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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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eher auf Rosen.« Ich beiße mir auf die Lippe, als mir bewusst wird, was ich da gesagt habe. Rik lacht leise.
    »Na ja, ich werde mir nächste Woche einfach ein Hochstämmchen für den Balkon kaufen«, wiegele ich ab. Als ich zur Tasse greife, merke ich, wie meine Hände zittern. Ich bin so angespannt und nervös wie schon lange nicht mehr.
    »Geht's dir gut?«, fragt Rik leise.
    »Ich hab Kopfschmerzen«, murmle ich.
    »Blöder Wodka«, erwidert er grinsend.
    »Ja, Scheißalkohol.«
    Erneut kommt unser Gespräch ins Stocken. Wir trinken und starren aus dem Fenster. Die Situation ist seltsam.
    »Wann bist du denn nach Hause gefahren? Konntest du überhaupt fahren?« Ich weiß nicht, ob es lebensmüde ist, das Gespräch in diese Richtung zu lenken, aber auf der anderen Seite kann ich die Spannung kaum noch ertragen.
    »Ich habe keine Ahnung, wie spät es war. Es fing gerade an, zu dämmern. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen und… irgendwie dachte ich, es wäre besser, wenn ich weg bin, bevor ihr aufwacht.«
    »Du hast eine Socke vergessen. Sie liegt auf der Anbauwand.« Ich grinse ihn schief an.
    »Die andere muss auch noch irgendwo sein. Ich bin jedenfalls ohne los.«
    »Kevin will aufräumen, da findet er sie bestimmt.«
    »Kevin und aufräumen?«, fragt er skeptisch.
    »Er hat es zumindest vorhin gesagt«, erwidere ich und kann die Ironie in meiner Stimme nicht unterdrücken. Ich bin auch nicht überzeugt.
    Rik fängt an, zu lachen. Prustend stimme ich nach einer Weile mit ein. Wir sehen uns an. Ich habe den Eindruck, dass wir gar nichts klären müssen. Erleichterung macht sich in mir breit. Diese Nacht ändert nichts zwischen uns. Oder doch, weil jetzt diese besondere Nähe zwischen uns ist. Rik stellt keine Ansprüche, macht keine Vorwürfe.
    Wir sitzen zusammen und reden über Belanglosigkeiten, über Alltagsgeschichten. Smalltalk, der sich bedeutungsvoll anfühlt. Ich höre ihm zu, lache mit ihm und fühle mich wohl.
    »Aber nächste Woche kommst du wieder zum Training«, sagt er und klingt, als ob er keine Ausrede gelten lassen würde.
    »Nächste Woche hab ich Geburtstag. Nicht, dass ich feiern würde, aber Kevin ist bestimmt nicht begeistert, wenn ich…«
    »Du hast am Mittwoch Geburtstag? Wieso willst du nicht feiern?« Er sieht mich neugierig an.
    »Es ist doch nichts Besonderes. Ich meine, man hat schließlich jedes Jahr Geburtstag. Ich…«
    »Erzähl keinen Quatsch!«, unterbricht er mich. »Wie alt wirst du eigentlich?«
    »Zweiundzwanzig«, brumme ich unbehaglich. Am Alter liegt es nicht, aber ich weiß nicht, wie ich ihm meine Feier-Unlust erklären soll.
    »Zweiundzwanzig, das kann man auf jeden Fall noch feiern. Wenn du erst so alt bist wie ich…«
    »Witzig! Leidest du auch so sehr wie Kevin?«, frage ich sarkastisch.
    »Na ja, leiden trifft es nicht wirklich. Dazu habe ich meist keine Zeit, weil meine Familie ziemlich unerbittlich ist. Egal, wohin ich ziehe, sie finden mich immer.«
    »Aber das klingt doch gut. So eine Familie hätte ich auch gern.«
    »Was ist denn mit deiner?«
    Ich verziehe mein Gesicht. Über dieses Thema rede ich nicht gern. Es tut weh und macht deutlich, wie unzulänglich ich bin. Das letzte Mal, das ich mit meiner Mutter geredet habe, ist schon eine Weile her. Sie hat gefragt, ob ich noch mit Kevin zusammen bin. Wir haben uns gestritten. Am Ende habe ich heulend auf meinem Bett gesessen.
    In solchen Momenten fehlt mir meine Oma besonders. Sie war eine Art Vermittlerin zwischen uns. Eine Vermittlerin, die meine Interessen vertreten hat.
    »Kein gutes Thema?«, unterbricht Rik meine Gedanken. Ich schüttle den Kopf. Er seufzt leise und legt seine Hand auf meine. »Vielleicht solltest du doch zum Tanzen kommen. Die Mädels würden bestimmt gern mit dir feiern.«
    »Vielleicht«, sage ich zögerlich. »Aber vielleicht hat Kevin etwas geplant.«
    »Ich dachte, er hätte sich gestern für nächsten Mittwoch verabredet«, sagt er, stockt dann und schlägt sich vor den Kopf. »Oder ich hab mich verhört… ich… Scheiße, alles klar, Bengt? Du bist so blass. Ich hab das bestimmt falsch verstanden«, versucht Rik zurückzurudern. Aber gesagt ist gesagt. Ich starre ihn entsetzt an.
    »Verabredet? Mit wem denn?« Mir wird schon wieder schlecht. Das kann nicht sein. Er kann sich nicht verabreden, wenn ich Geburtstag habe. Er kann mich nicht allein zu Hause lassen.
    »Die Verabredung könnte auch für euch beide gewesen sein und ich… ich Idiot habe jetzt die Überraschung

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