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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wieninger
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Zu meiner Überraschung nickte Gabloner nur.
    „Und der andere Fall?“ Langsam tastete sich Gabloner an die Hauptsache heran. Nur um seine Handschellen bewundern zu lassen, hatte er sich sicher nicht aus seinem Büro gewuchtet.
    „Ich fürchte, aus dem Fall sind wir beide raus.“
    Gabloner schwieg ungläubig, wenn es so etwas überhaupt gibt.
    „Die Spur ist zu Ende. Es wird wohl so sein, daß Emma Holzapfel von einem ganz gewöhnlichen Autorowdy zu Tode gebracht worden ist und Salek ganz einfach gestürzt ist, als er auf seiner Knochenfundstelle herumgestiefelt ist. Kein Zusammenhang.“
    Gabloner sah mich an wie den Erzengel Gabriel. „Und was ist mit Bausch?“ fragte er lauernd.
    Zum Glück wurde das Bier gebracht, was mir Zeit zum Nachdenken gab.
    „Wer ist Bausch?“ Allzuviel hatte mir die Nachdenkpause an strategischen Einfällen nicht eingebracht. Was zum Teufel sollte mit Bausch schon sein?
    „Wie paßt der Vorfall mit Bausch in Ihre Theorie? Salek, Bausch - beide sind mit Ihnen in die Schule gegangen ...“ Gabloner ignorierte meine gespielte Unwissenheit nicht einmal.
    Zum Glück wurde der Surbraten serviert, was die Situation aber keineswegs entspannte. Das Schweinefleisch quietschrosa, saftig salzig, die Knödel gelbgummig, das Kraut dunkelbraun vor lauter Bratensaft und Kümmel. Als Österreicher ißt man so gut wie alles, wenn es nur fett ist.
    „Welcher Vorfall?“
    „Sehen Sie sich Ihre Portion an. Ungefähr so viel mußte Ihrem Schulfreund Bausch amputiert werden, er wird eine schöne Fußprothese bekommen. Ist auch vor ein Auto gelaufen wie die selige Holzapfel. Daß er mit Ihnen in die Schule gegangen ist, hat mich zwei Stunden Recherche gekostet. Mittlerweile überprüfe ich schon jeden gröberen Zwischenfall in der Stadt auf Ihre Beteiligung.“ Gabloner hatte seinen Hieb ausgeteilt und mich voll in den Magen getroffen. Er genoß sichtlich meine Erschütterung wie die Schlüsselarie in einer Oper.
    Noch vor dem Genuß des Surbratens verzog ich mich auf die Toilette und von dort durch ein Fenster auf den Parkplatz des Gasthofes. Die Nacht verbrachte ich im Wagen in einer rund drei Kilometer entfernten Seitengasse. Denn morgen war der Tag des Gerichts, und dabei konnte ich kein pragmatisiertes Kindermädchen brauchen.
    Im Wagen war mir zum Heulen zumute, aber ich bin anders erzogen worden.

XLI
    In diesem Viertel des alten Geldes, wo ein schmiedeeisernes, vergoldetes Prunkgartentor manchmal mehr gekostet hatte als in einem Arbeiterviertel eine ganze Zinswohnung, war es unmöglich, einen Tag oder auch nur eine Minute lang vor einem Haus herumzulungern, ohne gleich ein ganzes Rudel von Funkstreifen auf sich zu ziehen. Die Nachbarschaft war sich der Tatsache wohl bewußt, daß ihre mit viel Geld renovierten Domizile auf Einbrecher so anziehend wirkten wie Julia auf Romeo.
    Die Verhandlung war nicht besonders hart gewesen. Ich hatte den Mann in aller Herrgottsfrühe in der Jahnstraße angehalten. Die Aussicht, daß da ein offensichtlich Meschuggener den ganzen Tag seine Arbeit übernehmen würde, und die Ansicht eines von Saleks großen Scheinen ließen ihn ganz schnell aus seiner grellorangen Uniform schlüpfen, unter der er Jeans und T-Shirt trug. Als Draufgabe bekam ich sein Gabelfrühstück - eine Dose Bier und Manner-Schnitten - , die er in der Jackentasche zurückließ. Im Preis inbegriffen waren auch ein Handkarren, Besen und Schaufel. Im Weggehen tippte er sich verstohlen, aber nicht verstohlen genug, an die Stirn. Ich war für ihn wohl so etwas wie eine Marienerscheinung, ein unbegreifliches Wunder, ein Deus ex machina, der in harter Währung zahlte, dessen Treiben aber letzten Endes rätselhaft blieb.
    Die Uniform roch nach Kot und Plage, Ärar und Alkohol. Ein dunkler Fleck an einer verräterischen Stelle deutete auf veritable Blasenprobleme hin. Wir hatten einen Rückgabetermin spätabends an der Jahnstraße vereinbart, aber ich wußte schon allein wegen dieses Hautgouts nicht, ob ich dann noch am Leben sein würde.
    Unter der Adresse Heidenheimer Straße 34 firmierte nicht einfach ein Haus, sondern ein Anwesen. Ein bronzierter Zaun in Form von Lanzen, an denen sich schmiedeeiserne Weinblätter spielerisch emporrankten, umgab die Vorderfront des Grundstückes auf gut einem halben Kilometer Länge. Jeder einzelne Zaunpfahl war, wie ich bald bemerkte, fein verdrahtet. Das Haupteingangstor war eine Art Operndekoration aus Eisen, Bronze und Blattgold. Zwei Kameras hockten auf

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