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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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ist dein Tee«, sagt Kevin und stellt die Tasse hart auf den Tisch. Dann verschränkt er die Arme vor der Brust und sieht mich genervt an.
    »Ich kann das echt nicht ertragen«, brummt er missmutig. »Dieses ganze Gerede übers Alter und den Tod und so… Wir sind jung und sollten unser Leben genießen, solange wir noch können. Ich will über so eine Scheiße nicht nachdenken. Ich halte es da lieber wie die wirklich großen Stars. Ein rechtzeitiger und möglichst beeindruckender Abgang, bevor man alt und runzelig ist.«
    »Was redest du da eigentlich für einen Mist?«, fährt ihn Rik an.
    Ich will nicht, dass sie sich meinetwegen streiten. Ich kenne Kevins Sprüche in- und auswendig, auch wenn ich nicht begreifen kann, woher diese merkwürdige Angst vor dem Alter kommt. Ist ja nicht so, als wenn man etwas dagegen tun könnte oder irgendjemand davon verschont bleiben würde. Ich mache mir nur selten darüber Gedanken. Wenn, dann eher in die Richtung, dass ich nicht allein sein möchte, dass ich jemanden an meiner Seite haben möchte.
    »Ist schon gut«, sage ich und atme tief durch. »Geht ihr beide doch in die WunderBar . Ich bleibe zu Hause und gehe schlafen. Das ist wirklich kein Problem für mich. Ich wäre heute sowieso keine gute Unterhaltung.«
    »Sehr gut«, erwidert Kevin. Für einen Moment bin ich enttäuscht, obwohl ich wusste, dass er das Angebot annehmen würde. »Ich bin schnell im Bad und mache mich fertig.« Auffordernd sieht er Rik an, der schüttelt den Kopf.
    »Du kannst ihn doch nicht einfach so allein lassen.«
    »Warum nicht? Er will schlafen. Was kann ich da schon machen?«, antwortet Kevin ungeduldig.
    »Genau«, mische ich mich ein. »Es gibt keinen Grund, hierzubleiben.«
    Ich komme mir idiotisch vor, weil jedes Wort gelogen ist. Natürlich hätte ich ihn gern hier bei mir. Ich möchte nicht ins Bett. Ich möchte, dass er sich neben mich aufs Sofa setzt, dass er mich streichelt, mir sagt, dass alles gut wird. Ich will einen Film mit ihm gucken und in seinen Armen einschlafen.
    Seufzend trinke ich einen kleinen Schluck Tee und gebe mir Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. Kamillentee!
    Rik beobachtet mich. Vermutlich durchschaut er mich sogar. Aber zum Glück sagt er nichts. Ich wüsste auch nicht, was ich erwidern sollte.
    Es grummelt in meinem Bauch, als ich Kevin im Flur höre. Er zieht sich seine Schuhe an.
    Er geht wirklich und lässt mich allein zu Hause. Plötzlich habe ich das Gefühl, auf gar keinen Fall allein bleiben zu können. Vielleicht sollte ich mitgehen, mich ein paar Stunden zusammenreißen. Ich könnte es bestimmt mit Hilfe von diversen Cocktails schaffen…
    Aber stattdessen schalte ich den Fernseher ein und ignoriere Rik, dessen Blick auf mir ruht.
    »Viel Spaß«, sage ich leise und hoffe, er hört das Zittern in meiner Stimme nicht.
    Rik antwortet nicht und verlässt das Zimmer. Ich schließe die Augen und kämpfe gegen das ohnmächtige Gefühl an, das von meinem Körper Besitz ergreift.
    »Tschüß Engelchen«, ruft Kevin aus dem Flur. Er kommt noch nicht einmal zurück. Kein Kuss… Ich antworte ihm nicht. Ich kann ihm nicht antworten.
     

 
    Kapitel 7
     
    Und am Ende wird alles gut
     
     
    Unbeweglich sitze ich auf dem Sofa. Das Ticken der Uhr wird lauter, je mehr ich mich darauf konzentriere. Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten.
    Ich fühle mich schrecklich allein. Wie hypnotisiert starre ich den Fernseher an. Mein Blick bohrt sich in den unendlich schwarz erscheinenden Bildschirm. Es ist ein bisschen, als ob ich darin versinken, als ob mich die Dunkelheit einsaugen würde…
    Möglicherweise ist es dahinter viel besser als hier. Vielleicht verschwimmen dort Traum und Realität und etwas vollkommen Neues entsteht. Ein anderer Bengt. Nicht so blass und müde, keine dunklen Ringe unter den Augen, keine Haare, die aussehen, als ob sie seit Wochen keinen Kamm mehr gesehen hätten.
    Mein Magen knurrt. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt etwas gegessen habe. Die Vorstellung an Essen lässt Übelkeit in mir aufsteigen.
    Mein Blick bleibt erneut an der Uhr hängen. Die Zeit verrinnt selbst dann, wenn ich bewegungslos dasitze. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, seit Kevin mit einem lauten Knall die Tür ins Schloss geworfen hat. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, aber es sind wohl eher erst ein paar Minuten.
    Hoffnungsvoll halte ich immer wieder den Atem an und lausche, ob ich ein Geräusch an der Tür höre. Aber ich weiß es besser. Er wird erst im

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