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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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erschöpft?«
    Sprachlos
sah sie ihn an. Ihr Mund war zum »O« gerundet, aber sie brachte keinen Laut
hervor.
    »Meine ist
nun erschöpft«, fuhr er fort. »An Ashley Wilkes und deiner wahnsinnigen
Starrköpfigkeit, mit der du wie eine Bulldogge festhältst, was du dir in den
Kopf gesetzt hast ... daran hat sie sich erschöpft.«
    »Liebe
kann sich doch nicht erschöpfen.«
    »Deine
Liebe zu Ashley hat es auch getan.«
    »Aber ich
habe ihn in Wirklichkeit doch gar nicht geliebt!«
    »Jedenfalls
hat es bis heute abend so ausgesehen. Scarlett, ich schelte nicht, ich klage
dich nicht an. Die Zeiten sind vorbei. Deshalb erspare mir auch, was du zu
deiner Erklärung und Verteidigung sagen willst. Wenn du imstande bist, mir ein
paar Minuten zuzuhören, ohne mich zu unterbrechen, will ich dir gern
auseinandersetzen, was ich meine, obwohl ich gar keinen Anlaß zu Erklärungen
sehe. Es ist doch alles so einfach.«
    Sie setzte
sich, grell fiel das Gaslicht auf ihr bleiches verstörtes Gesicht. Sie sah in
die Augen, die sie so gut und doch so wenig kannte, und lauschte seiner ruhigen
Stimme, zunächst ohne das geringste Verständnis. Dies war das erstemal, daß er
von Mensch zu Mensch mit ihr sprach, schlicht, wie andere Menschen, auch ohne
Stichelei und Spötterei, ohne Rätsel.
    »Bist du
denn nie auf den Gedanken gekommen, daß ich dich geliebt habe, wie ein Mann
eine Frau nur lieben kann? Schon jahrelang, ehe ich dich endlich bekam? Während
des Krieges bin ich fortgegangen und habe versucht, dich zu vergessen, aber ich
konnte es nicht und mußte immer wieder zu dir zurück. Nach dem Kriege kam ich,
auf die Gefahr hin, verhaftet zu werden, zurück, um dich zu suchen. Ich hatte
dich so lieb, daß ich vielleicht Frank Kennedy erschossen hatte, wenn er damals
nicht gestorben wäre. Ich liebte dich, aber du durftest es nicht wissen. Du
verfährst unmenschlich mit dem, der dich liebt. Du läßt dir seine Liebe
gefallen und schlägst sie ihm wie eine Peitsche um den Kopf.«
    Aus
alledem hörte sie nur heraus, daß er sie liebte, und hatte an dem leisen
Nachhall von Leidenschaft in seiner Stimme plötzlich wieder ein erregtes
Gefallen. Sie hielt den Atem an, lauschte und wartete.
    »Ich
wußte, daß du mich nicht liebtest, als wir heirateten, ich wußte ja von Ashley,
aber ich Tor hatte geglaubt, ich könnte es erreichen, daß du mich mit der Zeit
liebgewännest. Lach mich nur aus, wenn du willst. Sieh, ich wollte für dich
sorgen, dich verwöhnen, dir schenken, was du dir wünschtest. Ich wollte dich
heiraten, dich beschützen und dir in allem, was dich glücklich machte, deine
Freiheit lassen, wie ich es dann später bei Bonnie getan habe. Du hattest es so
schwer gehabt, Scarlett. Niemand wußte besser als ich, was du durchgemacht
hattest. Du solltest nun nicht länger kämpfen. Ich wollte es dir abnehmen.
Spielen solltest du wie ein Kind, denn du warst ja ein tapferes, banges,
eigensinniges Kind, und das bist du wohl auch jetzt noch. So starrköpfig und so
empfindungslos kann nur ein Kind sein.«
    Seine
Stimme klang ruhig und müde, aber es lag etwas darin, was sie undeutlich an
etwas erinnerte. Eine solche Stimme hatte sie schon einmal gehört, an einem
anderen Wendepunkt ihres Lebens. Wo war das doch gewesen? Die Stimme eines
Mannes, der ohne Erregung, ohne Schwanken und ohne Hoffnung sich selbst und seine
Welt ins Auge faßte?
    Ach ja ...
Ashley war es gewesen, damals in dem winterlichen, sturmdurchfegten Obstgarten
auf Tara, als er vom Leben und seinen Schattenspiel in einer müden Unbewegtheit
sprach, die hoffnungsloser klang als bittere Verzweiflung. Wie ihr damals ein
Grauen angekommen war, so machte ihr jetzt auch Rhetts Ton das Herz bleischwer.
Seine Stimme, seine Art noch mehr als seine Worte beunruhigten sie und zeigten
ihr, daß die freudige Erregung, die sie soeben empfunden hatte, zur Unzeit
gekommen war. Hier stimmte etwas nicht. Sie wußte nicht, was es war, aber
gespannt hörte sie ihm zu, und ihre Augen hingen an seinem braunen Gesicht, ob
er nicht etwas sage, was ihr die Angst wieder vertriebe.
    »Es lag
doch auf der Hand, daß wir füreinander bestimmt waren. Aus deiner ganzen
Bekanntschaft konnte nur ich dich lieben, nachdem ich dich erkannt hatte, wie
du wirklich bist, hart, habgierig, gewissenlos wie ich. Ich liebte dich und
versuchte mein Heil. Ich dachte, Ashley würde in deinem Herzen allmählich verblassen.«
Er zuckte die Achseln.
    »Ich habe
alles versucht, was mir einfiel, und nichts schlug an.

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