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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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die Kräfte.«
    Die
Blauröcke räusperten sich verlegen und verließen einer nach dem andern das
Zimmer. Der junge Offizier blieb in der Tür zurück.
    »Kann ich
noch etwas für Sie tun?«
    »Nein,
danke schön.«
    Er ging hinaus und schloß die Tür
hinter sich. »Trink noch etwas«, sagte Rhett.
    Sie nahm
noch einen Schluck, die Wärme verbreitete sich durch ihren Körper, in den
zitternden Beinen spürte sie wieder Kraft. Sie stieß das Glas fort und
versuchte aufzustehen, aber er drückte sie in den Stuhl zurück.
    »Lassen
Sie mich los. Ich gehe jetzt.«
    »Noch
nicht. Einen Augenblick. Du könntest sonst wieder ohnmächtig werden.«
    »Lieber
werde ich auf der Straße ohnmächtig, als daß ich weiter bei Ihnen bleibe.«
    »Ich will aber nicht, daß du auf
der Straße in Ohnmacht fällst.«
    »Lassen Sie mich. Ich hasse Sie!«
    Bei diesen
Worten kehrte ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht zurück.
    »Das
klingt schon mehr nach dir. Du scheinst dich besser zu fühlen.«
    Einen
Augenblick lehnte sie sich zurück und suchte sich den Zorn zur Hilfe zu rufen,
um ihre Kräfte zu sammeln. Aber sie war zu müde, um zu hassen. Ihr war alles
einerlei. Bleischwer wog die Niederlage auf ihrem Gemüt. Sie hatte alles aufs
Spiel gesetzt und alles verloren. Nicht einmal der Stolz war ihr geblieben. Mit
Tara und allen Hoffnungen war es aus. Als sie die Augen endlich wieder öffnete
und ihm ins Gesicht blickte, war der Zorn wieder erwacht. Rhett sah ihre
schrägen Augenbrauen sich zusammenziehen und lächelte sein altes Lächeln. »Nun
ist dir wieder wohl, ich sehe es deinem bösen Gesicht an.«
    »Selbstverständlich,
es geht mir ausgezeichnet. Und Sie, Rhett Butler, der Sie schon nach meinen
ersten Worten alles wußten und auch, daß Sie mir das Geld nicht geben würden,
hätten mich nicht weitersprechen lassen sollen und mir das ersparen können... «
    »Dir
ersparen und alles das nicht hören, was du gesagt hast? O nein. Ich habe so
wenig Zerstreuung hier und kann mich nicht entsinnen, je etwas so Schönes
gehört zu haben.«
    Er lachte
kurz und spöttisch auf. Sie sprang empor und hob ihren Hut auf. Plötzlich faßte
er sie bei den Schultern. »Fühlst du dich wohl genug, um vernünftig zu reden?«
    »Lassen
Sie mich los.«
    »Sag mir
das eine. War ich das einzige Eisen, das du im Feuer hattest?« Seine Augen
spähten scharf nach jeder Veränderung in ihrem Gesicht.
    »Was geht
Sie das an?«
    »Mehr, als
du meinst. Hast du noch mehr Männer am Bändel? Nein? Unglaublich, kaum
vorstellbar. Nun, es wird sich schon jemand finden, der dein Angebot annimmt,
dessen bin ich so sicher, daß ich dir einen kleinen Rat geben möchte.«
    »Ich
brauche Ihren Rat nicht.«
    »Doch,
höre zu, denn er ist gut. Wenn du etwas von einem Mann erreichen willst, dann
falle nicht so mit der Tür ins Haus wie vorhin. Fange es reizvoller und
verführerischer an, du erreichst mehr damit. Früher verstandest du dich
wunderbar darauf. Als du mir eben eine Bürgschaft anbotest, machtest du ein
Gesicht dazu wie Stein. Augen wie deine habe ich in zwanzig Schritt Entfernung
über einer Duellpistole gesehen. Sie sind kein erfreulicher Anblick. Sie fachen
in der Brust eines Mannes keine Glut an. So behandelt man Männer nicht.«
    »Sie
brauchen mir nicht zu sagen, wie ich mich zu benehmen habe«, erwiderte sie und
setzte mit matten Händen den Hut auf. Wie konnte er nur so spaßen, wenn ihm der
Strick um den Hals lag. Sie bemerkte es nicht einmal, daß er die Hände in den
Taschen zur Faust geballt hatte, als stemmte er sich gegen die eigene Ohnmacht.
    »Kopf
hoch«, sagte er, als sie sich die Hutbänder zuband. »Du sollst zu meiner
Hinrichtung kommen, das gleicht dann alles aus, was ich bei dir auf dem Kerbholz
habe, auch dies hier, und ich will dich in meinem Testament bedenken.«
    »Danke
schön. Aber vielleicht hängen sie Sie erst an den Galgen, wenn es für meine
Steuern zu spät ist«, zahlte sie ihm plötzlich mit gleicher Münze heim, und sie
meinte auch, was sie sagte.
     
    35
     
    Als sie
aus dem Gebäude heraustrat, goß es in Strömen, und der Himmel war aschgrau. Die
Soldaten hatten in ihren Baracken Schutz gesucht, und die Straßen waren
menschenleer. Kein Fuhrwerk war zu sehen. Sie mußte den langen Weg zu Fuß nach
Hause gehen.
    Die Wärme
des Branntweins verlor sich. Ihr schauderte im kalten Wind, und wie Nadeln
stachen ihr die eisigen Tropfen ins Gesicht. Tante Pittys leichter Mantel war
bald durchnäßt und hing in nassen Falten um

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