MargeritenEngel (German Edition)
unangekündigten Besuch.
Ich lasse die Türklinke aufschnappen, lehne mich an die Wand und hoffe darauf, dass das schwindlige Gefühl wieder verschwindet. Mein Herz klopft heftig.
»Hallo, Bengt«, sagt dicht neben mir eine Stimme. Auch ohne hinzusehen weiß ich, dass es nicht Kevin ist.
Erschrocken zucke ich zurück. Ich reiße die Augen auf und blicke direkt in die von Rik. Eine Weile mustern wir uns. Sein ernster Gesichtsausdruck verunsichert mich. Wahrscheinlich stellt er gerade fest, wie scheiße ich aussehe. Unwillkürlich fahre ich mir mit der Hand durch die Haare.
»Geht's dir gut?«, erkundigt er sich leise. Ich nicke und schüttle gleichzeitig den Kopf.
»Rik? Wo ist Kevin?«, frage ich verunsichert. Meine Stimme krächzt. Ich hoffe, dass Kevin gleich auftaucht, aber Rik schüttelt den Kopf und macht meine Hoffnung zunichte.
»Ich bin allein«, erwidert er lächelnd, schiebt mich ein Stück zur Seite und schließt die Tür. »Ich dachte, ich komme noch mal schnell vorbei. Du hast vorhin so verloren ausgesehen, das hat mir keine Ruhe gelassen.«
»Wo ist Kevin?«, frage ich ungeduldig.
Rik verzieht das Gesicht, dann seufzt er leise: »Sauna.«
Ehe er noch mehr sagen kann, habe ich mich schon von der Wand abgestoßen und verschwinde ins Wohnzimmer. Sauna hallt es in meinem Kopf wider. Die Enttäuschung ist unerträglich.
»Bengt.« Riks Stimme klingt besorgt. Als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre, zucke ich zurück und drehe mich zu ihm um.
»Was willst du hier?«, fahre ich ihn schrill an. Nervös beiße ich mir auf die Lippe. Ich mag diesen hysterischen Tonfall an mir nicht, aber in meinem Bauch wütet ein Feuersturm, und ich kann einfach nicht klar denken.
»Ich wollte nach dir sehen. Wollte wissen, ob es dir gut geht«, erwidert er erstaunlich sachlich.
»Weiß Kevin das? Hat er dich etwa hergeschickt?«
»Wieso sollte er das machen?« Er sieht mich fragend an, aber ich zucke nur mit den Schultern. »Und nein, er weiß es nicht. Es war eine spontane Idee. Als er gesagt hat, dass er noch in die Sauna fährt –«
»Ich habe keine Geheimnisse vor meinem Freund«, unterbreche ich ihn und bringe ein wenig Abstand zwischen uns.
Jetzt ist es Rik, der mit den Schultern zuckt. »Das musst du doch auch nicht.«
Schweigend stehen wir uns gegenüber. Ich weiß nicht, was ich von seinem Auftauchen halten soll. Ich will nicht mit ihm allein sein, ich brauche keine Unterhaltung. Nicht von Rik!
Noch ehe das Schweigen peinlich werden kann, knurrt mein Magen. Ich werde rot und senke den Blick.
»Hast du Hunger?«, fragt er amüsiert.
»Nein«, antworte ich missmutig.
»Dein Magen knurrt«, stellt er fest und das Grinsen in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
»Na und? Deshalb muss man ja nicht unbedingt etwas essen wollen.«
»Natürlich nicht«, brummt er, »man könnte ja zu fett davon werden«
»Du findest mich fett?«, frage ich irritiert und spüre erneut, wie mein Gesicht die Farbe wechselt. Es kann mir doch egal sein, wie er mich findet. Trotzdem regt sich da etwas in mir. Ein Gedanke… Er taucht nur kurz an die Oberfläche, viel zu kurz, um ihm zu greifen.
»Du bist nicht fett, eher viel zu dünn. Soll ich mal in der Küche gucken, ob ich dir was zu essen machen kann?«
Ich starre ihn an, weiß nicht, was ich sagen soll, und fühle mich verlegen und unsicher. Aber Rik ignoriert meine Unsicherheit und verschwindet in der Küche.
»Was magst du denn?«, ruft er laut. Ich höre, wie er die Tür des Kühlschranks öffnet.
Verwundert gehe ich ihm hinterher. Ich begreife nicht, was er hier macht, oder das Bild, das sich mir in der Küche bietet. Rik steckt mit dem Kopf in unserem Kühlschrank, murmelt irgendetwas vor sich hin und begutachtet die vorhandenen Lebensmittel.
»Was hältst du von Eiern?«, fragt er laut und zuckt dann zurück, als er mich direkt vor sich sieht. Jetzt bin ich derjenige, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
»Ich könnte dir Rührei machen oder ein Omelett«, sagt er nun in normaler Lautstärke.
»Okay.«
»Okay?«, fragt er und sieht mich misstrauisch an.
Ehe ich etwas sagen kann, antwortet mein Magen für mich. Rik lacht und nickt. Ich bleibe im Türrahmen stehen und beobachte, wie er sich anscheinend mühelos in unserer Küche zurechtfindet. Dabei war er erst einmal hier. Trotzdem ist es, als ob er genau hierher gehören würde.
Die düsteren Gedanken von heute Nacht fallen mir ein. Hatte ich vielleicht doch recht? Will Kevin, dass ich
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