Margaret Mitchell
Yankees Sie hören? Ich hoffe nicht. Hat Ihnen schon
einmal jemand gesagt, daß Sie Katzenaugen haben ...
Augen wie eine Katze im Dunkeln?«
»Ach,
Rhett, lassen Sie das! Ich will Ihnen alles sagen. Ich brauche das Geld ja so
dringend. Ich habe gelogen. Es steht durchaus nicht alles zum besten, sondern
so schlecht wie nur irgend möglich. Vater ist ... nicht ganz beieinander. Seit
Mutters Tod ist er wunderlich und kann mir überhaupt nicht helfen. Wir haben
keinen einzigen Knecht, der die Baumwolle bestellt, und ich muß so viele satt
machen, uns alle dreizehn. Und die Steuern! Seit über einem Jahr sind wir am
Verhungern. Ach, Sie können es ja nicht wissen! Wir haben nie genug zu essen
gehabt, und es ist entsetzlich, hungrig aufzuwachen und hungrig schlafen zu
gehen. Wir haben kein warmes Zeug, und die Kinder frieren und sind immer
krank.«
»Woher
haben Sie das hübsche Kleid?«
»Wir haben
es aus Mutters Vorhängen gemacht«, sagte sie, allzu verzweifelt, um die Schande
zu verhehlen. »Hunger und Kälte kann ich aushalten, aber jetzt haben die
Schieber uns die Steuern erhöht, und das Geld muß sofort gezahlt werden, und
alles, was ich besitze, ist ein einziges Fünfdollarstück. Ich muß doch Geld für
die Steuern haben. Wenn ich sie nicht bezahle, dann verliere ich Tara, und von
Tara kann ich mich nicht trennen!«
»Warum
haben Sie mir das alles nicht gleich gesagt, anstatt über mein empfindliches
Herz herzufallen, das immer schwach genug ist, wenn hübsche Damen im Spiele
sind! Nein, Scarlett, weinen Sie nicht. Sie haben es mit allem versucht, nur
damit noch nicht, und ich glaube nicht, daß ich das aushalte. Ich leide ja
schon Qualen der Enttäuschung, weil Sie es auf mein Geld und nicht auf meine
reizende Person abgesehen haben.«
Hastig
blickte sie zu ihm auf. Hatte sie ihm wirklich weh getan? Lag ihm wirklich
etwas an ihr? Hatte er ihr einen Antrag machen wollen in dem nämlichen
Augenblick, da er in ihre Hände schaute? Oder hatte es wieder so ein
schmähliches Ansinnen werden sollen wie schon zweimal früher? Vielleicht konnte
sie ihn besänftigen. Aber seine schwarzen Augen musterten sie keineswegs
liebevoll von Kopf bis Fuß, und er lachte in sich hinein.
»Ihre
Bürgschaft genügt mir nicht. Ich bin kein Pflanzer. Was haben Sie mir sonst zu
bieten?«
Nun war es
soweit. Sie schöpfte tief Atem und begegnete nüchtern seinem Blick. Alle
Spielerei war abgetan. Sie stürzte sich voller Entschlossenheit auf das Ärgste.
»Ich habe
mich selbst«
Ihr
Gesicht straffte sich, bis es fast eckig war. Ihre Augen schimmerten wie
Smaragde. »Erinnern Sie sich der Nacht vor Tante Pittys Tür während der
Belagerung? Sie sagten, daß Sie mich haben wollten.«
Lässig
lehnte er sich mit dem Stuhl zurück und blickte ihr in das gespannte Gesicht.
Seine eigene Miene war unergründlich. Immer noch sagte er nichts. »Sie sagten,
Sie hätten nie eine Frau so begehrt wie mich. Wenn Sie mich wollen, können Sie
mich haben. Ich will alles tun, was Sie verlangen, aber um Gottes willen,
schreiben Sie mir einen Scheck aus. Mein Wort halte ich. Ich schwöre, ich
breche es nicht.«
Seltsam
sah er sie an, immer noch unergründlich. Als sie hastig weitersprach, wußte sie
nicht, was in ihm vorging. Wenn er doch nur ein Wort sprechen wollte! Die
Wangen wurden ihr heiß.
»Ich muß
das Geld schnell haben, Rhett. Sie setzen uns sonst auf die Straße, und dann
gehört Tara dem verfluchten Sklavenaufseher.«
»Einen
Augenblick. Wie kommen Sie darauf, daß ich Sie immer noch begehren sollte? Wie
kommen Sie darauf, daß Sie dreihundert Dollar wert seien? Die meisten Frauen
machen es billiger.«
Sie
errötete bis unter die Haarwurzeln, aufs tiefste gedemütigt.
»Warum
sind Sie hierhergekommen? Warum geben Sie das Gut nicht auf und wohnen bei Miß
Pitty? Ihnen gehört ja die Hälfte des Hauses.«
»Um Gottes
willen«, fuhr sie auf, »sind Sie verrückt? Ich kann doch Tara nicht
verlorengeben. Es ist meine Heimat. Ich lasse es nicht aus den Händen, solange
ein Atemzug in mir ist!«
»Die Iren
sind doch ein ganz sonderbares Volk«, sagte er, setzte den Stuhl wieder auf den
Boden und zog die Hände aus den Taschen. »Immer nehmen sie gerade das Verkehrte
am wichtigsten. Das Land zum Beispiel. Ein Stück Erde ist doch wie das andere.
Nun, kommen wir also zum Abschluß. Sie haben einen geschäftlichen Vorschlag
gemacht. Ich gebe Ihnen dreihundert Dollar, dafür werden Sie meine Geliebte.«
»Ja.« Als
das widerwärtige Wort
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