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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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könnte erkennen, was er denkt. Aber sein Blick ist für mich verschlossen. Trotzdem lehne ich mich seiner Berührung entgegen und genieße die Finger, die nun über meine Wange streichen.
    Ich glaube, es ist ein verliebter Moment, ein Moment, in dem es nur uns beide gibt. Obwohl ich dieses merkwürdige Gefühl in meinem Inneren nicht abschalten kann. Die letzte Nacht hat etwas mit uns verändert. Vermutlich spürt es Kevin ebenso.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragt er und bricht damit den Zauber. Er verlässt das Bad.
    Mit Unbehagen denke ich daran, dass ich heute noch zur Arbeit muss. Ich fühle mich wirklich elend.
    »Du hast noch zwei Stunden«, ruft Kevin mir aus dem Wohnzimmer zu. »Scheiße, wie sieht es denn hier aus?«
    Nur mit Mühe schaffe ich es, mich von der Wand zu lösen. Meine Beine sind zittrig, mein Hintern brennt bei jedem Schritt, Gel läuft mir unangenehm über die Innenseiten der Oberschenkel.
    Tatsächlich ist der Anblick unseres Wohnzimmers ein Schock. Es sieht aus, als hätte hier eine Schlacht stattgefunden. In mancher Hinsicht stimmt das sogar. Wodka- und Colaflaschen liegen am Boden verstreut, die Karten dazwischen verteilt. Ebenso wie unsere Klamotten. Kevins Unterhose baumelt an der Lampe.
    Der Anblick treibt mir die Röte ins Gesicht. Auf der Anbauwand entdecke ich eine Socke. Ich glaube, sie gehört Rik. Anscheinend ist er heute Nacht ohne Socken verschwunden.
    »Wir sind ganz schön abgegangen«, stellt Kevin lachend fest und lenkt meine Aufmerksamkeit von der Socke weg. Er hat inzwischen seine Unterhose von der Lampe genommen und schwenkt sie wie eine Fahne durch die Luft, ehe er sie mir entgegenschleudert. Ihn scheint der Anblick zu amüsieren.
    Kevin bückt sich und hebt einige der Flaschen auf, um sie auf den Tisch zu stellen. »Ich glaube, ich brauche erst mal einen Kaffee. Was ist mit dir? Du bist immer noch ein bisschen grün im Gesicht. Du musst doch hoffentlich nicht schon wieder kotzen?«
    Ich schüttle den Kopf und schließe die Augen.
    »Kaffee wäre großartig«, brumme ich.
    »Du solltest duschen gehen, damit du pünktlich zur Arbeit kommst, oder willst du dich krank melden?«
    »Nein, auf gar keinen Fall. Ich schaffe das schon.«
    »Du bist ja so ein pflichtbewusster junger Mann. Ein wahrer Engel eben. Also, ab unters Wasser mit dir, während dein unglaublich liebevoller Freund Kaffee kocht.«
    »Unglaublich…«, wispere ich.
    Kevin streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, lasse mich von ihm hochziehen und zurück ins Bad schieben. Seine Hand klatscht auf meinen Hintern, bevor er lachend verschwindet.
    Einen Moment stehe ich hilflos herum, bis Leben in meinen Körper kommt und ich in die Wanne steige. Ich ziehe den Vorhang zu. Das Wasser lasse ich abwechselnd kalt und heiß über meinen Körper laufen und hoffe, damit ein paar Lebensgeister zu wecken. Ich nehme eine riesige Menge Duschgel, um die Spuren der letzte Nacht abzuspülen.
    ***
     
    Ich trinke den Kaffee in kleinen Schlucken. Mein Magen rebelliert immer noch. Vielleicht hätte ich besser einen Tee getrunken. Schweigend starre ich aus dem Fenster.
    Der Himmel ist bis auf ein paar einsame Wolken strahlend blau. Die Bäume wiegen sich sanft im Wind. Das junge Grün der Blätter bildet einen wunderbaren Kontrast zum Himmel.
    Ein echter Frühlingstag… nur leider fühle ich mich nicht besonders frühlingshaft. Es ist, als wäre ich mit offenen Augen über eine Grenze geschubst worden und nun weiß ich nicht, was ich auf der anderen Seite machen soll. Leider gibt es kein Zurück, keine Zeitmaschine, in die ich steigen kann, um die Geschehnisse zu verändern.
    Ich bin unsicher, weil ich nicht weiß, was das Ganze für Kevin bedeutet. In meinem Kopf herrscht neben der Angst absolute Leere. Kevin dagegen habe ich schon lange nicht mehr so ausgelassen und gesprächig erlebt. Ich habe Mühe, ihm zu folgen.
    »Hattest du das geplant?«, frage ich unvermittelt. Kaum sind die Worte über meine Lippen wird es eng in meiner Brust. Mit zittrigen Händen stelle ich die Tasse auf den Tisch und schaue Kevin an. Irritiert hält er inne. Ich habe ihn in seinem Redefluss unterbrochen. Das kann er nicht leiden. Sein Gesicht verdüstert sich.
    »Hattest du das geplant?«, wiederhole ich die Frage, die so penetrant in meinem Kopf herumschwirrt. Meine Stimme klingt erstaunlich fest, auch wenn es in meinem Inneren anders aussieht. Ich weiß nicht, wie ich mit seiner Antwort umgehen soll, und bin mir nicht einmal sicher,

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