MargeritenEngel (German Edition)
hatten Spaß miteinander.«
Davids Bild erscheint vor mir. Unser erstes Zusammentreffen, das erste Abchecken. Ist er in Kevin verliebt gewesen oder ist es auch nur Spaß gewesen? Solange bis es keinen Spaß mehr gemacht hat, weil es für mich von Anfang an anders gewesen ist? Bin ich mit meinen Gefühlen und meiner Suche nach einer echten Partnerschaft der treibende Keil gewesen? Natürlich bin ich froh gewesen, als David weg war.
»Ich bin nicht wie David«, flüstere ich. Mein Gesicht brennt wie Feuer.
»Das ist mir aufgefallen«, erwidert Rik. »Ich bin auch nicht Kevin.«
»Wenn du aber nicht in David verliebt warst, wieso dann die Funkstille?«
»Kevin und ich haben uns gestritten. Es ging weniger um David, als um seine Art mit anderen umzugehen. Das hat mich sauer gemacht. Er warf mir vor, eifersüchtig zu sein, meinte, ich soll mich aus seinem Leben raushalten. Na ja, das habe ich dann auch gemacht.«
»Das tut mir leid.«
»Mir tat es auch leid. Trotz allem habe ich ihn vermisst. Er war mein bester Freund.«
Auf einmal fühle ich mich seltsam verbunden mit Rik. Seine Worte klingen so aufrichtig, auch wenn da ein Fünkchen Unbehagen ist. Vielleicht ist er es ja, der die Menschen manipulieren kann…
»Allerdings scheint er sich nicht wirklich geändert zu haben«, fügt er tonlos hinzu.
Es ist, als wenn mir mit einem heftigen Schlag die Luft aus den Lungen gepresst wird. Ich schlucke hart und höre es in meinen Ohren rauschen. Ich brauche mir nichts vorzumachen. Es ist falsch. Dieses Gespräch ist falsch!
Ich wünschte, ich hätte eine passende Antwort parat. Etwas, mit dem ich jeden Zweifel wegwischen kann. Bei ihm und bei mir. Aber mir fällt nichts ein. Vielleicht, weil in seiner Aussage so erschreckend viel steckt, vielleicht weil ich nicht will, dass es wahr ist.
Nervös reibe ich mir mit den Händen über die Augen. Es ist nicht so, dass ich gleich heulen müsste, eher ein Versuch, das Gehörte damit wegzuwischen.
»Ich… willst du was trinken?«, frage ich dämlich und springe vom Sofa auf, noch ehe Rik antwortet.
»Klar«, ruft er mir hinterher.
In der Küche lehne ich mich gegen den Kühlschrank und fühle, wie die Kälte von mir Besitz ergreift. Aber da ist noch etwas anderes, etwas, das sich aus dem Verborgenen zu mir ans Licht durchkämpft. Etwas, das sich wie ein warmer schützender Mantel um mich legt und das sich wie Vertrauen anfühlt.
***
Mit zwei Flaschen Cola stehe ich wieder im Wohnzimmer. Rik hat es sich bequem gemacht und den Fernseher eingeschaltet. Anscheinend hat er nicht vor, so bald zu verschwinden. Ich will auch nicht, dass er geht.
»Wie geht es eigentlich der Frau…« Er runzelt die Stirn und scheint nach dem Namen zu suchen.
»Schumann«, helfe ich ihm aus und halte ihm grinsend die Cola hin. »Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Ich will auch niemanden nerven, deshalb warte ich besser, bis ich morgen auf der Arbeit bin. Da werde ich mehr erfahren.« Der Gedanke daran ist nicht gerade angenehm. Viel zu lange ohne Informationen. Egal, was ich mir auch einreden mag.
»Du nervst doch bestimmt nicht, wenn du dich mal kurz nach ihr erkundigst«, wirft er ein und bringt meinen Vorsatz deutlich ins Wanken.
»Die haben bestimmt alle Hände voll zu tun und… keine Nachricht ist doch irgendwie eine gute.« Es laut zu sagen, macht es nicht besser.
»Sie scheint dir ziemlich nahzustehen«, sagt er und mustert mich nachdenklich.
»Ja, sie ist nett.«
»Nett?«, wiederholt er belustigt. »Willst du mir was von ihr erzählen?«
»Sie ist der Grund, weshalb ich zu deinem Zumba-Kurs gekommen bin«, ist das erste, was mir einfällt und natürlich verfärbt sich mein Gesicht gleich wieder.
»Ich mag die Frau«, ruft er enthusiastisch.
»Spinner«, nuschle ich und mein Gesicht dunkelt noch ein wenig nach.
Rik zuckt nur mit den Schultern und drückt mir das Telefon in die Hand. »Ruf an!«
Eine Weile betrachte ich unschlüssig den Hörer, dann suche ich die Nummer meiner Station heraus. Es klingelt und mein Herzschlag erhöht sich automatisch. Ich stelle mich ans Fenster, mit dem Rücken zu Rik. Wenn die Nachricht nicht so sein sollte, wie ich es mir erhoffe, dann… ja, was mache ich dann eigentlich?
»Hier ist Bengt«, sage ich, nachdem Anja den Hörer abgenommen hat.
»Hey… ich weiß, warum du anrufst«, sagt sie und ich kann das Grinsen in ihrer Stimme praktisch hören. »Ich hätte dich auch noch angerufen, aber es war gerade ein wenig
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