst jetzt die blauen Flecken und die violetten Hämatome auf seiner Glatze und in seinem Gesicht. Gabloners Schergen hatten gründliche Arbeit geleistet, um meinem Zeugen, der noch nicht einmal mein Zeuge war, gründlich zu demoralisieren.
    „Um das näher zu besprechen, wollen wir aber schön unter uns bleiben. Mit Ihrer Erlaubnis, J. Nowak.“ Ich hob die Tür auf und stellte sie gegen den Rahmen. Als ich mich umdrehte, hatte J. Nowak den Hörer eingelegt und ein veritables Küchenmesser in seiner rechten Faust.
    „Es gibt drei Möglichkeiten, J. Nowak. Erstens: Sie haben den Wagen gar nicht gesehen. Dann haben Sie die Prügel umsonst eingesteckt und erstechen mich jetzt am besten. Zweitens: Sie haben die Autonummer abgelesen und können den Fahrer jetzt gewinnträchtig erpressen. Wenn Sie könnten, denn dabei gibt es ein winziges Problem: Sie wissen nicht, wen Sie auspressen sollen, weil Sie eben nur das Kennzeichen haben. Drittens: Sie wissen sowieso, wer der Fahrer ist. In diesem Fall sollten Sie das Geschäft alleine machen und mich vorher erstechen.“
    J. Nowak stand einfach nur da mit seinem Käsemesser und rührte sich nicht. Ein kleiner Mann mit großen Scherereien.
    „Im Fall zwo können Sie die Polizei unmöglich nach dem Zulassungsbesitzer hinter dem Kennzeichen fragen. Ein Verhafteter zahlt nicht. Aber mich könnten Sie fragen. Gegen fünfzig Prozent Ihrer künftigen Einnahmen könnte ich den Namen herausbringen.“
    J. Nowak vollführte plötzlich eine unelegante Drehung nach rechts, schwang die Messerhand wild auf und stieß den Stahl mit aller Kraft gegen die Vorzimmerwand. Die Klinge drang nur wenige Zentimeter tief ein und zerbrach dann mit einem hohen Ton.
    „Szenario eins“, sagte er zitternd, das Heft des Küchenmessers und den Rest der Klinge wie ein Gänseblümchen vor der Angebeteten in der Hand haltend.
    Ich nahm einen von Saleks großen Scheinen aus der Brieftasche und steckte ihn auf die abgebrochene Klinge.
    „Es tut mir leid. Sie haben was gut bei mir. Ehrlich“, sagte ich, stellte die Wohnungstür beiseite und trat ins Stiegenhaus. Dort roch es nach Urin, billiger Schmierseife und tausend Miseren. Radios und Kinder plärrten. Hinter einer Stahltür starb eine Frau oder liebte sich selbst.
    Manchmal weiß ich, warum ich trinke. Bibo quia absurdum.

XIV
    „Da haben Sie die Schlüssel.“
    „Welche Schlüssel, mein Herr?“
    „Na, meine Autoschlüssel.“
    Einmal in der verbalen Maske des Gaskassiers, einmal in der eines Zeugen Jehovas hatte ich an sämtlichen Wohnungstüren von J. Nowaks Block geklingelt. Es gab drei Stockwerke und keinen Lift. Sechzehn Parteien hatten auf mein ehrliches Gesicht hin nicht geöffnet, sieben hatten mir erklärt, daß der Block mit Fernwärme und nicht mit Gas beheizt werde, und vier hatten mir per Götz-Zitat unmißverständlich kundgetan, was sie von den Heiligen der Letzten Tage hielten. Von dem Unfall vor dem Haus wollte keiner etwas wissen, der Tod Emma Holzapfels schien so unbemerkt geblieben zu sein wie eine Sternschnuppe über dem Nordpol.
    „Mein Herr, wir sind, wie Sie hoffentlich schon bemerkt haben, eine Wäscherei und Putzerei.“
    „Eben. Daher werden Sie meinen Wagen auch waschen und putzen. Aber bitte innen, nicht außen. Ich glaube, es hat ein Stinktier darin übernachtet.“
    „Mein Herr, wir waschen Hemden, Hosen ...“
    Als ich von der Ochsentour zurück zu meinem Wagen gekommen war, stand das Kennzeichen mit Lippenstift auf der Windschutzscheibe H*HAPPY 1. Aber das war leider noch nicht alles: Als ich den

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