MargeritenEngel (German Edition)
zu eindringlich. Instinktiv ziehe ich den Bauch ein. Verdammte Kekse!
»Du bist doch total dünn«, sagt er kopfschüttelnd.
Dieses Gespräch ist viel zu peinlich und vor allem viel zu persönlich, als dass ich darauf weiter eingehen möchte. »Nicht im Vergleich zu Kevin«, entweicht es mir trotzdem.
Rik fängt an, zu lachen. Seine Stimme klingt schön, auch wenn ich nicht verstehe, was so lustig ist.
»Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren und der arme Kevin muss ganz allein im Wohnzimmer den Tisch decken.« Kevins Jammern verursacht mir ein schlechtes Gewissen. Zumal mir nicht klar ist, warum Rik lacht.
Diesmal bin ich es, der den Abstand zwischen uns verringert. Ich schlinge meine Arme um Kevins Hals und küsse ihn sanft auf den Mund. Bevor ich mir die Enttäuschung anmerken lasse, weil er meinen Kuss nicht erwidert, löse ich mich von ihm und hole Teller aus dem Schrank.
***
Das Essen verläuft so, wie ich es erwartet habe: Die beiden reden und ich höre zu. Sie sprechen über ihre gemeinsame Zeit in Hamburg, von Eroberungen, Sexgeschichten… Das Zuhören fällt mir schwer, obwohl ich es auch spannend finde. Noch nie hat Kevin so viel von seiner Vergangenheit preisgegeben.
Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich sehr wenig über ihn. Aber das hier gefällt mir trotzdem nicht. Sie haben viel zusammen erlebt, viel mehr als Kevin und ich. Auch wenn ich mir Mühe gebe, ich kann nichts gegen das eifersüchtige Gefühl machen.
Aber da ist noch etwas anderes. Etwas, das mir richtig Angst macht. Es sind Riks Augen, die wie blaue Edelsteine glänzen. Es ist das Lachen, das ansteckend ist und so warm und echt klingt. Es ist die Begeisterung in seiner Stimme, wenn er etwas erzählt. Aber vor allem ist es diese Aura, die von ihm ausgeht. Sie ist mir schon in der Küche aufgefallen. Da war ich jedoch selbst beschäftigt. Nun, da ich nur zuhöre, scheint sie fast greifbar zu sein und zieht mich in ihren Bann.
Kevin reißt mich aus meinen Gedanken, indem er mich auf seinen Schoß zieht. Er schlingt seine Arme um meinen Bauch und legt sein Kinn auf meine Schulter ab. Ich stöhne auf, denn ein grässlicher Schmerz zieht meinen Rücken entlang.
»Was ist los, Engelchen?«, fragt er. Rik sieht mich ebenfalls an.
»Rückenschmerzen«, winde ich mich. Es ist nicht gerade der Augenblick, in dem ich die gesamte Aufmerksamkeit auf mich ziehen möchte. Stattdessen mache ich mich los und stehe auf.
»Ich hole mir eine Tablette«, murmle ich vor mich hin.
»Das liegt nur an deinem beschissenen Job. Du solltest dir echt was anderes suchen«, ruft er mir hinterher.
»Ich mag meinen Job!«, erwidere ich trotzig, nehme eine der Pillen aus dem Blister heraus und gehe zurück ins Wohnzimmer.
»Was gibt es daran zu mögen? Der körperliche Verfall fängt früh genug an, da muss man sich doch keine alten Menschen angucken. Das ist viel zu deprimierend. Genieß lieber meinen festen, knackigen Körper!« Kevin zieht sein Shirt ein Stück nach oben und streicht über seinen Bauch. Er ist so unglaublich flach, selbst nach dem Essen.
Ich trinke einen großen Schluck Wasser und wünsche mir, dass mein Bauch auch so aussieht. Aber er ist fett. Wenn ich ihn einziehe, muss ich bestimmt kotzen. Ich habe wieder viel zu viel gegessen.
»Anstatt Pillen zu schlucken, solltest du es mal mit Sport probieren«, schlägt Rik vor.
Angewidert verziehe ich das Gesicht. »Tolle Idee!«, brumme ich. Ich gehe bestimmt nicht in so ein Fitnesscenter.
»Hey, ich meine das ernst. Ich gebe im Jugend- und Freizeitzentrum einen Yoga-Kurs. Komm doch mal vorbei. Das ist gut für den Rücken und sorgt zudem für eine innere Balance. Ist doch bei deinem Job ziemlich wichtig, oder?«
»Mit meinem Gleichgewicht ist alles in Ordnung«, fahre ich ihn heftiger an, als ich eigentlich beabsichtigt habe. Riks rechte Augenbraue schnellt nach oben. Fragend sieht er mich an. Ich kann seinem Blick nicht standhalten und setze mich stattdessen wieder zu Kevin.
»Du gehst in diesen vergammelten Schuppen?«, mischt er sich ein.
»Warum nicht?«
»Gott, Rik! Dieser Laden ist doch echt ekelhaft. Allein die Typen, die da rumlaufen...«
»Ich finde die Leute ziemlich in Ordnung. Außerdem bieten sie die Kurse kostengünstig an. Davon mal abgesehen gibt es auch einen Verein für Lesben, Schwule und Transgender. Ich hab mich letztens mit dem Referenten für Homosexualität unterhalten, der ist echt engagiert.«
»So was interessiert mich nicht«, brummt Kevin
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